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Mörder und Marder

Mörder und Marder

Titel: Mörder und Marder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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Zimmer, und Baltasar und Jorinde blieben in der Tür stehen.
    »Eng hier«, sagte Jorinde. Sie stieß Matzbach den Ellbogen in die Seite.
    »Wohlan, mein wohlgenährtes Wachtelchen.« Er legte die Hände um ihre Hüften und schob sie in den Raum, dann schloß er die Tür.
    »Also, was ist los?« sagte Hoff. »Du böser dicker Teufel, was hast du da wieder ausgeheckt?«
    Matzbach räusperte sich. »Wir wollen jetzt ein bißchen den Mörder demaskieren. Es gibt, glaube ich, einige magische Beweise, die kein Gericht anerkennen wird, aber sie sind sehr hübsch. Und so unwahrscheinlich, daß ich mich nicht darüber zu reden traue. Wenn es wahrscheinlich wird – was empfiehlt dann das
Vademecum für illuminirte Dätäcktiefe? Cherchez la femme
, natürlich. Frauen können so was viel besser. Sie können überhaupt alles viel besser. Es gibt mehr schlechte Männer als gute Frauen. Jorinde soll reden. Sprich, o magisches Weib!«
    Einzig Genenger faßte sich an den Kopf; die anderen lauschten der unverständlichen Tirade regungslos.
    Jorinde verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte sich sanft an Baltasars Bauch. »Beginnen wir mit den Karten. Ich habe euch gesagt, die Karten haben den Mörder verraten. Es waren viele dabei, in denen etwas über Tod und Neubeginn zu lesen stand, aber nur eine, die ausdrücklich von Eingriffen ins Leben handelte.« Sie machte eine kleine Pause.
    »Nun mach schon«, sagte Henry ungeduldig. »Ich hab mir den Kopf über deine geheimnisvollen Reden zerbrochen, aber nichts gefunden. Außer dem
Tod
, den Heinrich hatte. Ist es das?«
    Jorinde blickte Genenger an; der Privatbestatter erwiderte den Blick lächelnd.
    »Nein. Ist es nicht.
Das Rad des Glücks
ist es. Erinnert euch – das Mandala-Symbol, der Kreislauf des Lebens. Ein Engel mit Schwert und Krone, der erheben und erniedrigen kann. Krönen und töten. Ich habe doch gesagt, daß der Kreislauf nicht festgeschrieben ist; man kann selbst etwas zu Veränderungen beitragen. Und der Karo Bube, Arthur, steht auf der Kippe zwischen großem Gewinn und großem Verlust.«
    Melcher hockte auf dem Stuhl. Aus den Beinen des quittengelben Pyjamas ragten seine nackten Füße heraus; über dem Pyjama trug er einen rapsgelben Bademantel und seinen Schal. »Bin ich der Mörder? Das haut mich um.«
    Jorinde sah ihn fest an. Sein Gesicht veränderte sich nicht, nur die Augen wurden unsicher. »Napoleons Marschall Murat«, sagte sie sanft, »zog viermal hintereinander den Karo König. Man prophezeite ihm, er werde gehängt oder erschossen werden. Er wurde von einem Erschießungskommando hingerichtet.«
    Matzbach nickte heftig; er legte sein Kinn auf Jorindes Schulter. »Ihr Glück, daß Sie den Buben und wir keine Todesstrafe haben, Melcher.«
    Melcher verzog den Mund. »Hören Sie doch mit den albernen Karten auf. Mumpitz. Was soll das Theater?«
    »Zweiter magischer Beweis«, sagte Jorinde. »Kein Gericht wird ihn anerkennen, aber er ist aufschlußreich. Ich habe mit euren Namen eine kabbalistische Operation vorgenommen, die Buchstaben durch Zahlen ersetzt und die symbolischen Wurzelzahlen errechnet. Im Prinzip stimmt es bei allen mit dem Charakter überein. Du, lieber Arthur, hast Pech. Arthur Melcher ergibt am Ende eine Zwei, und die Zwei ist die Zahl des Teufels. Des Bösen.«
    Melcher winkte ab. »Nicht gerade schmeichelhaft, aber was soll’s?« Er wandte sich zu den anderen um, fand aber nur gespannte Aufmerksamkeit, keine hilfreichen Blicke.
    »Der dritte Beweis ist sowohl magisch als auch greifbar«, sagte Jorinde. »War einer von euch in den beiden letzten Stunden noch unten?«
    Evita hob die Hand. »Ich. Ich hab mir noch ein Brot gemacht. Warum?«
    Jorinde nickte lächelnd. »Wie groß bist du?«
    »Einssechzig. Was soll das?«
    »Ich habe bei der Opferung der Ratte ägyptische Totengötter gebeten, eines ihrer Netze über den Mörder zu werfen.« Jorindes Stimme wurde heiser und kam aus der Kehle. Baltasar knurrte leise und kniff die Hexe. »Dann bin ich gegen eins, also vor ungefähr zwei Stunden, nach unten gegangen und habe ein schönes Spinnennetz rot gefärbt. Leider hatte ich kein Blut mehr.« Als sie
Blut
sagte, dehnte sie das U und schob den Unterkiefer vor. »Ich habe es mit Billigung der ägyptischen Götter in einer Höhe von einsfünfundsiebzig über der zweiten Treppenstufe von unten aufgehängt. So groß oder größer sind von uns nur Henry, Adelheid, Baltasar, Arthur und ich.«
    Sie trat einen Schritt vor. »Ich will es nicht

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