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Mörderisch verliebt: Roman (German Edition)

Mörderisch verliebt: Roman (German Edition)

Titel: Mörderisch verliebt: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois Greiman
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dabei noch einmal umzudrehen.
    Ich tat, wie mir befohlen. Als ich in die Küche kam, holte er gerade die hübschen kleinen Schachteln aus der Tüte. Ich griff nach der erstbesten. Er schlug meine Hand weg. »Erst Hände waschen!«, ermahnte er mich und holte Teller aus dem Küchenschrank.
    Ich zog kurz in Betracht, mich mit ihm anzulegen, aber dazu fühlte ich mich zu schwach und matt.
    Mein Spiegelbild zu betrachten half auch nicht gerade weiter. Der Sankt-Andreas-Graben verlief über meine linke Wange, und das Haar stand in alle Himmelsrichtungen ab.
    Ich versuchte, es platt zu drücken, aber es behauptete seine Stellung. Also wusch ich mir nur Gesicht und Hände und begab mich dann auf kürzestem Wege in die Küche.
    Rivera schüttete gerade Milch in zwei Bierkrüge. Auf ihnen stand »Bier bin ich gern«, darunter war ein besoffener Grizzlybär abgebildet, der im Liegen Alkohol in sich hineinkippte. Ich hatte die Krüge während eines Besuchs in Milwaukee gekauft und mochte sie irgendwie.
    »Setz dich«, ordnete er an.
    Ich setzte mich, aber nicht, weil er es mir befohlen hatte, sondern weil ich beim Anblick der Köstlichkeiten weiche Knie bekam.
    Er schob mir eine Gabel in die Hand.
    »Iss!«
    Das musste er mir nicht zweimal sagen. Während wir aßen, war es mucksmäuschenstill. Für mich kam die Nahrungsaufnahme einer spirituellen Erfahrung gleich, und ich wollte den Moment nicht entweihen. Rivera war möglicherweise einfach nur zu sauer, um zu reden, aber das war mir in diesem Augenblick egal.
    Als ich wieder von meinem Teller aufsah, hatte er sein Mahl beendet und balancierte auf den hinteren zwei Beinen des Stuhls. Seine Miene war undurchschaubar.
    »Wo warst du, dass du den Garten der Georges beobachten konntest?«
    Mir war sofort klar, was er meinte. Ich wünschte, ich hätte es nicht gewusst.
    »Bitte?«, fragte ich und versuchte, so gelassen wie möglich dreinzublicken. Ich nahm eine weitere Gabel voll Reis aus seiner Schachtel. Er hatte seinen Reis nicht aufgegessen. Was zum Teufel stimmte bloß nicht mit ihm?
    »Ich nehme mal an, du hast auf einem der Hügel südlich der Wohngegend gestanden?«
    Mir schnürte sich die Kehle zu, aber ich schaffte es zu schlucken. Was das betrifft, bin ich ein Genie. »Wer sind die Georges?«
    Rivera schüttelte den Kopf. »Ich sollte dich ins Gefängnis werfen, weißt du?«
    »Warum?«
    Er zuckte die Achseln. »Wegen Verletzung der Privatsphäre. Wegen Falschaussage bei der Polizei.« Er hielt kurz inne. »Wegen Mordes?«
    Ich fühlte mich wohlig und satt und ein wenig zu müde, um mir einen Schreck einjagen zu lassen.
    »Ich habe niemanden umgebracht«, erwiderte ich.
    Er starrte mich an. »Das ist wahrscheinlich das einzige Gesetz, gegen das du nicht verstoßen hast.«
    »Auch meines Nächsten Weib habe ich nicht begehrt«, erklärte ich.
    »Ich hatte eher an das Zivilrecht gedacht als an die Bibel.«
    »Oh!«, sagte ich und knabberte an einer Wasserkastanie herum. Das war das Einzige, das sich noch auf meinem Teller befand.
    »Chrissy, was ist los?«
    »Nichts! Was meinst du?«
    »Du bist vollkommen ausgehungert. Dazu bist du noch schreckhaft und nervös. Und du siehst aus, als hättest du seit mindestens einem Monat nicht mehr geschlafen.«
    »Ich hatte viel zu tun.« Ich angelte mir einen Brocken Hühnchen aus seinem Moo Goo Gai. »Arbeit.« Kauend sah ich zu ihm auf. »Du weißt schon.«
    Er ließ die vorderen Beine seines Stuhls auf den Boden knallen und stützte sich mit den Ellbogen auf den Tisch auf. »Ich weiß, dass du eine grottenschlechte Lügnerin bist. Erzähl mir was über Solberg.«
    »Er ist eine Nervensäge?«
    »Verdammt noch mal!«
    Ich fuhr zusammen, wich ihm aber nicht aus und brach auch Gott sei Dank nicht wieder in Tränen aus.
    »Was ist bloß los mit dir? Ich sehe doch, dass du bis zum Hals in der Tinte sitzt! Was macht dich so sicher, dass sie nicht plötzlich vor deiner Hintertür stehen?«
    Ich merkte, wie mir alles Blut aus dem Gesicht wich. »Wer?«
    »Woher zum Teufel soll ich das wissen? Du sagst mir ja nichts!«
    »Ich … ich …« Fast wäre ich mit der Wahrheit rausgerückt und hätte ihm alles erzählt. Ich fühlte mich allein, verletzbar und verängstigt. Und er war … na ja, er war Rivera. Undurchdringlich und total nervig. Aber ich erinnerte mich an den seltsamen Klang von Solbergs Stimme, als er angerufen hatte. Leben oder Tod. »Ich habe keinen blassen Schimmer, was du meinst. Mir geht es gut. Alles in bester Ordnung.«
    Er

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