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Mörderische Aussichten

Mörderische Aussichten

Titel: Mörderische Aussichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A George
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Mrs Hollowell? Verzeihung, es tut mir leid.« Mit ihren strahlenden Augen und dem buschigen
     Pferdeschwanz machte Kerrigan allerdings gar keinen zerknirschten Eindruck. Im Grunde strahlte sie mehr denn je. Ich hätte
     glatt lernen können, diese Frau zu hassen.
    Ich nickte. »Ist mit Meemaw alles in Ordnung?«
    »Es geht ihr gut.« Kerrigan drehte sich mit einem auffordernden Blick zu Pawpaw um.
    »Meine Enkelin war heute früh hier und hat etwas dagelassen, was wir brauchen«, sagte er daraufhin.
    »Sunshine hat etwas hiergelassen?«
    »Ein Paket, vermute ich«, meinte Kerrigan.
    Ich schüttelte den Kopf. Zugegeben, ich bin nicht die beste Hausfrau der Welt und der Morgen war hektisch gewesen, aber ein
     fremdes Paket wäre mir aufgefallen.
    »Es ist klein«, versicherte mir Kerrigan.
    »Ich habe nichts gesehen«, sagte ich.
    »Dann haben Sie doch aber sicher nichts dagegen, wenn wir reinkommen und nachschauen.« Kerrigan schob sich, gefolgt von Pawpaw,
     an mir vorbei. Ich war so perplex angesichts ihrer Unverfrorenheit, dass sie den Flur schon zur Hälfte hinter sich gelassen
     hatten, bevor ich ein »Doch, ich habe was dagegen« hätte herausbringen können, was ich dann wahrscheinlich doch nicht getan
     hätte.
    »Sie meinte, sie habe es im Wohnzimmer gelassen«, erklärte Pawpaw. »Sie hat allerdings nicht gesagt, wo genau.«
    »Du meinst, sie wollte es nicht sagen«, fügte Kerrigan hinzu.
    »Richtig. Du hättest deine Arbeit besser machen müssen, Kerrigan.«
    »Da ist nichts im Wohnzimmer«, sagte ich.
    Pawpaw drehte sich mir zu. »Sunshine hat es aber gesagt.«
    Mir wurde plötzlich bewusst, dass er alles hörte, was gesprochen wurde. »Er kann ja hören«, bemerkte ich zu Kerrigan. Sehr
     intelligent.
    »Er hat dieses riesige Hörgerät bekommen. Zeig es ihr, Papa.«
    Er drehte sich brav um. Das Hörgerät sah aus wie ein Walkman, nur dass es nicht in kleinen Ohrstöpseln endete, sondern in
     braunen Plastikscheiben, die hinter und leicht über den Ohren saßen.
    »Es funktioniert ziemlich gut«, sagte er. »Und ich kann weiter meinen Hut tragen.«
    »Sie werden von Jahr zu Jahr kleiner«, fügte Kerrigan hinzu.
    »Sie klingen aber nach wie vor blechern.« Pawpaw klopfte wie zur Überprüfung seiner Aussage mit einem Fingernagel auf eine
     der Scheiben und nickte. »Blechern.«
    Mittlerweile waren wir im Wohnzimmer angekommen. »Hören Sie«, wiederholte ich. »Ich habe hier kein Paket gesehen.«
    »Es muss nicht unbedingt ein Paket sein«, erklärte Kerrigan, während sie mit der Hand über den Kaminsims fuhr. Falls sie jetzt
     auf ihre Finger schauen würde, um zu sehen, ob sie staubig wären, würde ich ihr eine kleben. Was zum Teufel machte sie da
     eigentlich?
    Und dann wurde es mir klar. Sunshine hatte ihnen erzählt, dass sie ein paar Perlen hiergelassen hatte. Das musste es sein.
     Ein paar Perlen, von denen sie nicht wusste, dass ich von ihnen wusste. Ein paar Perlen, deren Existenz mir besser nicht bekannt
     wäre, wenn ich mirden erbitterten Blick in Kerrigans und Pawpaws Gesicht ansah.
    Aber das ergab keinen Sinn. Warum sollte Sunshine Perlen in meinem Wohnzimmer versteckt haben? Das Ganze war völlig unlogisch.
     Wie um Gottes Willen hatte ich, Patricia Anne Hollowell, eine pensionierte Lehrerin, die ein ruhiges Leben in Birmingham,
     Alabama, führte, es hinbekommen, in einem Wohnwagen in Locust Fork eine Leiche zu finden, über einen Truthahn zu fallen, mir
     dabei fast das Genick zu brechen und dann auch noch an einen Haufen Gesindel zu geraten, das schwarze Perlen aus Bora Bora
     schmuggelte?
    Die Antwort kam durch die Hintertür – in Gestalt meiner Schwester Mary Alice, die einen großen Gefrierbeutel in der Hand hielt.
     »Ich habe versucht, dich noch zu erwischen, aber du warst schon aus der Ausfahrt raus. Hier ist die Torte. Du hast sie vergessen,
     und ich habe nicht genug Platz in meiner Gefriertruhe.« Sie sah mich mit offenkundig seltsamem Gesichtsausdruck im Durchgang
     zwischen Küche und Wohnzimmer stehen. »Was ist los?«, fragte sie und stellte den Kuchen auf die Küchentheke.
    Ich zuckte die Achseln. »Kerrigan und Pawpaw sind hier.«
    »Ach ja?« Sie ging zur Tür. »Hallo Sie beide, was machen Sie denn hier?«
    »Sunshine hat ihnen erzählt, sie hätte gestern Nacht ein Päckchen hiergelassen.« Ich warf ihr einen Blick zu, von dem ich
     hoffte, dass er warnend genug war. Aber Subtilität war bei Schwesterherz verlorene Liebesmüh.
    »Was für ein Päckchen?«, fragte

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