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Mörderische Aussichten

Mörderische Aussichten

Titel: Mörderische Aussichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A George
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orangefarbenes Kleid?«, fragte Ray.
    »Nicht bei einem Amtseinführungsball, mein Sohn. Ich trug es. Ein orangefarbenes Strickkleid. Sah gut aus.« Sie runzelte die
     Stirn. »Ich weiß noch, dass ich ihn damals für Broderick Crawford und keinen großen Tänzer gehalten habe. Will Alec erzählte
     mir später, es sei J.   Edgar Hoover gewesen.«
    »Ich habe in seiner Biografie gelesen, dass er ein wunderbarer Tänzer war«, warf ich ein.
    Schwesterherz dachte über das, was ich gesagt hatte, nach. »Nun, vielleicht war es ja doch Broderick Crawford. Er konnte nicht
     mal einen Wechselschritt. Er trat nur immer irgendwie von einem Fuß auf den anderen.«
    »Ich hasse es, wenn Männer so tanzen«, sagte ich. »Das hat so was Faultierartiges an sich.«
    Der Sheriff räusperte sich. »Ich würde es sehr zu schätzen wissen, wenn Sie alle in der Nähe blieben. Es könnte Sie in Kürze
     jemand anrufen.«
    Ich blickte auf meine Uhr. »Ich muss nach Hause, aber dort werde ich erreichbar sein.«
    »Sehr schön. Kann ich Sie mitnehmen? Ich komme direkt an Ihrem Haus vorbei.«
    »Ich weiß noch, dass Edward G.   Robinson auf derselben Party war, aber er kann es nicht gewesen sein«, überlegte Schwesterherz. »Er war zu klein. Selbst wenn
     er Schuhe mit Plateausohlen angehabt haben sollte.«
    »Danke«, sagte ich zum Sheriff. »Ich nehme Ihr Angebot gerne an.«

18
    Die Straßen waren so heiß, dass sie dampften, als der Regen auf sie niederging. Wir kamen durch die eine oder andere Nebelbank
     auf dem Weg zu mir nach Hause. Als der Sheriff mich absetzte, war der heftigste Regen schon vorbei. Ein für Birmingham typisches
     Sommergewitter. Aber es hatte alles abgekühlt, die Verschmutzung aus der Luft gewaschen und den Bäumen eine ordentliche Portion
     Wasser verpasst.
    Ich betrat die Küche und fand einen Zettel von Fred auf dem Tisch. Er war zu Haley und Philip gefahren, um ihnen beim Kistenschleppen
     zu helfen. Es war nett von ihm, dass er dem frischvermählten Paar unter die Arme griff.
    Im Briefkasten waren zwei Rechnungen, ein Werbeprospekt, ein kleiner brauner Umschlag und das ›Time Magazine‹. Der braune
     Umschlag war von unserem Cousin Luke in Mississippi, Reiher-Luke, Mary Alices Heimsuchung. In ihm befanden sich ein Autoaufkleber
     und eine Notiz. Luke junior, der Mitglied des Repräsentantenhauses war, wollte im Herbst für den Senat kandidieren. Ob ich
     bitte Beiliegendes an meinem Wagen anbringen würde? Zur Steigerung des Bekanntheitsgrades etc. Autoaufkleber stehen bei mir
     nicht sonderlich hoch im Kurs, aber Luke zählt nun mal zur Familie. Und wer wusste es schon? Vielleicht würde Mary Alice ja
     noch einmal auf einem Amtseinführungsball tanzen, diesmal mit Reiher-Luke junior.
    Ich legte den Autoaufkleber auf den Couchtisch, zog meine Schuhe aus und ließ mich auf dem Sofa nieder, um das ›Time Magazine‹
     zu lesen. Es war eine Spezialausgabe über die Grenzen der Medizin, und ich schaffte gerade den ersten Absatz, der davon handelte,
     wie man die Senilität in Schach hält, bevor mich die vergangenen vierundzwanzig Stunden einholten und ich in einen tiefen
     und festen Schlaf fiel, als sei es nicht später Nachmittag, sondern mitten in der Nacht.
    Die Türklingel hatte offenkundig schon mehrfach geläutet, bis ich wach genug war, um zu realisieren, was los war.
    »Verdammt«, brummte ich und drehte mich auf die andere Seite. Wer auch immer da draußen stand, vielleicht würde er ja auch
     wieder gehen.
    Aber als nach weiterem Klingeln schließlich Muffin auf mich sprang und von mir eine Reaktion verlangte, kämpfte ich mich hoch
     und taumelte zur Tür. Mir tat alles weh, ich war nach wie vor steif von dem Sturz über den verdammten Truthahn. Mein Kopf
     schmerzte von der Heulerei während der Hochzeit, meine Füße schmerzten wegen der hohen Absätze, die ich getragen hatte. Ich
     sah grässlich aus, als ich die Tür öffnete und eine lächelnde Kerrigan vor mir stand samt Pawpaw, den ich im ersten Moment
     gar nicht erkannte. Ich hatte ihn bisher immer nur im Overall gesehen. In Khakihosen und Hemd sah er viel dünner aus, als
     ich gedacht hatte. Seinen alten, unförmigen Filzhut hielt er mit der Hand umklammert.
    »Hallo, schöne Frau«, grüßte er.
    Mein Gesicht war schwarz, blau und grün. Meine Augen waren fast zugeschwollen, und mein Haar hatte seit dem Morgen keinen
     Kamm mehr gesehen. Ich musste lächeln. »Hallo, Pawpaw. Hallo, Kerrigan.«
    »Sie haben geschlafen, nicht wahr,

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