Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mörder und Marder

Mörder und Marder

Titel: Mörder und Marder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
Vom Netzwerk:
umgeben zu sein. Natürlich kann ich etwas daraus machen. Ich kann Ihnen mit Bestimmtheit sagen, daß Schuster ermordet worden ist. Den Zeitpunkt müßte ein Arzt bestimmen; ich kann ihn ungefähr schätzen. Ich weiß auch, wie der Mörder vorgegangen ist. Daraus kann man einige Schlüsse auf den Mörder oder die Mörderin ziehen.«
    Hoff starrte ihn an. »Sag mal, spinnst du? Ist dir ein größerer Furz aufwärts ins Hirn abgegangen?«
    Matzbach seufzte abermals. »Ich sag’s ja, es ist ein Kreuz mit den Dummen. Nein, ich spinne nicht. Ich weiß, auf welche Weise Schuster ermordet worden ist. Ich glaube, ich weiß auch, wer es getan hat. Ein paar Einzelheiten dabei sind noch nicht beweisbar; eher begründete Spekulation.«
    Genenger kratzte sich den Kopf. »Das ist mir zu hoch. Erhellen Sie mich, großer Meister.«
    Matzbach rülpste plötzlich dröhnend. »Ah, jetzt geht’s mir besser. Der viele Rotwein und dann der Kaffee. Nein, ich will noch nicht darüber reden, bis ich die zwei oder drei wichtigeren ungeklärten Fragen beantworten kann. Ich will euch beiden aber etwas zeigen. Geben Sie mir mal die Fotos.«
    Genenger reichte ihm das Päckchen mit den Bildern. Matzbach hielt eines hoch; Hoff und Genenger starrten ihm über die Schulter.
    »Hier. Vergessen wir die anderen hübschen, aussagekräftigen Details. Nehmen wir nur mal das Fenster. Seht ihr was?«
    Beide schauten gehorsam an der Spitze seines Zeigefingers vorbei. Genenger stieß einen leisen Pfiff aus; Hoff nickte heftig. »Ja, klar. Da sind Eiszapfen an der Traufe. Und da« – er deutete auf das Fenster des realen Zimmers – »sind keine mehr.«
    Baltasar steckte die Bilder ein, schob die beiden aus dem Zimmer und schloß die Tür ab. »Sehen wir uns doch die anderen Zimmer an.«
    Sie machten einen Rundgang durch die Räume der Etage; zuletzt gingen sie in Baltasars Zimmer.
    »Sie haben recht«, brummte Genenger. »Das ist oberfaul.«
    Hoff ließ sich auf Matzbachs Bett fallen. »In keinem Zimmer sind Eiszapfen am Fenster. Ich meine, ich hab nicht drauf geachtet, aber wenn auf dem Bild welche sind, dann müßten doch an den anderen Traufen auch welche gewesen sein.«
    Baltasar starrte aus dem Fenster seines Zimmers, auf die von Eiszapfen freie Kante der Dachrinne. »Ja. Und ich kann bezeugen, daß gestern nachmittag zumindest da welche waren. Ich habe nämlich einen abgebrochen und wider meinen Durst gelutscht.« Nachdenklich setzte er hinzu: »Es ist also jemand durch die Zimmer gegangen und hat alle Eiszapfen entfernt. Ziemlich alberne Tätigkeit. Entweder gestern abend, als alle anderen in den Betten beziehungsweise unten beim Schachspiel waren. Oder heute früh, während ihr das Haus nach dem Großen Unbekannten abgesucht habt.«
    Genenger schwieg. Hoff sagte aufgeregt: »Eh, Dicker, vielleicht hat der Bösewicht ja noch was getan. In deinem Zimmer. Wo hast du deine Pistole?«
    Genenger hob die Brauen. Baltasar nahm die Reisetasche vom Stuhl und schaute hinein. Dann hielt er sie so, daß die beiden anderen hineinsehen konnten. »Sie ist weg. Einfach futsch.«
    Genenger nickte düster. »Prost.«
    Hoff starrte Matzbach an und sagte nichts. Er hatte den Eindruck, daß Baltasars Augen zufrieden leuchteten. Und um die feisten Mundwinkel zuckte ganz kurz ein Lächeln.
    Die anderen saßen im Kaminzimmer, wie zuvor, bemüht, sich den Rücken freizuhalten und einander nicht aus den Augen zu verlieren.
    Angesichts der Versammlung hustete Matzbach einmal kurz und trocken. Während Genenger und Hoff sichere Sitzplätze suchten, blieb er in der Tür stehen. Er schloß sie nicht, und aus dem ungeheizten Korridor drang Luft in den Raum. Baltasar steckte die Hände in die weiten Taschen der Kordjacke.
    »Können Sie nicht wenigstens die Tür schließen?« fragte Evita Rieseby. Sie bibberte unter dem Sweatshirt.
    »Doch. Ich will aber nicht. Ist was beim Aschesieben in der Küche rausgekommen?«
    Melcher und Susanne Steul hoben demonstrativ je eine Hand. Adelheid Koslowski nickte nur und deutete auf einen Blechkasten auf dem Eßtisch.
    »Wozu zeigen Sie mir Ihre Tentakel? Ich sehe von hier, daß sie schmutzig sind. Begehren Sie eine Waschung von meiner fürsorglichen Hand?«
    Melcher rümpfte die Nase. »Quatsch. Wir haben uns verbrannt. Asche aus einem brennenden Herd ...«
    »Na ja, wenn wieder mal Kastanien aus einem heißen Medium zu entfernen sind, wissen Sie, wie’s geht.«
    Melcher schwieg; Susanne riß die braunen Augen auf und fauchte: »Sie sind

Weitere Kostenlose Bücher