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Mörderische Aussichten

Mörderische Aussichten

Titel: Mörderische Aussichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A George
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das Ergebnis ihrer Hände Arbeit betrachten
     konnten, und ihnen für den Start die vordersten Reihen reserviert. Ich meine, die schwebten im siebten Raketentechnikerhimmel.
    Das Problem war nur, dass Pa ein kleines Malheur passierte. Er ging in eines dieser mobilen Toilettenhäuschen, die sie da
     draußen an der Startrampe installiert hatten, und sperrte sich versehentlich ein. Könnt ihr euch das vorstellen? Der Mann
     entwirft Raumschiffe, die zum Mond fliegen, und kann sich nicht aus einem Toilettenhäuschen befreien. In der ganzen Aufregung
     vermisste ihn auch niemand, und er sagt, er sei am Ende so müde gewesen, dass er seinen Kopf auf die Klopapierhalterung gelegt
     habe und eingeschlafen sei. Und dann ist die Rakete gestartet.«
    »Das Toilettenhäuschen tat einen riesigen Satz«, brüllte Mary Alice. Henry lachte so sehr, dass er nach Luft ringen musste.
     Und ich lachte, wie ich zugeben muss, so herzhaft wie die anderen. Ich hatte diese Karikatur von Pawpaw vor mir, wie er, Arme
     und Beine in die Ecken des Klohäuschens gestreckt, mit gesträubten Haaren dasaß, während der Mensch auf den Mond geschossen
     wurde.
    »Er kam als gewandelter Mann heraus«, fuhr Howard fort, als wir uns wieder halbwegs beruhigt hatten. »Er sagte, er würde in
     Zukunft nur noch angeln gehen. Daraufhinzogen wir dann hier runter in die Nähe des Flusses. Wir haben mit zwei Wohnwagen angefangen.«
    Howard war ein guter Geschichtenerzähler. Er machte eine Pause. »Wir bekamen eine Menge Katzenfisch zu essen.«
    Mary Alice und Henry lachten weiter, aber der Ton in Howards Stimme hatte sich ein klein wenig verändert, wie mir als alter
     Lehrerin nicht entging.
    »Wie heißt Pawpaw richtig, Howard?«, fragte ich ihn.
    »Melvin. Sein Name ist Melvin.«
    Wenige Minuten später war ich zurück bei Fred und Tiffany.
    »Lachst du oder weinst du, Liebling?«, fragte Fred.
    »Ich weiß nicht recht«, antwortete ich. Und das entsprach der Wahrheit.

8
    Kurz bevor wir das Wohnwagengelände verließen, kam Eddie Turkett auf uns zu, um sich für unsere Hilfe zu bedanken. Eins musste
     man diesen männlichen Turketts lassen – sie hatten jede Menge Haare. Eddie hatte genauso einen Vollbart wie Howard, und wie
     Howard war er unter diesen Haarbüscheln wahrscheinlich ein sehr gutaussehender Mann. Eddies Bart war jedoch, wie ich feststellte,
     grau gesprenkelt.
    »Das ist doch selbstverständlich.« Fred schüttelte Eddies Hand. »Sunshine gehört ja jetzt auch zu unserer Familie.«
    Was für ein netter Mann.
    »Wenn wir irgendetwas für Sie tun können, rufen Sie einfach an.« Tiffany steckte Eddie eine ihrer Patente-Putzfee-Visitenkarten
     in die Brusttasche seines Hemds. Ich sah sie mit gerunzelter Stirn an, als er davonging.
    »Wieso?«, fragte sie unschuldig. »Er ist doch der Reiche, oder nicht?« Die Kleine hielt sich schon zu lange im Umfeld von
     Mary Alice auf. Ich konnte Schwesterherz direkt sagen hören:
»Schlauer Schachzug, Tiffany.«
    Was mich an etwas erinnerte. »Sie sollten Schwesterherz besser sagen, dass Sie mit uns nach Hause fahren.«
    »Hey.« Tiffany fasste Deputy Leroy am Arm, der gerade vorbeikam. »Wissen Sie, wer Mrs Crane ist? Die in dem blauen Overall?«
    Er nickte.
    »Sagen Sie ihr, dass Tiffany mit ihrer Schwester nach Hause gefahren ist, okay?«
    »Mach ich.«
    »Lassen Sie uns gehen«, sagte Tiffany zu Fred und mir.
    Es gibt nichts Heißeres als ein Auto, das im August auf einem Baumwollfeld in Alabama abgestellt wurde. Wir rissen die Türen
     auf und schalteten die Klimaanlage an, aber die Ledersitze waren nach wie vor eine Gefahr für jedes Stück nackte Haut. Irgendwann
     waren wir schließlich in der Lage einzusteigen und loszufahren.
    Tiffany deutete auf das Turkett-Lager. »Das ist ein seltsamer Ort.«
    »Inwiefern?«, fragte Fred, der versuchte zu fahren, ohne das heiße Lenkrad anzufassen. Ein wahres Kunststück.
    »Tiffany, da hinten liegt ein Handtuch. Geben Sie es bitte Fred.«
    »Hier.« Sie reichte es über den Sitz. »Ich weiß nicht. Es ist dort irgendwie gespenstisch. So mitten im Wald, und jeder wohnt
     allein in seinem Wohnwagen.«
    »Sie sind da rausgezogen, weil Pawpaw sein Gehör verloren hat. Danach wollte er nur noch angeln gehen. So hat es uns jedenfalls
     Howard erzählt.«
    »Wie hat er denn sein Gehör verloren?«, fragte Fred.
    »Nun...« Ich gab die Geschichte wieder, die Howard mir erzählt hatte. Fred und Tiffany lauschten genüsslich.
    »Ein Toilettenhäuschen? O Gott.«

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