Mörderisch verliebt: Roman (German Edition)
doch ich wich ihm aus.
»Das Telefon. Das Telefon!« Ich wedelte wie wild in Richtung des Apparates. »Geh besser ran!«
»Ich bin mir sicher, das kann warten.«
»Nein!« Wie ein Quarterback, der den Angriff eines Gegenspielers abwehren will, hielt ich ihm den gestreckten Arm entgegen. »Ich möchte … dir keine Unannehmlichkeiten bereiten. Ich muss …« Mein Blick schoss zum Flur. »Ich muss sowieso gerade mal.«
Er blinzelte überrascht. »Okay.«
Vielleicht sah er auch ein wenig verletzt aus. »Nun geh schon ran!«, zischte ich.
Er nahm den Hörer ab und beobachtete mich, während er sprach. Rasch floh ich ins Badezimmer, wo ich mich an die Wand lehnte und versuchte, tief durchzuatmen. Es klappte nicht. Ich konnte Bennet immer noch reden hören. Darum fasste ich mir ein Herz und spähte um die Ecke. Von meinem Blickwinkel aus konnte ich zwar nicht ins Büro sehen, aber ich schwöre, ich konnte hören, wie mich sein Scheckbuch geradezu anschrie.
Ich hörte, wie Ross lachte und etwas in der Küche murmelte. Ich stürzte in sein Büro, kroch unter den Schreibtisch, schnappte das Scheckbuch und stopfte es in meine Handtasche. Ich war gerade wieder auf dem Flur, als Bennet um die Ecke kam.
Ich unterdrückte einen Schrei.
»Chris!« Er starrte mich an. »Was ist los?«
»Nichts«, antwortete ich und merkte, dass ich mit dem Rücken zur Wand stand. »Nichts. Es ist nur … Ich habe vergessen, zu Hause etwas zu erledigen.«
»Du machst Witze.«
»Nein!«
»Was ist denn so dringend?«
»Bügeln.«
»Du musst jetzt bügeln?«
Abwechselnd schüttelte ich den Kopf und nickte. »Ich habe das Bügeleisen angelassen.«
»Ich bin sicher, es passiert nichts«, sagte er und streckte die Hand nach mir aus.
»Nein. Ich kann nicht. Ich würd’ ja gern, aber ich muss jetzt los«, stammelte ich und machte mich so schnell ich konnte aus dem Staub. Ich fragte mich, ob ich die Hölle gerade verlassen hatte oder direkt darauf zusteuerte.
20
Übereiltes Handeln endet
mit einer Ladung Pfefferspray.
J. D. Solberg, der sich
mit solchen Dingen auskennt
W ie war dein Wochenende?« Elaine schien fest entschlossen zu sein, wieder fröhlicher zu werden, als sie Akten aus der obersten Schublade zog. Ich unterstützte ihr Bestreben mit der vollen therapeutischen Fähigkeit, die ich besaß.
Es war Montagmorgen. Solberg war immer noch nicht aufgetaucht, und ich hatte so gut wie nichts herausgefunden. Laut Bennets Scheckbuch besaß er bei der United Equity Bank ein Konto mit siebenundfünfzigtausend Dollar. Keine Ahnung, was das zu bedeuten hatte. Außer, dass er um siebenundfünfzigtausend Dollar reicher war als ich.
Wenn er das Geld unterschlagen hatte, dann hatte er es entweder auf ein anderes Konto verfrachtet, oder er hatte einen Komplizen.
Oder er hatte einen gehabt, dachte ich bitter.
»Es war okay. Irgendwie langweilig«, sagte ich und hätte sonst etwas dafür gegeben, wenn es wahr gewesen wäre. »Und wie war dein Wochenende?«
»Ich bin mit diesem Klempner ausgegangen.«
»Ja?«
»Und mit dem Bodybuilder.«
»Ernsthaft?«
»Und mit einem Typen, den ich auf dem Weg zum Yogakurs kennen gelernt hatte.«
»Du bist auf der Interstate abgeschleppt worden?«
»Es war Stau auf der 5.«
Ich nickte. Während der Hauptverkehrszeit war mir so etwas noch nie passiert. Es sei denn, man zählte die gelegentlichen obszönen Zurufe dazu, die einem bei Tempo fünfundsechzig um die Ohren flogen – in diesem Fall wäre ich nämlich sehr beliebt.
Elaine suchte die Akten der Montagspatienten heraus und legte sie auf ihren Schreibtisch. Howard Lepinskis Akte war buchdick. »Ist Pete schon wieder abgereist?«
»Ja. Er war weg, als ich am Freitag nach Hause kam.«
»Er war irgendwie anders.«
»Findest du?«
»Ich fand, er wirkte …« Sie hielt kurz inne. »Erwachsener. «
»Das ist nur Einbildung.«
»Er sah gut aus.«
Ich kniff die Augen zusammen und sah sie an. »Elaine, hast du die Schafskötel vergessen?«
Sie lachte. »Wie könnte ich die je vergessen?«
Ich entspannte mich wieder.
»Übrigens habe ich gestern in Glendale einen netten Armenier kennen gelernt.«
Gott steh mir bei! »Was?«
»Er sah wirklich süß aus. Wir standen beide in der Warteschlange in diesem neuen Whole-Foods-Biomarkt. Er hat mir meinen Aloe-Vera-Drink gekauft. Ich habe versucht, ihm das Geld dafür zu geben, aber er wollte es nicht.«
»Mmmmh.« Einen kurzen Augenblick lang stellte ich mir vor, wie Elaine versuchte, einen
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