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Mörder und Marder

Mörder und Marder

Titel: Mörder und Marder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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der Lärm an der Badezimmertür losging.«
    Genenger zerrte an seiner Nase. »Während du gepennt hast und die beiden im Bad waren – was habt ihr da eigentlich gemacht? Na ja, egal. In der Zeit hätte jemand die Leiche klauen und verstecken können. Die beiden im Bad haben ein Alibi. Vermute ich.« Er grinste. »Jorinde müssen wir glauben, daß sie es nicht war. Und wir anderen waren bei den Autos.«
    »Stimmt nicht«, sagte Melcher. »Wir waren auf dem Weg zu den Autos, dann bei den Autos, dann auf dem Rückweg. Aber ich bin einmal zurückgegangen. Ich mußte mal.« Er wickelte den Schal, den er auch beim Essen nicht abgelegt hatte, um seinen linken Unterarm und betrachtete ihn forschend, verwarf diese Form des Tragens jedoch und wickelte ihn wieder ab. Er lächelte. »Ich war unten auf dem Klo. Dabei habe ich oben seltsame Geräusche gehört. In der Zeit war ich also nicht bei den Autos.«
    Evita nickte heftig. »Stimmt. Sagt mal – ist nicht jeder von uns mindestens einmal zurückgegangen?«
    Henry runzelte die Stirn, verließ seinen Platz neben dem Sofa und ging zum Tisch. »Das ist richtig. Arthur ist auf dem Klo gewesen. Ich war zweimal im Haus. Zuerst hatte ich, es tut mir leid, die Autoschlüssel vergessen.«
    Alles kicherte. Baltasar machte nur »ts, ts, ts«.
    »Kann ja mal passieren, oder? Dann habe ich mich mit den Schlüsseln zum Wagen gewühlt und die erste Ladung Konserven geholt. Dann bin ich noch mal zurück zum Wagen.«
    »Hattest du vergessen abzuschließen?« Matzbach zündete sich mit Behagen eine Zigarre an.
    »Nein. Ich hab deine Scheißzigarren geholt.«
    Genenger blickte nachdenklich Eva und Adelheid an. Die Große Scharlatante war sichtlich verlegen. »Mir ist es so ähnlich ergangen wie Henry.« Sie zwang sich zu einem schrillen Kichern und verknotete die dürren Finger. »Als wir bei den Autos waren, fiel mir auf, daß ich nichts zum Tragen dabeihatte. Da bin ich zurück und hab ne Tasche geholt.«
    »Ihr seid aber nicht zusammen zurückgegangen, du und Henry?« sagte Jorinde.
    »Nein.« Henry richtete sich auf, zu seiner vollen Größe, als sei er stolz. »Als Adelheid an ihrem Auto war, war ich noch lange nicht an meinem. Wir waren ja die letzten.«
    Melcher zählte an den Fingern bis fünf. »Adelheid, Susanne und Eva sind in einem Wagen gekommen. Weshalb seid ihr dann beide raus, Eva? Adelheid?«
    Evita machte einen Schmollmund und strich sich etwas Blondes aus der Stirn. »Ich hab mich im Haus gegrault. Deshalb. Ich bin aber, bevor wir zu den Autos gekommen sind, noch mal zurück. Ich mußte nämlich auch mal.«
    Genenger seufzte. »Und ich? Ich mußte nicht. Nein. Aber ich bin ins Haus zurückgegangen, weil ich mein Türschloß nicht aufkriegte. Ich hab ein Feuerzeug geholt. Und nen Lappen zum Wischen.«
    Matzbach näherte sich dem Tisch und blies eine Rauchwolke über ihn hin. »Festzustellen bleibt«, sagte er, »daß außer Frau Steul und mir jeder die Leiche hätte entfernen können. Jorinde hat vielleicht geschlafen, vielleicht aber auch nicht. Und jeder von Ihnen ist zum einen oder anderen Zeitpunkt allein zum Haus zurückgekommen.«
    Jorinde stand auf und verließ den Raum. Als sie zurückkam, hielt sie ein Kartenspiel in der Hand.
    »Ich habe das satt«, sagte sie. Sie warf die Karten auf den Tisch.
    Baltasar nahm die Zigarre aus dem Mund und deutete damit auf das oberste Blatt. Die Karten lagen mit den Bildern nach oben. Das Bild der obersten, einzig sichtbaren Karte zeigte einen Mann, der kopfunter von einem Galgen baumelte.
»Der Gehenkte«
, sagte Baltasar. »Die Hexe greift zum Tarock. O weh.«
    »Tarot, bitte«, Jorinde sprach es Französisch aus.
    »Unsinn. Blanker Blödsinn.
Tarot
ist die französische Variante zum italienischen
tarocchi
oder
tarocchini
, und die deutsche Fassung davon lautet seit Jahrhunderten Tarock. Aber das ist so mit diesen neumodischen Wirrköpfen, die zuerst Philosophie studieren und hinterher die Leichtgläubigkeit ihrer Mitmenschen ausbeuten. Auch das sogenannte
Backgammon
oder
Trictrac
hieß auf Deutsch längst Puff, ehe es aus Amerika wieder zurückkam. Aber was reg ich mich auf?«
    »Puff hin oder her«, sagte Adelheid mit einem Kiekser in der Stimme. »Willst du die Karten fragen, wer der Mörder ist?«
    Jorinde nickte.
    Baltasar hustete. »Fragen wir doch zuerst mal eine andere Frage. Wo könnte wer auch immer die Leiche versteckt haben?«
    Niemand antwortete. Alles starrte entweder auf die Karten oder auf Matzbachs Zigarre.
    »Was

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