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Mörderische Aussichten

Mörderische Aussichten

Titel: Mörderische Aussichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A George
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mir wie Pawpaw die Hände vors Herz geschlagen hatte.
    Die Ereignisse des Tages waren plötzlich von überwältigender Klarheit, und dieser letzte Schreck hatte das Fass zum Überlaufen
     gebracht. Ich begann zu weinen und tastete nach einem der Taschentücher, mit denen ich Meemaws Tränen aufgewischt hatte.
    »Bist du okay? Warum weinst du?«
    »Weil wir um ein Haar umgebracht worden wären.«
    Schwesterherz griff in ihre Handtasche. »Du brauchst ein Aspirin.«
    »Nein. Ich bin nur müde und will nach Hause.« Zu Fred und Woofer und den großen Geranientöpfen auf der Veranda.
    Schwesterherz fädelte sich in den Verkehr ein, und wir fuhren den guten alten Highway 31 in Richtung Birmingham zurück, entlang
     einem schnell dahinfließenden Flüsschen, dessen sanften Kurven die Straße folgte. Die Wälder lagen grün und friedlich da.
    Ich wischte mir über die Augen. »Ob Häuptling Joseph wohl verheiratet war?«
    »Wahrscheinlich«, sagte Mary Alice. »Seine Kleidungsstücke waren aufeinander abgestimmt.«
    Das Argument schien mir einleuchtend.

5
    Alles läuft gemächlicher in Birmingham im August. Die Straßen sind nahezu verlassen, die Kinder schlafen mittags länger. Die
     Hunde vergraben sich in tiefe Löcher im Garten, dankbar für die dunkle Kühle der feuchten Erde.
    Genau dies hatte Woofer auch getan. Als ich draußen nach ihm sah, hatte er sich in ein Loch gekuschelt, das er sich unter
     der Ligusterhecke gegraben hatte, die wir vor Jahren als Sichtschutz zwischen uns und einem neuen Haus, das hinter uns gebaut
     wurde, angelegt hatten. Die Frischvermählten, die damals in dieses Haus zogen, haben mittlerweile Enkelkinder, und die Hecke
     ist seit Langem unserer Kontrolle entwachsen.
    Ich beugte mich zu ihm hinunter und tätschelte seinen Kopf. »Möchtest du nicht in deine Igluhütte gehen?« Nein. Er wedelte
     mit dem Schwanz. »Möchtest du mit ins kühle Haus kommen?« Nein. Breites Gähnen.
    »Wir gehen nachher spazieren, wenn es nicht mehr so heiß ist.«
    Völliges Desinteresse. Ich kraulte sein Fell zwischen Stirn und Ohr – so, wie er es mochte. So viel Grau. Schon wieder traten
     mir Tränen in die Augen. Das führte doch zu nichts. Ich stand auf, ging in meine noch immer frisch gestrichen riechende Küche
     und machte für Fred einen Zitronenkuchen mit einer aus vier Eiweißen bestehenden Baisermasse. Die Füllung war ein Produkt
     der FirmaJell-O – mit freundlicher Empfehlung   –, der Teig kam aus der Tüte, aber der Schaumguss war von mir, zum Donnerwetter. Und er sah gut aus.
    Das Telefon klingelte, während ich die Eier schlug, aber ich kümmerte mich nicht darum. Sollte doch der Anrufbeantworter drangehen;
     langsam begann ich mich besser zu fühlen.
    Ich duschte warm mit Fresien-Duschgel und zog mir grün-weiße Seersucker-Shorts und ein weißes T-Shirt an. Jetzt ging es mir definitiv besser. Ich nahm mit einem großen Glas Eistee auf dem Sofa Platz und hörte meine Nachrichten
     ab.
    »Mama« ,
sagte Haley.
»Ruf mich so schnell wie möglich zurück. Ich habe aufregende Nachrichten für dich. Bis dann.«
    »Tante Pat, tut mir leid, dass ich vorhin aufgelegt habe. Es geht mir jetzt besser, und ich würde gerne wissen, wie es heute
     gelaufen ist. Tschüs.«
Für diesen Anruf bei Debbie würde ich zwei Stunden einrechnen müssen.
    »In Ihrem Viertel findet nächste Woche eine Sperrmüllsammlung statt. Wenn Sie etwas für uns haben, rufen Sie bitte an.«
    »Liebling, ich komme wahrscheinlich ein bisschen später nach Hause. Küsschen.«
    »Patricia Anne, hier ist Betty Sims. Unser monatlicher Lesezirkel trifft sich diesen Freitag um zehn Uhr in der Homewood-Bibliothek.
     Nicht vergessen.«
    Meine Augenlider begannen schwer zu werden. Es war noch genug Zeit für ein Schläfchen. Wir würden zum Abendessen nur Putensandwiches
     essen mit Fleisch von stressfrei im Schatten von Pekannussbäumen aufgezogenen Truthähnen. Ich hatte die Packung mit dieser
     Werbung im Piggly Wiggly gesehen und nicht widerstehenkönnen, obwohl einen das fast zu vertraut werden ließ mit den Tieren, die man dann verspeiste.
    »Maus, die Polizei hat Sunshines blutiges Nachthemd gefunden. Ich rufe jetzt Ray an.«
    O Gott. Ich wählte Mary Alices Nummer und landete nach einmaligem Klingeln auf ihrem Anrufbeantworter. Das bedeutete, wie
     ich aus Erfahrung wusste, dass besetzt war. »Ich bin’s«, sagte ich. »Ruf mich zurück.«
    Kaum hatte ich aufgelegt, ließ mich auch schon das Klingeln des Telefons

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