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Mörderisch verliebt: Roman (German Edition)

Mörderisch verliebt: Roman (German Edition)

Titel: Mörderisch verliebt: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois Greiman
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Fünfdollarschein in die Jeanstasche eines armen Schluckers zu stopfen. Wahrscheinlich befand er sich immer noch in orgastischer Erregung.
    »Hattest du einen Rock an?«, fragte ich.
    »Ich trug eine Hose und einen Strickpulli mit Zopfmuster. «
    »Ich habe dich vor diesen Zopfpullis gewarnt!«
    Sie schenkte mir ein Lächeln. Es war eine Spur zu fröhlich.
    »Er hat mich für Donnerstagabend zum Essen eingeladen. « Sie wandte sich wieder den Akten zu, als sei alles in bester Ordnung, aber ich sah es kommen und hörte die Frage schon, bevor sie den Mund überhaupt nur aufgemacht hatte. »Hör mal, du hast nicht zufällig was von Jeen gehört, oder?«
    Ein Dutzend Ausreden lagen mir auf der Zunge.
    »Nein.«
    Sie nickte. »Na ja, ich hoffe, es geht ihm gut.«
    »Mmmmh.«
    »Also …« Sie ließ sich auf ihrem Drehstuhl nieder, lächelte und sah mich mit ihren strahlend grünen Augen an. Nicht grundlos hatten sieben von fünfzehn Jungs im Fach Englische Literatur ihre Augen als Thema für ihre Poesie-Seminararbeit gewählt. »Nicht, dass ich nachtragend wäre, aber es wäre schon toll, wenn er sehen würde, dass ich mit Coco ausgehe.«
    »Coco?«, fragte ich und versuchte heimlich, ihren Tonfall auszuwerten – er klang ein wenig sehnsüchtig, ein wenig einsam und überhaupt nicht harmonisch.
    »Das ist der Kerl aus dem Biomarkt.«
    »Ah.«
    »Er besitzt eine Pferderanch in der Nähe von Santa Clarita.«
    »Natürlich.«
    »Er hat mich eingeladen, irgendwann mal mit ihm reiten zu gehen. Du weißt ja, wie lange es her ist, dass ich auf einem Pferd gesessen habe.«
    Ich setzte mich vorsichtig auf die Schreibtischkante, da ich einen dunklen Seidenrock trug, den ich nicht zerknittern wollte. »Du vermisst Solberg also gar nicht?«
    Sie schwieg einen Moment lang. »Ich habe lange über alles nachgedacht. Und weißt du was?« Sie zuckte mit den Schultern. »Es wäre sowieso nicht gut gegangen. Wir haben einfach nicht zueinander gepasst. Es ist schon ganz okay, dass es zu Ende ist.«
    »Weil du nicht die gleiche Anzahl an Chromosomen hast wie er?«
    Sie lachte und sah mich dann an. Ihre Lippen zitterten nur leicht. »He, hier ist Mr. Moniker«, sagte sie und reichte mir die erste Akte.
    Ich ging in mein Büro und überlegte, ihr Gehalt zu erhöhen. Wenn sie als Schauspielerin arbeiten müsste, würde sie innerhalb einer Woche verhungern. Genau aus diesem Grund habe ich die kleine Fettschicht auf meinen Hüften eigentlich ganz gern.
    An diesem Tag hatte ich sieben Patienten, inklusive Mr. Lepinski.
    »Wie war Ihre Woche?«, fragte ich ihn. Ich erinnerte mich jedoch noch gut an unsere letzte Sitzung und wusste schon jetzt, dass seine Woche nicht besonders gut gewesen sein konnte. Zumindest, solange man sie nicht mit meiner verglich.
    Er zuckte die Achseln und setzte sich vorsichtig in den Sessel gegenüber. »Ach, eigentlich ganz gut. Ich habe letzten … Dienstag, nein, es war Montag, in einem Feinkostladen in der Nähe meines Büros zu Mittag gegessen. Ich erinnere mich so gut daran, weil das der Tag war, an dem es geregnet hat, und ich auf dem Weg zurück ins Büro beinahe nass geworden wäre. Dieses Jahr hat es ja wirklich sehr viel geregnet. Ich meine …« Er schüttelte den Kopf mit kurzen, kleinen, ruckartigen Bewegungen, schürzte dabei die Lippen und riss die Augen hinter seiner dicken, runden Brille weit auf. »Zwar nicht so viel wie im Vergleich zu … zu Seattle zum Beispiel. Ich komme aus Seattle. Wussten Sie das? Dort bin ich geboren.« Er nickte, als pflichtete er sich selbst bei. »1954. Ich wog ...«
    »Haben Sie dort auch Ihre Frau kennen gelernt?«
    Mitten im Satz hielt er inne. Mit offenem Mund starrte er mich blinzelnd an. Sein Schnurrbart zuckte. »Bitte?«
    Manchmal macht mir mein Job wirklich Spaß. Manchmal hasse ich ihn aber auch wie die Pest. Heute war so ein Tag.
    Mr. Lepinski wirkte niedergeschlagen. Sein schmaler Körper war steif wie eine Büroklammer.
    »Ihre Frau«, wiederholte ich. Ich sprach mit fester Stimme und eher beiläufig, als wüsste ich nicht, dass ihm in seiner dürren, schmalen Brust das Herz brach. So, als wüsste ich nicht, dass ich besser mein Diplom von der Wand nehmen und stattdessen ein beglaubigtes Miststück-Zertifikat aufhängen sollte. »Haben Sie sie dort kennen gelernt?«
    »Nein.« Wieder zuckte der Schnurrbart. »Ich habe sie hier getroffen. Sie war Rechtsanwaltsgehilfin und arbeitete für ein Unternehmen namens, ähm … Ich kann mich gerade nicht erinnern, wie das

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