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Mörderbrunnen (German Edition)

Mörderbrunnen (German Edition)

Titel: Mörderbrunnen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Habeney
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dem rauen Seil verletzt.
    Vielleicht sollte er sich einfachere Methoden überlegen, um seine Kunstwerke zu präsentieren. Aber schließlich gab es ja historische Vorbilder. Wobei er sich ja schon gewisse künstlerische Freiheiten herausnahm.
    Er lächelte. Das Betäubungsmittel, das er dem Jungen der die unnachahmliche Dummheit besessen hatte, ihn bestehlen zu wollen, verabreicht hatte, hatte genau im richtigen Moment nachgelassen, so dass er das Erhängen bei nahezu vollem Bewusstsein erlebt hatte. Extra langsam hatte er das Seil hochgezogen und den mehrere Minuten dauernden Todeskampf genossen. So etwas passierte halt, wenn man seine Seele so früh dem Teufel verkaufte.
    Ob er wohl wieder hinfahren sollte, um den Polizisten ein wenig zuzuschauen? Lieber nicht. Nach dem ersten Mord tappten sie zwar völlig im Dunkeln, doch die reizende Polizistin schien gar nicht so unfähig zu sein. Nun, man würde sehen.
     
    Jenny schnappte sich ihre Jacke, und sie liefen los in den Innenhof, um ihren Dienstwagen zu holen. Eine Viertelstunde später parkten sie am Südende der Alten Brücke. Sie liefen die Treppe hinunter zum Tiefkai, wo das Streifenboot der Wasserschutzpolizei festgemacht war.
    „ Tach Kollegen. Hi Oliver.“
    „ Hi Jenny, lange nicht gesehen. Wie geht’s dir? Kommt an Bord.“
    „ Gut geht’s. Das ist mein Kollege Logo oder kennt ihr euch?“
    „ Nein, bis jetzt nicht. Hallo.“
    Vorsichtig kletterten sie an Bord. „Was habt ihr denn nun für uns?“
    „ Wart mal, ich zeig’s euch. Jan du kannst ablegen.“ Das Boot legte ab und brachte sie in einem Bogen etwa zur Mitte der Brücke.
    „ Das gibst doch nicht. Wie kommt der denn da hin?“
    „ Ja, genau das ist die Frage. Alleine jedenfalls nicht.“
    Unter der Brücke an einem der Stahlträger baumelte an einem armlangen Seil eine männliche Leiche.
    „ Ich kann mir ehrlich gesagt nicht vorstellen, wie ihn dort jemand fest gemacht hat. Man kommt da sicher nur mit einem Boot hin und auch nur mit einem größeren. Fahr mal direkt drunter, Jan. Schau, ich will ihn jetzt nicht anfassen, aber ich bin schon nicht der Kleinste und komme nicht einmal an das Seil heran.“
    Jenny und Logo blickten sich an. Was war das jetzt wieder? Ein kryptischer Mordfall jagte den nächsten.
    „ Könnt ihr nochmal anlegen bitte? Da kommt gerade die Spusi. Ah, und der Prof ist auch dabei. Mal sehen, was die dazu sagen.“
    Das Polizeiboot legte noch einmal an, um die Mitarbeiter der Spurensicherung an Bord zu nehmen, und bezog dann unterhalb der baumelnden Leiche Stellung. Der Prof stand breitbeinig an Deck und starrte nach oben.
    „ Was ist das hier schon wieder? Ihr macht das doch, um mich zu ärgern, oder? Könnt ihr mir nicht mal eine normale Leiche präsentieren, so einen schönen Totschlag in der Familie oder so was? Wie soll ich denn überhaupt da hochkommen? Hat jemand eine Leiter dabei? Na, egal. Macht erst mal Fotos aus allen Richtungen. Dann schneiden wir ihn ab und lassen ihn irgendwie runter.“
    „ Hier, eine Leiter haben wir zwar nicht, aber zumindest einen Tritthocker. Damit müsste man schon an das Seil drankommen.“
    Der Prof warf einen zweifelnden Blick auf das Ding, der Fotograf jedoch nahm es sofort in Beschlag und zog es hier- und dorthin um seine Fotos zu machen. Als er endlich fertig war, kletterte der Prof mühsam nach oben und säbelte mit einem Messer an den Seilen herum.
    „ Fangt ihn mir ja auf.“
    Mit einem leisen Knarren rissen die letzten Fasern des Seiles durch und der Körper fiel in die Arme der Wartenden. Vorsichtig legten sie ihn auf das Deck, auf dem eine Plane ausgebreitet war. Jenny und Logo beugten sich nach vorne und betrachteten die Leiche. Es handelte sich um einen braunhaarigen jungen Mann etwa Anfang oder Mitte zwanzig, gekleidet in Jeans, dunkelblaues T-Shirt und weiße Turnschuhe. Seine Gesichtszüge wären hübsch gewesen, wären sie nicht durch den Erstickungstod aufgequollen und verzerrt.
    „ Näheres gibt‘s natürlich erst nach der Obduktion, aber das sieht tatsächlich aus, als wäre er erstickt und das erst vor wenigen Stunden.“
    „ Verstehe ich nicht“, wandte sich Jenny an ihren Kollegen von der Wasserschutzpolizei. „Der muss doch schon ein paar Stunden da hängen? Wieso hat ihn keiner gesehen? Wenn einer drunter durchfährt, stößt er doch fast dagegen.“
    „ Das verstehe ich auch nicht. Zumal heute viel Verkehr herrscht. Wahrscheinlich gucken die alle nur auf ihr Radar. Wir können mal überprüfen,

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