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Mörder und Marder

Mörder und Marder

Titel: Mörder und Marder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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Kreislauf der Natur; die fallenden Köpfe können auch für Samenkörner stehen. Und die Drei, Kreuz Drei, hat etwas mit Handel und Gewinn zu tun, und zwar aus Transaktionen, die per Schiff vorgenommen werden.«
    »Die Karten, lieber Freund«, sagte Matzbach, »weisen Sie hiermit als legitimen Nachfolger Charons aus. Sie dürfen um guten Gewinn die Toten ins Jenseits befördern. Ich rate Ihnen, den Karren, den Sie zum Transport der Särge auf dem Friedhof benutzen, in Form eines Schiffes zu halten.«
    Genenger wirkte einen Moment unsicher. »Sie werden lachen. Aber so sieht der Karren tatsächlich aus.«
    Matzbach schnitt eine Grimasse und paffte.
    Adelheid Koslowski starrte unglücklich auf die vor ihr liegenden Karten; Pik Acht und
Die Kraft:
Eine Frau, die mit bloßen Händen die Kiefer eines Löwen zusammenpreßt. Jorinde kommentierte, Adelheid befasse sich in unnatürlicher Weise mit etwas, das für sie eigentlich zu groß sei;
Die Kraft
sei ein Symbol für die Macht der Disziplin, die vieles überwinde. Die Pik Acht hingegen deute auf schlechte Nachrichten und gesundheitliche Probleme.
    Vor Matzbach lag
Der Einsiedler:
Ein Greis mit Umhang, Wanderstab und einer Laterne, in der ein Stern brennt. Daneben Herz Vier.
    Jorinde lächelte Baltasar an. »Nicht zu fassen. Manchmal ist es wirklich überraschend.«
    »Mir ist es beinahe peinlich«, behauptete Matzbach. Er rülpste und wedelte mit der Herz Vier Zigarrenrauch fort.
    »Was bedeutet es?« Henry warf Matzbach einen maliziösen Blick zu.
    »Der
Einsiedler
«, sagte Jorinde, »steht für Wissen und Selbstgenügsamkeit. Er braucht keine Gesellschaft und ist dennoch für andere ein Licht. Der Stern, dem er folgt, befindet sich bereits in seiner Gewalt, in der Laterne, die er trägt. Kontrollierte Vernunft, zum Beispiel. Herz Vier heißt Lebensfreude trotz Einsiedelei. Gelächter, finanzieller Erfolg.«
    Henry seufzte. »Die Karten taugen nichts. So viel hat der Fettwanst nicht verdient.«
    Evita kicherte plötzlich. »Komisch. Ungefähr so hab ich mir das vorgestellt mit Ihnen, Baltasar.«
    Baltasar nahm die Zigarre aus dem Mund und hielt sie einen Moment wie der Einsiedler des Bildes den Stab. »Die Laterne«, sagte er, »kann ebenso ein Käfig sein, in dem ich einen glühenden Marder spazierentrage. Solange ich nicht diesen fiesen Umhang anziehen muß, ist es mir aber egal.«
    Vor Henry lag Karo Sechs, daneben
Die Sterne:
Umgeben von einem großen und sieben kleinen Sternen sowie blühenden Bäumen und Büschen gießt ein nacktes Mädchen Wasser aus zwei Amphoren auf die Erde. »Frühling, Neubeginn, Glück, Seelenfrieden, Fortpflanzung. Glückwunsch, lieber Henry.«
    Hoff starrte verdutzt auf die Karten, dann in Jorindes Gesicht. »Also alles bestens?«
    »Ja. Du beginnst ein neues Leben; die Geschäfte entwickeln sich prächtig. Jemand wird sehr lieb zu dir sein und dich streicheln.«
    »Aha. Wie merke ich das?«
    Matzbach intervenierte. »Wenn du nicht schlafen kannst, weil jemand dich immer aus dem Bett schubst.«
    Vor Arthur Melcher lagen Karo Bube und
Das Rad des Glücks
. Ein Rad mit sieben Speichen, das sich dreht, umgeben von einem Engel mit Schwert und Krone in den Händen, einem Adler, einer Eiche.
    »Karo ist Erfolg, zum Beispiel finanzieller.« Jorinde schüttelte den Kopf. »Aber je höher die Karte geht, um so jäher kann der Sturz werden. Der Bube steht auf der Kippe zwischen Glück und Unglück. Und
Das Rad
ist eine Art Mandala, der Kreislauf des Lebens durch alle Existenzstufen. Nicht festgeschrieben, man kann selbst etwas zu Veränderungen beitragen. Du stehst auf der Kippe, lieber Arthur. Sieh dich bei deinen nächsten Unternehmungen vor. Sie bringen dir vielleicht Geld, aber auch große Gefahr. Die Gefahr kann weltlich sein, aber auch spirituell.«
    »Na ja«, brummte Melcher. »Ein bißchen mehr Geld als zuletzt könnte ich schon verdienen.«
    Vor Evita Rieseby lagen Herz As und eine Karte, die eine engelhafte Figur zeigte, welche eine Flüssigkeit aus einem silbernen in einen goldenen Pokal goß.
    »Manchmal nennt man das
Mäßigung
, manchmal auch
Die Zeit
«, sagte Jorinde. »Jedenfalls ein gutes Bild, Evita. Wechsel, Veränderung, Übergang zum Besseren, von Silber zu Gold. Wichtige Erkenntnisse, die aus deinem Inneren oder Unterbewußtsein aufsteigen und dich glücklich machen. Und das As steht für Schönheit und Fruchtbarkeit.«
    Susanne Steul hatte Herz Zehn (»dauerhafter Erfolg in allem«, sagte Jorinde) und das Bild
Der Mond
vor

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