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Mörderische Ärzte: der hippokratische Verrat

Mörderische Ärzte: der hippokratische Verrat

Titel: Mörderische Ärzte: der hippokratische Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Pfeiffer
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Die arme Frau! Ihr eigener Mann, dieser Unhold, hat sie in den Tod getrieben! Das ist doch kein Arzt, das ist doch, genau besehen, ein Mörder! Und man wird meine Beziehung zu Steffi durchhecheln, ich kenne doch die Volksseele. Der alte Bock und die junge Nutte - zehn und mehr Versionen werden in Umlauf kommen, und das Opfer werde immer ich sein. Ich, der verdiente und allseits beliebte Arzt! Gut, ich könnte hier weggehen, alles verlassen, was ich mir aufgebaut habe, und mit Steffi irgendwo neu anfangen. Aber so leicht fällt einem das nicht mehr, wenn man erst einmal Wurzeln geschlagen, sich eingerichtet und Beziehungen hergestellt hat, die einem im Lande des Mangels so vieles erleichtern.
    Gisela weiß das, und deshalb hofft sie, mich zwingen zu können, dass ich mich von Steffi trenne. Ich werde mich trennen. Aber nicht von Steffi, sondern von Gisela. Endgültig! Sie muss sterben. Und es muss aussehen wie ein natürliches
    Hinscheiden.
    Und von diesem Tage an begann der Doktor, über Giselas Tod nachzudenken.
    Sein Plan sollte ebenso einfach wie wissenschaftlich exakt sein. Die meisten, die so etwas vorhaben, dachte er, sprechen sich selber das Todesurteil. Sie glauben, nur ein komplizierter Plan sei sicher. Irrtum! Je mehr Rädchen ineinander greifen, desto störanfälliger wird das Getriebe. Der wissenschaftlich berechnete Mord ist meine einzige Chance. Nicht jeder besitzt sie, aber ich bin Arzt, ich kenne mich aus in den Geheimnissen des Körpers. Am besten, es sieht aus wie Kreislaufversagen. Dann gibt es keine Obduktion. Kreisarzt Dr. Winter, Giselas Dispensairearzt, kennt ihren labilen Kreislauf. Beträchtliche Blutdruckschwankungen, bedingt durch ihre Koronarinsuffizienz. Und befördert natürlich durch Alkohol und Tabletten. Dezent werde ich ihm suggerieren: Es kann nur Kreislaufversagen sein. Er wird anstandslos den Totenschein ausstellen.
    Vorausgesetzt, er findet keine Anzeichen äußerer Gewalt. Deshalb kommt nur eine Vergiftung in Betracht.
    Aber welches Gift? Arsenik vielleicht? Wirkt zu explosiv, führt auch zu körperlichen Veränderungen. Strychnin? Ist zu bitter. Zyankali - aber wie sollte ich Gisela Zyankali beibringen? Außerdem riecht man es meterweit.
    Sie müsste das Gift freiwillig einnehmen. Im Glauben, es wäre ein Medikament. Aber welches? Morphium verengt die Pupillen, das fiele bei der Leichenschau möglicherweise auf. Atropin hat die entgegengesetzte Wirkung, auch unbrauchbar. Ein Schlafmittel vielleicht? Ein Barbiturat - der Tod erfolgt durch Atemlähmung. Wenn ich Glück habe, keine charakteristischen äußeren Spuren.
    Selbst in die Liebesstunden mit Steffi schlich sich jetzt in Veiths Bewusstsein das Wort von Giselas Tod ein. Er scheute sich seltsamerweise, das Wort Mord zu denken. Er sah sich nicht als Mörder. Den Mörder schlechthin gibt es nach seiner Meinung gar nicht. Die meisten Mörder kommen durch Zufall und nur ein einziges Mal in die Verlegenheit, so etwas zu tun, und auch das nicht gerade begeistert. Sie sind Mörder nur für eine Minute oder Sekunde oder, wenn es hoch kommt, für einige Tage. Was wiegt ein solcher Augenblick gegen ein ganzes Leben! Mörder, das ist reine Abstraktion, eine flüchtige Rolle. Danach bin ich wieder Arzt, Steuerzahler, Straßenverkehrsteilnehmer und so weiter.
    Abgesehen von diesen gedanklichen Abschweifungen formten sich Dr. Veiths Überlegungen allmählich zu einem festen Handlungsprogramm.
    Er hatte sich für einen Mord durch Barbiturat entschieden und beschaffte sich die dafür notwendige Menge des Schlafmittels Kalypnon.
    Er besorgte sich Tablettenröhrchen mit Oral-Penizillin.
    Er vernichtete die Penizillintabletten und füllte die Röhrchen mit Kalypnon.
    Eine der nächsten Nächte verbrachte er wiederum mit seiner Geliebten. Als er am nächsten Morgen heimkehrte, kam es erwartungsgemäß zu den üblichen Vorhaltungen und Drohungen seiner Frau. Er blieb ruhig und erwiderte, solange sie sich weiter so vernachlässige wie bisher, wirke sie auf ihn unästhetisch, ja abstoßend. Auf diese Weise gedemütigt, klagte sie, er habe ja nicht das geringste Interesse gezeigt, etwas für sie zu tun. Sie denke da nur an ihre scheußlichen Krampfadern.
    Veith nickte mitfühlend. Sie habe recht. Aber sie wisse doch auch, dass er da wenig helfen könne. Verdickte Adern, in denen sich das Blut staut. Tote Strombahnen sozusagen - da helfe eben nur ein chirurgischer Eingriff.
    Das hatte er Gisela schon früher erklärt. Und er wusste, dass sie vor

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