Mörderisch verliebt: Roman (German Edition)
Tonfall nach zu urteilen, war sie mittlerweile stocksauer und vollkommen desinteressiert. »Ich mache gerade meinen Abschluss in Chemie, spiele Flöte und bin lesbisch. Ich würde nicht einmal mit Ihrem Mann schlafen, wenn Sie mich mit Goldbarren bezahlen würden.«
»Eine Lesbe?« Das Ganze nahm eine interessante Wendung.
»Ja.«
»Hat denn der Mystical Menkaura noch andere blonde Assistentinnen, die vielleicht, ähm … Männer mögen?« Ich dachte an Solberg. »Oder so was in der Art?«
»Nein.«
»Und du kennst ganz bestimmt niemanden namens J. D.? Oder Jeen? Er ist klein und dürr und hat …«
»Jeen?«, fragte sie.
Mir blieb das Herz stehen. »Ja.«
Sie seufzte. Vielleicht dachte sie nach. Vielleicht fragte sie sich gerade, ob sie nicht besser nach der Highschool eine Ausbildung als Krankenschwester gemacht hätte, wie ihre Mutter es ihr geraten hatte. »Ich habe vor ein paar Wochen einen Kerl namens Jeen kennen gelernt. Er hatte eine komische goldene Ananas dabei und hat mir Fotos von seiner …«
»Von was?«, fragte ich atemlos.
»Tut mir leid«, sagte sie, wobei ihre Stimme zwar weich, aber dennoch bestimmt klang. »Aber er hat mir Bilder von seiner Freundin gezeigt.«
»Von seiner Freundin?«
»Genau.«
»Sah sie aus wie eine Marilyn Monroe mit Hirn?«
»Sie sah aus wie die Frau aus meinen Träumen, nur ohne das Breitschwert.«
Ich musste lachen, vielleicht vor Erleichterung. Vielleicht aber auch, weil ich langsam den Verstand verlor.
Gertrude schwieg einen Moment lang. »Sagten Sie nicht eben, Sie seien seine Ehefrau?«
»Oh, ja, klar!«, sagte ich schnell. »Aber ich gebe mir Mühe, verständnisvoll zu sein. Was hat er denn gemacht, nachdem du ihn verlassen hast?«
Ich hörte, wie sie wieder seufzte. »Ich weiß nicht. Einige der Mädchen sind mit seinen Freunden ausgegangen. Aber er … Ich glaube, ich habe ihn mit einem anderen Mann weggehen sehen.«
»Mit einem Mann? Mit welchem Mann? Wie sah er aus?«
»Ich habe ihn nur von hinten gesehen.«
»Wie sah er da aus?«
»Hören Sie, wenn die Kerle Bärte haben, sehen sie für mich alle gleich aus. Wissen Sie, was ich meine?«
Nein. »War er klein, bucklig, pummelig?«
»Er war größer als Ihr Ehemann, aber, na ja, das bin ich auch.«
»Welche Haarfarbe hatte er?«
»Braun, glaube ich. Mittlere Statur? Hören Sie, es tut mir wirklich leid, aber ich weiß es wirklich nicht.«
Ich verbiss mich wie ein Bullterrier. »Hast du gesehen, wo die beiden hingegangen sind?«
»Es sah so aus, als würden sie in die Lounge gehen.«
»Und danach hast du sie nicht mehr gesehen?«
»Nein.«
Die Stille wurde immer länger, während ich versuchte, nachzudenken, aber es half alles nichts.
»Also«, sagte Gertrude schließlich, »falls Ihr Ehemann jemals mit seiner Freundin Schluss machen sollte, sagen Sie ihr, sie soll mich anrufen, ja?«
Ich verbrachte den Abend wieder an meinem Beobachtungsposten und starrte auf Solbergs Haus hinab, während ich nachdachte. Es bestand immerhin die Möglichkeit, dass Gertrude mich angelogen hatte, doch das glaubte ich nicht wirklich. Sie schien nicht der Typ zu sein, der sich gerne solche überzeugenden Lügenmärchen ausdachte.
Was wiederum vielleicht bedeutete, dass Solberg Elaine nicht betrogen hatte. Dies jedoch sagte nichts über sein mögliches kriminelles Verhalten aus. Aber warum sollte er ein solches Risiko auf sich nehmen? Das hatte doch alles keinen Sinn! Er verdiente ein Wahnsinnsgeld bei NeoTech, doch obwohl man ja sagt, dass selbst Millionäre nicht frei von Habgier seien, erschien es mir vollkommen abwegig, dass er so dumm sein und seine Beziehung zu Elaine aufs Spiel setzen sollte. Andererseits war in seinem Kalender das Wort »Combot« von Dollarzeichen umrahmt gewesen. Vielleicht stand ihm eine gigantische Auszahlung am Monatsende ins Haus? Vielleicht dachte er, die Summe sei groß genug, um Elaine davon zu überzeugen, alle Moral über Bord zu werfen, abzuhauen und in trauter Glückseligkeit auf irgendeiner einsamen Insel zu leben?
Was ich jedoch nicht ernsthaft annahm. Wenn Solberg schlau genug war, Elaine keine unsittlichen Anträge zu machen, dann war er wahrscheinlich auch so schlau, sie nicht zu unterschätzen.
Irgendwann nach sieben schlief ich ein, den Kopf eingeklemmt zwischen Kopfstütze und Fenster. Ich fühlte mich erschöpft und sabberte, als ich mit dem Blick auf das Tal unter mir erwachte.
Es war schon fast dunkel, aber im Garten der Georges schien irgendetwas
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