Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mörder und Marder

Mörder und Marder

Titel: Mörder und Marder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
Vom Netzwerk:
seinen Chauffeur mit. Seine Tochter. Hübsch, intelligent, sportlich, nicht ganz so katholisch. Sie hat ein paar gute Vorschläge gemacht, und weil sie auch mehr sprachlich als optisch veranlagt ist, hatten wir sofort etwas Gemeinsames.«
    »Aha«, sagte Genenger.
    »Den Rest kann ich mir denken«, murmelte Evita.
    Melcher nickte. »Tut mir leid, Matzbach, daß ich Ihnen keine niveauvollere Geschichte bieten kann. Aber so ist das nun mal.«
    Adelheid war fast eingeschlafen, fuhr plötzlich aus ihrem Sessel hoch und fragte: »Was? Wieso? Ich hab da wohl was verpaßt. Was ist los?«
    Melcher preßte die Lippen zusammen. Genenger warf Henry einen auffordernden Blick zu.
    Hoff zuckte ergeben mit den Achseln. »Wenn’s denn sein muß. Du Ferkel hast dich also an die Tochter rangemacht. Du hast ja schon so Andeutungen losgelassen, von wegen, dieses war das letzte Mal, und du wärst bald in festen Händen, und so weiter. Liebenswerte Tochter eines reichen alten Herren – und der Schwiegersohn erbt später alles. Ende der Romanze. So ähnlich war das wohl vorgesehen. Und dann: Auftritt Gaspard Schuster. Der alte Autokrat ist nämlich der Mann, mit dem Schuster Schlachtwild züchtet, auf dessen Boden er Mietschafe hält und mit dem zusammen er den großen Bisonpark aufziehen will. Und der alte Herr ist nicht nur reich, sondern auch katholisch – und was wird er sagen, wenn ihm ein Polaroid von seinem künftigen Schwiegersohn in den Schoß fällt? Auf dem dieser nicht mit einer, nicht mit zwei, nein, gleich mit sechs weiteren Personen böse Dinge treibt, die man nur noch sehr mühsam beichten kann? Von der Tochter nicht zu reden; sie ist, sagst du, nicht ganz so katholisch, aber bestimmt hat ihre Toleranz gewisse Grenzen. Ade, du sorgenfreies Leben mit schöner Frau und Geld im Schloß; Bonjour, du tägliche Fron in der Werbeagentur, und nix mehr Lyrik.«
    Melcher nickte. »Vierzigtausend habe ich ihm für seine verdammten Polaroids aus den letzten Jahren gegeben. Er hat mir hoch und heilig versprochen, er hätte keine mehr. Und würde nie wieder welche machen. Und dann hat er hier doch wieder geknipst. Und dabei gekichert. Ich hab zufällig hochgeschaut, als er anfing, und da hat er mich so merkwürdig angesehen.«
    Matzbach blies einen Rauchring an die Decke. »Er hat auch gekichert, als er mit den Bildern wieder runtergekommen ist. Was haben Sie mit den Dingern gemacht?«
    Arthur Melcher verdrehte die Augen. »Das haben Sie Satan doch schon erraten. Zerschnitten und ins Klo. Schade, daß ich nicht mehr runtergekommen bin in der Nacht, sonst hätte ich die Bilder, die Henry gemacht hat, auch verschwinden lassen, und keiner hätte beweisen können, daß der Raum vorher so viel anders aussah.«
    Kurz vor Morgengrauen, nach sehr viel Kaffee, sagte Evita plötzlich aufatmend: »Ich bin froh, daß das vorbei ist. Unser letzter Trip hierher.« Sie nickte Matzbach zu, mit einem etwas gequälten Lächeln. »Ich war am Anfang nur so wütend auf Sie, weil Sie nicht mitmachen wollten. Weil ich auch längst nicht mehr wollte, aber irgendwie ist es schwer, alte Gewohnheiten abzulegen. Und als Sie mir Ihre Grobheiten um die Ohren gehauen haben, da war das, als ob ich es selbst gesagt hätte, und als ob ich recht hätte.«
    Genenger grunzte plötzlich. Er hatte sehr lange geschwiegen. »Wir hätten nach dem Examen Schluß machen sollen. Es hat nichts gebracht, außer Sex. Wie wenn man mit ein paar Leuten in einer bestimmten Kneipe einen traumhaften Abend gehabt hat und mit denselben Leuten immer wieder in dieselbe Kneipe geht, um immer wieder dasselbe noch mal zu erleben. Geht nicht, unmöglich. Krampf.«
    Jorinde ließ ihren linken Mundwinkel steigen und murmelte etwas über orgiastische Riten zur Förderung der magischen Konzentration.
    Henry zwinkerte müde und wechselte das Thema. »Du hast noch einen Fehler gemacht, Arthur«, sagte er. »Ich hab die ganze Zeit gewußt, daß was faul ist, aber ich komm erst jetzt drauf.«
    Melcher blickte ihn aus umrandeten Augen an.
    »Ja, und zwar waren nach dem Mord natürlich alle durcheinander und aufgeregt und überdreht, aber im Prinzip haben sich alle ungefähr so benommen wie immer. Nur eben ein paar Gänge höher. Außer dir. Aber das wird mir erst jetzt klar.«
    Melcher hob die Stirn. »Und was soll das gewesen sein?«
    Henry lächelte traurig. »Du hast den ganzen Tag nicht ein einziges Gedicht losgelassen. Wie oft hätte ich dich totschlagen können, weil jede halbe Stunde irgendein

Weitere Kostenlose Bücher