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Mörderische Aussichten

Mörderische Aussichten

Titel: Mörderische Aussichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A George
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hören.«
    »Wahrscheinlich hatte er sich an was verschluckt.«
    Der Sheriff stieg aus dem Streifenwagen und kam zu uns herüber. Meemaw trat auf ihn zu. Wir konnten zwar nicht hören, was
     sie sagte, aber ihre Worte waren von Gesten begleitet, von denen eine den Einstich des Messers in die Männerbrust zu beschreiben
     schien.
    Der Sheriff hörte aufmerksam zu und wies den Mann in seiner Begleitung an, zu Meemaws Wohnwagen hinüberzugehen. Der Mann las,
     wie ich sehen konnte, einen Stock auf. Sheriff Reuse nahm Meemaw am Arm und führte sie zu unserem Auto. Sein khakifarbenes
     Hemd war gestärkt und trocken.
    »Guten Tag, Mrs Crane, Mrs Hollowell.«
    »Sheriff Reuse«, sagte Schwesterherz kühl. Ich nickte.
    »Mrs Turkett sollte bei Ihnen im Wagen sitzen, während ich mir anschaue, was los ist.«
    »Los ist, dass jemand ermordet und jemand entführt wurde. Das habe ich Ihnen doch schon erzählt«, empörte sich Meemaw. »Sunshine
     ist verschwunden, und wir müssen sie suchen.«
    »Ja, Ma’am. Sie warten hier einfach im Kühlen, und ich überprüfe das.«
    »Arschloch«, sagte Meemaw zu dem Rücken des Sheriffs. Wir sahen ihn die Stufen des Wohnwagens hochgehen und verschwinden.
    »Ganz richtig«, stimmte ihr Schwesterherz zu. »Dabei ist er früher mit Patricia Annes Tochter ausgegangen. Schwer zu glauben.«
    Meemaw wirkte schockiert. »Mit Haley? Diesem reizenden Kind, das gestern Abend da war?«
    »Nur ein paarmal«, erklärte ich. »Einmal auf einen Polizeiball.«
    »Kerrigan liebt Polizeibälle.« Meemaw lehnte sich zuMary Alice und mir vor und begann erneut zu schluchzen. Tränen tropften auf das kastanienbraune Leder. Mary Alice deutete
     auf das Handschuhfach, wo ich eine kleine Packung Kleenextücher fand. Ich reichte sie Meemaw, nachdem ich ein paar davon einbehalten
     hatte, um damit über den Sitz zu wischen. »Alles wird wieder gut«, log ich.
    Der junge Deputy trat aus dem Wohnwagen, einen Stock in der Hand, nickte uns im Vorübergehen zu und stieg in das Polizeiauto.
     Vermutlich, um Verstärkung zu rufen. Oder den Leichenbeschauer. Wahrscheinlich beides. Nach wenigen Minuten ging er wieder
     zum Wohnwagen zurück.
    »Warum sind sie nicht draußen und suchen nach Sunny?«, schluchzte Meemaw.
    »Ich bin sicher, dass der junge Mann genau das veranlasst hat«, sagte Mary Alice. »Bestimmt hat er eine Suchmeldung nach ihr
     aufgegeben.«
    »Guter Gott, was mache ich in diesem Auto?«, stöhnte Meemaw.
    Ihre Frage wurde nie beantwortet, denn just in dieser Sekunde klopfte es an Mary Alices Scheibe, und wir quittierten das Gesicht,
     das hereinschielte, alle drei mit einem Schrei.
    Mein erster Gedanke war: ein Bär. Mary Alice erzählte mir später, dass sie dasselbe gedacht hatte. Es gibt nach wie vor eine
     beträchtliche Schwarzbär-Population im ländlichen Alabama. Gelegentlich verlaufen sich einzelne Tiere und landen sogar auf
     städtischem Areal, wo sie betäubt werden müssen, bevor man sie zurück in die Wildnis bringt.
    Aber dieser Bär trug, wie ich feststellte, einen Hut – einen alten, braunen Filzhut mit breiter Krempe. Trotz derFülle an Haaren wurde mir im selben Moment klar, dass dies Pawpaw Turkett war. Meemaw bestätigte diese Annahme, indem sie
     von hinten meiner Schwester zurief, sie solle das Fenster herunterlassen, damit sie ihrem Casanova erzählen könne, was passiert
     sei.
    Das Fenster fuhr herunter, und der Casanova beugte sich mit einem in der Tat honigsüßen Lächeln in den Wagen und sagte zu
     Mary Alice: »Hallo, hübsche Frau. Was geht hier vor?«, was dazu führte, dass Meemaw ausholte und ihn an seinem Bart packte.
     In ihrer Hektik brach sie Mary Alice dabei fast das Genick. Zumindest behauptete diese das später.
    Natürlich konnte Pawpaw nicht durch das Fenster herein und Meemaw nicht durch das Fenster hinaus, und Mary Alice war zwischen
     den beiden eingeklemmt. Ein paar Meter entfernt von uns lag ein toter Mann aufgespießt auf dem Fußboden eines Wohnwagens,
     und hinter uns parkte ein Polizeiauto mit blinkendem Blaulicht.
    Dabei hatte ich doch nur eine Einladung zum Mittagessen angenommen.
    Genug. Ich reaktivierte meine alte Lehrerinnenstimme, die so respekteinflößend über das Eis kratzt wie ein Eislaufstar bei
     der Olympiade.
    »Hört sofort auf. Meemaw, steigen Sie aus und erzählen Sie Ihrem Mann, was passiert ist.«
    Sie stieg zwar nicht aus dem Wagen, ließ aber Pawpaws Bart los und lehnte sich zurück, so dass Schwesterherz ein Stück zu
     mir

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