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Mörderische Ärzte: der hippokratische Verrat

Mörderische Ärzte: der hippokratische Verrat

Titel: Mörderische Ärzte: der hippokratische Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Pfeiffer
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Abschiedsbrief.
    Gisela also hatte sich jetzt für immer verabschiedet.
    Veith stellte das Wasserglas, in dem sich noch ein Bodensatz des Veronals befand, unauffällig aufs Fensterbrett des Schlafzimmers, den präparierten Abschiedsbrief legte er
    daneben.
    Dann rief er Dr. Winter an und teilte ihm mit, er habe soeben seine Frau tot in ihrem Bett aufgefunden. Ob Dr. Winter bitte die Leichenschau übernehmen würde. Dr. Winter versprach, bald zu kommen...
    Von diesem Augenblick an begann es im bisher lautlosen Getriebe des Tatgeschehens hörbar zu knirschen. Aber noch würde es fast ein ganzes Jahr dauern, bis es endgültig stillstand. Es war nicht so perfekt konstruiert, wie der Doktor geglaubt hatte.
    Als Dr. Winter eintraf, sprach er Veith sein Beileid aus und bat ihn, bevor er die Tote besichtigte, um einige Informationen.
    Winter schien Veiths Meinung, seine Frau sei an Herzversagen gestorben, zu teilen. Dann ließ er sich ins Schlafzimmer führen.
    Gisela lag friedlich im Bett.
    Winter stellte fest, dass sie seit Stunden tot war. Währenddem lehnte Veith mit dem Rücken am Fensterbrett und verdeckte Glas und Brief. Erleichtert sah er, wie sich Winter aufrichtete. Die Untersuchung schien beendet. Doch dann entnahm Winter seiner Tasche eine Stablampe und öffnete die Augenlider der Toten. Er schüttelte befremdet den Kopf. Er forderte Veith auf, sich ebenfalls die Pupillen anzusehen, sie seien deutlich verengt.
    Veith spürte, wie sich sein Herzschlag beschleunigte. Vorsichtig versuchte er. Winters Befund in Frage zu stellen. Aber Winter beharrte darauf, die Pupillen seien verengt. Das sei zwar ein noch uncharakteristisches Symptom, aber-
    Aber Winter ließ das Ende des Satzes in der Schwebe.
    Nachdenklich starrte er auf die Tote, fragend dann auf den Kollegen.
    Veith suchte aufkommende Panik zu unterdrücken. Noch hatte er die zweite Sicherung in Reserve.
    Während sich Winter nochmals die Augen der Toten ansah, kehrte Veith zum Fenster zurück und schob unbemerkt das Wasserglas an den Rand des Fensterbretts. Er lehnte sich mit dem Rücken an die Fensterbank. Das Glas fiel um. Veith stieß einen Ruf der Überraschung aus. Und als sich Winter ihm zuwandte, sah er in Veiths Händen ein Wasserglas und ein Stück Papier. Veith betrachtete kurz das Papier, dann reichte er es schweigend dem Kollegen.
    Dr. Winter überlas den Abschiedsbrief. Dann übernahm er mit einem Taschentuch das Glas, befeuchtete einen Finger und kostete von dem Bodensatz.
    Für Winter war die Situation klar. Die verengten Pupillen, der bittere Bodensatz, der Abschiedsbrief: Selbstmord durch Tablettenvergiftung.
    Schweigend kehrten die beiden Ärzte ins Arbeitszimmer zurück. Winter setzte sich, um den Totenschein auszufüllen.
    Warum, so fragte er dabei, habe Frau Veith das getan. Er sei völlig geschockt.
    Veith sprach von Depressionen, von denen nur er allein gewusst habe, von quälenden Selbstvorwürfen seiner Frau wegen ihrer Alkoholsucht, von ihrer Schlaflosigkeit. Deshalb habe er ihr auch immer wieder Schlafmittel verschrieben, aber nicht geahnt, dass sie sich damit umbringen würde.
    Das alles sei sehr traurig, sagte Winter, und unfassbar. Aber er verstehe, dass die Alkoholabhängigkeit und die Depressionen schließlich die Ehe sehr belastet hätten.
    Ja, erwiderte Veith, wie sie im Abschiedsbrief schrieb: die Liebe sei allmählich erloschen.
    Veith war zufrieden, dass Winter seine Erklärung akzeptierte.
    Er war unzufrieden, dass Winter als penibler Amtsarzt nun den Selbstmord als vermutliche Todesursache vermerken würde.
    Das hieß: Obduktion. Und so verlässlich war seine zweite Sicherung nun doch nicht. Man weiß nie, welche Überraschungen die Obduktion einem Mörder bringen kann. Wenn sich wenigstens die Obduktion vermeiden ließe!
    Und Veith unternahm den riskanten Versuch, Winter zur Bescheinigung eines natürlichen Todes zu überreden.
    Und hatte Glück.
    Winter verschloss sich Veiths beschwörender Bitte nicht.
    Selbstmord einer Arztfrau - das bringe so viele unsinnige Gerüchte in Umlauf, die schadeten ihm und die schadeten auch dem Gesundheitswesen der DDR. Untersuchungen, Berichte - all das ließe sich doch vielleicht vermeiden.
    Dr. Winter schrieb auf den Totenschein: Herzversagen bei chronischer Herzschwäche.
    Bedrückt von seinem schlechten Gewissen, verabschiedete er sich rasch von Veith.
    Veith atmete auf. Er hatte den perfekten Mord geschafft.
    Dr. Winter war inzwischen ins Amt zurückgekehrt. Er konnte sich nicht auf

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