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Mörderische Ärzte: der hippokratische Verrat

Mörderische Ärzte: der hippokratische Verrat

Titel: Mörderische Ärzte: der hippokratische Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Pfeiffer
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eine Stimme draußen vor der Tür: »Was ist denn los? Kann ich helfen?«
    Richter umklammerte wieder Käthes Hals. »Sei still!« drohte er flüsternd, »du weckst noch das ganze Haus!«
    »Alles in Ordnung!« rief er. Draußen blieb es still. Richter hatte den Griff wieder gelockert. Käthe kroch zur Wohnungstür.
    »Ich muss auf die Toilette«, jammerte sie.
    »Du bleibst hier!«
    Sie biss ihn in den Finger. Er würgte sie erneut. Sie schlug um sich, trat an sein Schienbein. Dann suchte sie sich zu erheben, nach der Türklinke zu greifen und die Tür zu öffnen. Vor der Tür stand ein junger Mann und starrte sie an.
    Richter riss Käthe zurück und warf die Tür zu.
    Käthe schrie gellend: »Hilfe! So helft mir doch!«
    Richters Panik wuchs. Käthes Gegenwehr, ihr Wissen um die Vergiftung. Ihre Schreie. Der Mann vor der Tür, der den Tumult hört. Sie lebt zu lange. Er dachte an das Pfeilgift: Tod in wenigen Minuten! Mein Pfeil war nicht stark genug vergiftet. Sie wird mich verraten. Sie wird untersucht werden. Der Anschlag wird offenbar.
    Was tun jetzt, dachte er fieberhaft. Das Gift muss wieder heraus aus ihrem Körper, gleich, ob sie stirbt oder überlebt. Kein Gift im Darm, kein Beweis gegen mich! Das ganze Gift herausspülen, das bleibt meine einzige Rettung.
    »Hast du eine Klistierspritze?« fragte er.
    Käthe schüttelte den Kopf, stöhnte, versuchte wieder, an die Türklinke zu gelangen.
    Keine Klistierspritze. Dann muss ich in einer Klinik den Einlauf machen lassen, entschied er. Er eilte zum Kleiderständer, holte seinen und Käthes Mantel. »Ich bringe dich in die Klinik. Dort wird man herausfinden, was dir fehlt. Vergiftung! Lächerlich!«
    Er richtete sie auf, hängte ihr den Mantel über, zog sich ebenfalls den Mantel an, setzte den Hut auf, holte die Aktentasche, öffnete die Tür.
    Vor der Tür stand noch immer der junge Mann. Der blickte betroffen auf Käthe. Sie bot aber auch, dachte Richter, einen grotesken Anblick: den Mantel nur übergeworfen, das Haar wirr, die Füße in Pantoffeln, die Strümpfe bis auf die Knöchel herabgestreift- so schwankte sie, sich aufs Geländer stützend, die Treppe hinab. Plötzlich blieb sie stehen: »Nicht in die Klinik! Zur Polizei!«
    »Was willst du bei der Polizei! Du bist krank! Du musst in die Klinik!«
    Richter nahm sie am Arm, führte sie zur Haustür und verließ mit ihr das Haus. Er war erleichtert, dass es vor dem Zeugen zu
    keiner neuen Szene gekommen war.
    Doch draußen auf der Straße die nächste Komplikation. Ein Polizist ging vorbei. Käthe riss sich aus Richters Arm und stolperte auf den Polizisten zu: »Helfen Sie mir!«
    Auch der Polizist blickte erstaunt auf die seltsame Gestalt, die ihn um Hilfe bat. Er kannte sie nicht. Aber er kannte Dr. Richter. »Herr Doktor«, fragte er höflich, »wie kann ich Ihnen helfen?«
    »Sie ist krank, Oberwachtmeister. Sie glaubt, sie sei vergiftet. Ich will sie in die Klinik bringen, sie muss einen Einlauf bekommen.«
    »Ich will aber nicht in die Klinik!« jammerte Käthe. Sie zeigte auf Richter: »Er hat mich vergiftet!«
    Richter gab dem Oberwachtmeister mit einer Geste zu verstehen, dass diese Frau im Augenblick nicht ganz zurechnungsfähig sei. Der Polizist nickte verständnisvoll.
    Ein anderer Polizist näherte sich. Auch ihm rief Käthe zu, dass sie vergiftet worden sei.
    Sie müsse in die Klinik, wiederholte Richter. Der Oberwachtmeister sah es ebenso. Die Frau war in einem erbärmlichen Zustand. Er forderte seinen Kollegen auf, ein Taxi zu rufen. Richter erbot sich sofort, das Taxi zu bezahlen.
    Der Oberwachtmeister befahl seinem Kollegen, die Herrschaften in die Klinik zu begleiten und ihm dann später Bericht zu erstatten.
    Richter wusste, dass sich in der nächsten Stunde Käthes und sein Schicksal entscheiden würde. Sein wichtigstes Ziel blieb die Darmspülung. Entweder hatte das Gift bereits seine tödliche Wirkung getan, dann entfernt die Spülung die letzten, noch nicht absorbierten Reste. Oder Käthe überlebt, dann muss erst recht jede Spur des Giftes aus dem Darm herausgeschwemmt werden.
    Das Taxi brachte die drei zur Medizinischen Klinik. Dort untersuchte der diensthabende Nachtarzt Dr. Jacobi Käthe. Sie sagte dem Arzt, Dr. Richter habe sie mit einem weißen Pulver vergiftet, das er ihr in den Darm eingeführt habe. Diese Behauptung erschien dem Arzt unglaublich. Er stand vor einem Rätsel. Die Unruhe der Patientin ging auf ihn über, weil die Untersuchung nichts ergab. Er vermutete eine

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