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Mörder und Marder

Mörder und Marder

Titel: Mörder und Marder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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Geländer auf den hölzernen Boden gerutscht. Hoff, der nach vorn schaute, stieß einen Wehlaut aus. »Die schönen Kastanien. Hab ich’s nicht gesagt?«
    Unter den Schneemassen waren Äste von den Stämmen und Zweige aus den Kronen gebrochen; die Bäume, die die Auffahrt zum Haus beschirmen sollten, glichen vergessenen Vogelscheuchen. Bruchholz und Schnee hatten einen Wall über den Weg gelegt.
    Adelheid Koslowski trat neben Henry und legte die rechte Hand an ihre Wange. »O weh. Und ich soll am Montag in Düsseldorf sein.«
    Hoff klopfte auf die Fensterbank. »Das kannst du vergessen. Mit Schneeschuhen oder Helikopter ja, aber so?«
    Genenger, der bis dahin mit stiller Wucht gefrühstückt hatte, räusperte sich. Es klang, als bereite sich in der tonnenförmigen Brust Lava zum Ausbruch vor. Matzbach, der Genenger noch kein Wort hatte sagen hören, fuhr aus seiner tiefen Versunkenheit auf.
    »Wir könnten natürlich schaufeln.« Genenger hob seine Pranken und imitierte einen Maulwurf beim Brustschwimmen.
    Adelheid, die sich am besten auskannte, da das Haus ihrem Onkel gehörte und sie viele Ferien hier verbracht hatte, schüttelte den Kopf. »Womit? Alles Werkzeug ist im Schuppen, und der ist unter Schnee. Und zwar ziemlich weit weg – fünfzig Meter, schätze ich.«
    »Es kommt hinzu«, sagte Melcher, »daß es offenbar wärmer geworden ist. Die Sonne scheint. Das heißt, was da liegt, ist kein Pulverschnee, den man wegwedeln kann. Es dauert nicht mehr lang, dann ist alles zusammengebacken.«
    Matzbach stand jäh auf. Er ging zum Sofa, auf dem Schuster Nachmittag und Abend verbracht hatte, und untersuchte die schmierige Tasche. »Ist jemand an diesem zweifelhaften Objekt gewesen?«
    Die Antwort war allgemeines Kopfschütteln.
    »Henry, du hast gestern abend die letzte Packung mit Instantfilm aus der Tasche geholt. Erinnerst du dich, was sonst noch drin war?«
    Hoff blies die Wangen auf. »Nein, wieso? Ich könnte natürlich reinschauen und versuchen, mich zu erinnern.«
    »Ein ungewöhnlich intelligenter Vorschlag deinerseits. Tu es.«
    Hoff kam zum Sofa, ergriff die Tasche und starrte hinein. Man sah ihn denken; schließlich legte er das klebrige Ding weg und schüttelte den Kopf. »Ich kann’s nicht genau sagen, aber ich glaub, so ungefähr hat’s gestern auch ausgesehen.«
    Evita blickte von Hoff zu Matzbach und zurück; dann wandte sie sich an die anderen. »Was soll das eigentlich? Wollt ihr jetzt hier tatsächlich mit diesem dicken Ungeheuer Krimi spielen? Also, ich finde das albern. Und unmöglich.«
    Jorinde Seyß schleuderte mit einer Kopfbewegung ihre langen Haare durch die Luft; im indirekten Sonnenlicht bildete sich einen Moment ein rötliches Spinnennetz, in dem Matzbachs Augen sich verloren. »Herzchen, du siehst das nicht ganz richtig«, sagte sie mit einer gewissen Schärfe. »Da oben liegt ein Toter. In diesem Haus gibt’s kein Telefon. So, wie es aussieht, werden wir ein paar Tage hier festsitzen. Wir können also nicht mit dem hilfreichen Tatortkommissar rechnen. Es wird keiner kommen. Was, meinst du, sollen wir tun.«
    Evita biß sich auf die Unterlippe und schwieg.
    »Außerdem«, setzte Jorinde gedehnt hinzu, »gibt es da noch etwas zu bedenken. Hat schon jemand einen Rundgang gemacht und aus
allen
Fenstern geschaut?«
    Baltasar setzte seine Morgenzigarre in Brand und jagte eine Serie von Ringen an die Decke. Mit ovalem Mund redete er um die Brasil zwischen seinen Zähnen herum. »Ich habe mir erlaubt, während Sie alle bereits hier unten waren, einen Rundgang im Obergeschoß zu machen und aus allen Fenstern zu sehen. Ja.«
    Evita fuhr herum. »Wie kommen Sie dazu, in alle Zimmer zu gehen? Unverschämtheit.«
    Matzbach nickte. »Sie haben ganz recht, Verehrteste, und natürlich bin ich zerknirscht. Ich hoffe, Sie sehen es mir an. Das ändert aber nichts an der bedenkenswerten Tatsache.«
    »Welcher Tatsache?« Susanne Steul warf Evita einen mißbilligenden, Matzbach einen interessierten und beinahe freundlichen Blick zu.
    Baltasar schwieg.
    »Ich kann’s euch sagen.« Jorinde Seyß legte die schlanken, schmucklosen Hände auf den Tisch und schien die warmroten Nägel zu zählen. Etwa bei sieben blickte sie auf. »Ich habe mich nämlich umgeschaut. Das ganze Haus ist von Schnee umgeben. Und der Schnee ist überall ungebrochen. Es gibt keine Spuren.«
    Hoff ließ sich neben die Tasche auf das Sofa fallen. Der Marder jaulte zwischen den Decken, mit denen Henry ihn gefesselt hatte.
    Evita

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