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Mörder und Marder

Mörder und Marder

Titel: Mörder und Marder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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»Sag mal – also, du und Ariane, das ist zu Ende? Wirklich? Nicht nur vorübergehend?«
    Matzbach stand auf und ging zu einem der Regale. »Sieh da. Leisegangs
Gnosis
– seit Jahren versuche ich, sie antiquarisch zu kriegen. Und du hast das Buch. Warum legen die Affenärsche das nicht endlich mal neu auf?«
    Hoff zupfte an seinem Ohrläppchen. »Mir fällt gerade was ein«, sagte er, beinahe aufgeregt.
    Matzbach warf ihm einen mißtrauischen Blick über die Schulter zu.
    »Hab ich dir mal von den Wochenenden im Westerwald erzählt?«
    »Nein.«
    »Ah. Paß auf, das ist so. Ein paar Leute, alte Kommilitonen. Wir haben alle diese brotlose Kunst studiert und uns damals in dem Haus im Westerwald aufs Examen vorbereitet. Es gehört einem Onkel von einer von uns.«
    »Bei so viel ›vons‹ müßtet ihr adlig sein.«
    »Har-har-har. Das war vor einigen Jahren. Es war eine sehr – hm, abwechslungsreiche und amüsante Zeit. Vier Frauen und vier Männer.«
    »Ja. Soll ich jetzt die Anzahl der möglichen Varianten berechnen?«
    »Quatsch. Seitdem treffen wir uns jedes Jahr, am ersten Märzwochenende. Freitag fahr ich hin. Manchmal bringen wir noch Gäste mit. Hast du nicht Lust, mitzukommen?«
    Baltasar stellte das Buch zurück. »Meinst du, ich sei der Zerstreuung unbedarft bedürftig?«
    Hoff hob die Hände über den Kopf. »Mann, nun dreh doch nicht jeden Gedanken siebenmal um. Ich dachte nur, es könnte dich interessieren. Ich bin nämlich von der Truppe der letzte, der einen Beruf erfunden hat. Die anderen sind längst in merkwürdigen Tätigkeiten befangen.«
    Baltasar verzog das Gesicht. »Paß auf deine Bilder auf, sonst verhedderst du dich. Was für merkwürdige Tätigkeiten?«
    Hoff gluckste. »Oh, da haben wir eine hochbezahlte Portraitrice, die alles mögliche kann, nur nicht malen. Einen Auftragsdichter. Einen Tierverleiher. Eine Hexe …«
    »Moment. Du willst sagen, alle haben, ach, Philosophie sinnlos studiert und sich hinterher Berufe einfallen lassen, die es nicht gibt?«
    »Genau. Und wir treffen uns am Freitag, irgendwann am frühen Nachmittag, in einem Haus im Westerwald, um Geschichten auszutauschen und uns an die alten Zeiten zu erinnern.«
    Matzbach lächelte jäh. »Geschichten. Das klingt gut. Wilde Geschichten? Bizarre Geschichten?«
    Hoff sah ihn lauernd an. »Ja. Kommst du mit?«
    Das Lächeln wich einer Grimasse. »Nur, wenn du keine Hintergedanken in Richtung Seelentröstung hast.«
    Hoff seufzte. »Dummes altes Chamäleon. Wie könnte ich? Ich glaube nur, es wäre für dich ganz interessant. Für uns auch. Da sind einige Leute, mit denen du dich bestimmt hervorragend mißverstehst. Ein schönes Wochenende mit Streit, Wortgefechten, Schlägereien und anderen Zerstreuungen. Na?«
    Matzbach spitzte den Mund. »Jo. Ich habe aber im Moment keinen Wagen. Und dich im Verdacht, daß du mich mal wieder nur als Chauffeur anheuern willst.«
    Hoff war empört. »Mal wieder nur als Chauffeur … Wer hat dich denn in deinem komischen alten Citroën gefahren? Du mich oder ich dich?«
    »Du mich auch. Aber den Wagen gibt’s nicht mehr. Das Packeis von Sankt Peter-Ording hat ihn verschlungen.«
    »Packeis schlingt nicht. Aber das ist dir ja egal. Wieso hast du kein neues Auto? Bist du drei Monate lang zu Fuß gegangen? Kein Geld?«
    Matzbach klopfte auf seinen umfänglichen Leib. »Seh ich so aus? Nein. Ich habe in den letzten Zeiten Mietwagen verschiedenster Fabrikate gelenkt, aber nichts gefunden, was mich befriedigt. Und weil ich mir einen Rolls leisten könnte, bin ich wählerisch, also kommt Rolls nicht in Frage.«
    »Du solltest mich mal konsultieren, was formale Logik angeht. Das ist eine philosophische Disziplin, weißt du. Wieso hast du dir denn keine neue Pallas angeschafft?«
    »Gibt’s nicht«, knurrte Baltasar. »Die alten, das war wie Omas robuste gute Stube auf Rädern. Die neuen, das ist wie Helikopter mit Rundum-Armaturen. Furchtbar. Nein, will ich nicht.«
    »Wir können mit meinem Ford fahren.«
    Es klingelte. Matzbach runzelte die Stirn; Hoff stand auf und ging zur Tür. Ein Mann in grauem Flanell stand auf dem Korridor, einen Übergangsmantel über den Arm.
    »Sind Sie der Philosoph?« Dann sah er Matzbach. »Oh, Sie haben schon jemanden in der Sprechstunde ...«
    Hoff lächelte und schüttelte den Kopf. »Nein. Das ist ein Bekannter. Er wollte sowieso gerade gehen. Kommen Sie, setzen Sie sich.«
    Baltasar stand auf, leerte seinen Brandy, warf die Zigarre in den Aschbecher und stapfte

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