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Mörder und Marder

Mörder und Marder

Titel: Mörder und Marder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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betrachtete die Tür; drehte sich erneut um und starrte in den Garten. »Durchs Haus oder aus dem Fenster?« fragte er sich leise. »Beides geht. Zwei waren im Bade, die anderen sechs? Alle beim Straßenbau Richtung Auto? Hmpf.« Er schaute noch einmal aus dem Fenster. Die Schatten wurden schon lang, und unter dem Fenster war alles zerwühlt. »Man hätte eine Leiche hinunterwerfen können, dann sähe es nicht viel anders aus. Ihr habt nichts gesehen, wie?« fragte er die Schneemänner, aber sie schwiegen.
    Nach Sonnenuntergang war die erneute Hausdurchsuchung abgeschlossen. Bei gebackenen Bohnen, Spiegeleiern und Graubrot mit Leberpastete sowie Kaffee und Tee saßen mürrische Menschen um den Eßtisch im Kaminzimmer. Zunächst hatte man Matzbach von der Nahrungsaufnahme ausschließen wollen, aber Henry, Jorinde und Evita waren dagegen gewesen.
    Susanne saß Baltasar schräg gegenüber. Sie führte eine mit Bohnen und Eierfragmenten beladene Gabel zum Mund, blickte auf und stellte fest, daß Matzbach sie milde betrachtete. Daraufhin schob sie trotzig die Unterlippe vor und ließ die Mundwinkel sinken. Da es sich jedoch um eine Position handelte, die ihr das Kauen erschwerte, gab sie sie bald wieder auf.
    »Was für ein Auto fahren Sie eigentlich, Arthur?« sagte Baltasar plötzlich.
    Melcher fuhr aus tiefen Gedanken auf. »Einen Ritmo. Wieso?«
    Matzbach hob unschuldig die Augen gen Himmel. »Ich suche immer noch nach einer Inspiration. Ich weiß nicht, für welches Auto ich mich entscheiden soll.«
    »Einen Müllwagen«, sagte Susanne Steul vernehmlich.
    »Zu groß und zu vorlaut, wie gewisse Pseudomalerinnen.«
    Jorinde schob ihren leeren Teller von sich und stützte die Ellenbogen auf den Tisch. »Sie können aber wirklich aus jeder Lage zurückballern, Mann. Ohne lange Vorwärmzeit.«
    Matzbach schlürfte an seinem Kaffee. »Reden wir nicht von meiner Schlagfertigkeit. Sie ist über jede Erwähnung erhaben. Wir sollten uns mit der neuen Situation befassen.«
    Susanne warf ihm einen giftigen Blick zu. »Und Sie waren es doch!«
    Baltasar legte die Hände hinter dem Kopf zusammen. »Erzählen Sie es mal allen. Und mir sagen Sie bitte, wie ich die Leiche habe verschwinden lassen, während ich mit Ihnen, hm, dieses lange Gespräch führte.«
    »Weiß ich nicht.« Sie stutzte. Dann, lebhafter: »Doch, natürlich. Sie sind in Schusters Zimmer gegangen und haben hinterher behauptet, die Leiche ist futsch. Wer sagt uns denn, daß Sie sie nicht erst dann beseitigt haben?«
    Baltasar wiegte nachdenklich das Haupt. »So könnte es gewesen sein.«
    Genenger hieb mit dem Mittelfinger wuchtig auf die Tischplatte. »Was ist das denn nun wieder für ein Unsinn? Meinst du etwa, der Dicke hat Schuster gemeuchelt?«
    Susanne nickte und setzte den Lauschenden ihre Theorie auseinander. Matzbach stand währenddessen auf und ging suchend durch den Raum.
    Henry hörte Susannes Ausführungen nur halb zu und folgte Baltasar mit den Blicken. Schließlich stand auch er auf und ging zum Sofa, auf dem der Marder mit den Decken rang. »Das Kerlchen hat natürlich Hunger«, sagte er mitleidig. »Deine Theorie ist Blödsinn, Susanne. Ich hab wirklich die Pistole gesehen. Und da, wo sie war, ist sie nicht mehr. Du suchst was Bestimmtes, Baltasar?«
    Matzbach knurrte. »Zigarren. Ich dachte, ich hätte hier vielleicht gestern eine liegenlassen.«
    Hoff holte eine Kiste unter einem Kissen hervor und reichte sie ihm. »Du hast es zwar nicht verdient, aber ich bin ja auch bei den Autos gewesen. Ich hab’s dir mitgebracht.«
    Baltasar nahm die Kiste, zog Hoff an dessen Hand zu sich und sabberte ihm schmatzend etwas auf die Stirn.
    »Deine Theorie ist phantasievoll, aber sie stimmt nicht«, sagte Jorinde.
    »Wieso?« Susanne klang gereizt.
    »Zuletzt hat Henry die Leiche gesehen, bevor Baltasar dich im Bad besucht hat, nicht wahr? Du sagst, nach dem Badebesuch könnte Baltasar die Leiche weggeschafft haben. Kann er nicht. Ich habe hier auf dem zweiten Sofa gelegen und geschlafen. Als du oben wütend aus dem Bad gerauscht bist, bin ich wachgeworden.« Sie lächelte kurz. »Von da an hab ich alles gehört, was im Haus passiert ist. Und Baltasar ist wirklich nur kurz in Schusters Zimmer gewesen und dann gleich runtergekommen.«
    »Dann hat er einen Komplizen. Dich vielleicht.«
    Die Hexe sprühte wieder grüne Funken. »Erzähl keinen Quatsch. Ich hab hier gedöst. Allerdings kann ich mal ganz weggesackt sein. Ich habe jedenfalls nichts gehört, bevor

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