Mörderisch verliebt: Roman (German Edition)
anzulügen, war aber viel zu müde dazu. Also erzählte ich ihm die ganze Geschichte. Na ja, möglicherweise habe ich den Teil mit der CD, die ich aus Solbergs Haus mitgenommen hatte, weggelassen, so dumm war ich schließlich auch nicht.
Rivera stellt mir Fragen. Ich erzählte weiter.
Er nickte, erhob sich und ging auf und ab. Ich sah ihm dabei zu.
»Du solltest dich erholen und ein wenig schlafen.«
Starr wie ein Treppenpfosten blinzelte ich ihn an.
»Komm schon.« Er hielt mir seine Hand hin.
Ich packte sie. Er führte mich ins Schlafzimmer und schaute sich um.
»Wo ist dein Schlafanzug?«
»Mein Schlafanzug?«
Sein linker Mundwinkel zuckte. »Du schläfst doch nicht etwa nackt, oder?«
»Mom hat immer gesagt, dass anständige Mädchen so was nicht tun«, erwiderte ich und merkte mit einiger Verspätung, dass er meine Bluse aufknöpfte. Ich sah auf seine Hände hinunter. »Was machst du da?«
»Ich ziehe dich aus.«
»Waaaa …« Das Geräusch, das ich von mir gab, hörte sich an wie eine Mischung aus einem Gasleck und einer Alarmsirene. Ich zuckte zusammen. Meine Bluse war fast schon bis zum Bauchnabel aufgeknöpft. »Du kannst mich nicht ausziehen.«
Er zog die Augenbrauen hoch. »Gerade wach geworden? «
»Raus hier!«
Er schüttelte den Kopf. »Ich bleibe heute Nacht bei dir.«
Ich lachte laut los. Das hörte sich schon besser an als das »Waaaa«, aber nicht viel. Mit steifen Fingern knöpfte ich die Bluse wieder zu.
»Vergiss es.«
»Hier oder im Gefängnis, das kannst du dir aussuchen«, gab er zurück.
Ich biss die Zähne zusammen und schubste ihn von mir weg.
Er taumelte einen Schritt nach hinten, lachte und legte seine Hand an meine Wange. »Wo warst du bloß die ganze Nacht, McMullen?«, fragte er sanft und sah mich mit seinen dunklen, glänzenden Augen an. »Ich habe dich irgendwie vermisst.«
Warme Gefühle durchfluteten mich. Ich versuchte, sie im Keim zu ersticken. »Geh weg!«, forderte ich ihn auf.
Er schüttelte wieder den Kopf. »Ich hoffe, du bist nicht so eine, die nachts die Bettdecke an sich reißt!«
Meine Kinnlade fiel herunter. Er schob seine Hand unter meinen Kiefer und schloss ihn wieder. Dann drehte er sich glucksend um und marschierte ins Wohnzimmer.
Wie betäubt folgte ich ihm. Als ich ihn einholte, hatte er schon seine Schuhe ausgezogen und war gerade dabei, sich das Hemd aufzuknöpfen. Mir fehlten die Worte.
»Was machst du da?«
»Deine Keuschheit ist nicht in Gefahr, Chrissy. Ich werde auf der Couch schlafen.«
»Das wirst du nicht tun!«
Er knöpfte sein Hemd auf. Während der vergangenen drei Monate hatte ich ziemlich viel Zeit damit verbracht, mich trotz meiner glühenden Erinnerungen davon zu überzeugen, dass Jack Rivera nicht wie eine griechische Götterstatue gebaut war. Was mir aber leider nicht richtig geglückt war. Ein kurzer Blick auf seinen nackten Oberkörper, und ich wusste, warum. Ich musste mich an der Wand hinter mir abstützen.
»Du musst gehen«, sagte ich.
Er legte den Kopf auf die Seite, sah mich missbilligend an und legte seine Pistole ab.
Ich beobachtete seine Bewegung – braun gebrannte Hände auf fein gemasertem Holz. Das dunkle Metallrohr vor seinen gestählten Bauchmuskeln.
Nun, ich sehe mich selbst als erwachsene Frau, die nicht dazu neigt, sich wilden, mädchenhaften Fantasien hinzugeben. Ich mag keine Machos und habe meine Batman-Besessenheit lange hinter mir gelassen. Trotzdem bekam ich wackelige Knie, und mein Verstand raunte mir immer wieder Los! Los! Los! Mach schon! zu.
Er legte die Pistole auf den Tisch und richtete sich auf.
»Brauchst du was, McMullen?«, fragte er.
Meine Kinnlade hing schon wieder unten. Ich nickte. Der Kopf bewegte sich ruckartig. »Ja«, antwortete ich tapfer. »Du musst …« Die Welt zog in fahler Zeitlupe an mir vorbei. »Gehen.«
Er lachte. Das Geräusch tröpfelte wie Rumpunsch durch mein arg mitgenommenes System.
Er griff nach seinem Gürtel. Und plötzlich – keine Ahnung, wie das passiert ist – befanden sich meine Hände an seiner Gürtelschnalle und hielten die Hose zusammen, als wäre diese Pandoras berüchtigte Büchse.
Er starrte auf mich herunter.
»Ich schwöre bei Gott, Rivera«, sagte ich, »wenn du deine Hose ausziehst, dann rufe ich die Polizei!«
Seine Mundwinkel zuckten. »McMullen, ich bin die Polizei. « Er legte den Kopf auf die Seite. »Und ich tu’s.«
Sein Bauch presste sich hart und warm gegen meine Knöchel. Mein Hals fühlte sich an, als würde er
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