Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Moerderische Dividende

Titel: Moerderische Dividende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne George
Vom Netzwerk:
an.
    »Ich finde nur, daß all diese Goldlitzen ein bißchen viel sind«, erklärte ich.
    »Du könntest das auch nicht anziehen, weil du zu klein dafür bist«, sagte Bonnie Blue. »Aber Gott hat Mary Alice mit dem richtigen Format gesegnet, um auch außergewöhnliche Dinge zu tragen.«
    Der Hosenanzug war bezahlt und in einer Tüte verpackt, bevor mir eine Antwort einfiel. Wenn ich bedachte, wie viele Frauen in Birmingham Gott auf ähnliche Weise gesegnet hatte, war mir klar, daß Bonnie Blue nicht lange Ladenchefin sein würde. Sie war zu Höherem bestimmt.
    »Ich geh’ essen«, rief sie jemandem hinten zu, wahrscheinlich Katrinka, ihrer Assistentin, die ein Strich in der Landschaft ist. »Soll ich dir was mitbringen?«
    »Nein danke, ich habe einen Joghurt dabei.«
    »Von dem, was das Mädchen ißt, könnte man keinen Spatzen ernähren«, flüsterte Bonnie Blue.
    Wir gingen die Straße hinunter zum Hunan Hut, das früher mal ein Pizza Hut war. Es ist schwierig, ein Pizza-Hut-Lokal fernöstlich aussehen zu lassen, und die neuen Eigentümer waren so klug, das Dekor nicht allzusehr zu verändern. Sie hatten ein paar stilisierte Drucke von Wellen und langbeinigen Vögeln an eine der Wände gehängt und die Salatbar elegant in Gold und Rot angestrichen.
    Leute drängten sich um das Mittagsbüfett. Wir besetzten einen Tisch, bestellten Eistee und stürzten uns ins Getümmel.
    »Nimm viel Reis«, empfahl Schwesterherz. »Manches von diesem Zeug brennt dir die Haare von den Zähnen.«
    Ich ging auf Nummer Sicher und begann mit einem Schüsselchen Suppe. Ich nahm sie mit zum Tisch zurück und begann zu essen. Warum auch nicht? Sie würde kalt sein, bis die anderen beiden sich ihre Teller gefüllt hatten.
    »Arthur Phizer ist da drüben in der Ecknische«, sagte Mary Alice, während sie ihren Teller abstellte und sich setzte.
    »Allein?« Ich blickte in Richtung der Nische, konnte aber außer einer Glatze nichts sehen.
    »Mit einer Frau.«
    »Rothaarig?«
    »Grauhaarig. Dieses melierte Gelbgrau, das man am besten mit einer Blauspülung behandelt. Mein Gott, was ist denn das mit den Erdnüssen, Bonnie Blue?« Sie deutete mit der Gabel auf Bonnie Blues beladenen Teller. »Das habe ich gar nicht gesehen.«
    »Weiß ich nicht, sieht aber gut aus, stimmt’s?« BonnieBlue ließ sich nieder, um sich ernsthaft dem Essen zuzuwenden.
    »Ich bring’ dir was davon mit, Schwesterherz«, bot ich an.
    Ich schlenderte zum Büfett zurück, wobei ich mir Arthur und die Dame eingehend ansah. Sie schien in den Sechzigern zu sein und hatte tatsächlich gelbgesträhntes graues Haar. Sie und Arthur waren in eine Unterhaltung vertieft.
    Ich fand das Erdnußgericht, das Mary Alice wollte, tat es in ein Salatschälchen und füllte meinen eigenen Teller mit ein bißchen von allem und einem Berg Reis in der Mitte. Jetzt sah ich, daß Arthur die Hand der Frau hielt. Nicht nur hielt, sondern streichelte.
    Darauf vertrauend, daß Mitzi dasselbe getan hätte, wenn sie Fred die Hand einer andern Frau hätte streicheln sehen, lief ich zu ihrer Nische. Arthur stand auf, als er mich sah, was nicht so ganz einfach war in einer Nische. Er stand irgendwie gekrümmt da.
    »Patricia Anne«, sagte er gar nicht erschrocken. »Ich möchte dir meine alte Freundin Sophie Sawyer vorstellen. Sophie, das ist meine Nachbarin, Patricia Anne Hollowell.« Er setzte sich wieder, wahrscheinlich der Ansicht, der Höflichkeit Genüge getan zu haben.
    Sophie Sawyer lächelte. »Patricia Anne.«
    »Hallo, Sophie. Freut mich, Sie kennenzulernen.«
    »Sophie ist gerade nach Birmingham zurückgekehrt«, erzählte Arthur.
    »Ich habe dreißig Jahre in Chicago gelebt. Birmingham ist aber meine Heimat.« Sophie Sawyer beäugte den Teller, den ich für meine Schwester gefüllt hatte. »Passen Sie mit dem Erdnußzeug auf. Das bringt einen um. Sie hätten sehen sollen, wie Arthur die Tränen in den Augen standen.«
    »Es ist für meine Schwester, aber danke, ich sag’s ihr.«
    Sophie war eine sehr hübsche Frau, stellte ich fest, mit weit auseinanderstehenden braunen Augen und hohen Wangenknochen. Sie mußte als junge Frau eine dramatische Schönheit gewesen sein.
    Ich verabschiedete mich und ging zu Bonnie Blue und Mary Alice zurück.
    »Wer ist das?« wollte Schwesterherz wissen. »Und hast du mir was von dem Erdnußzeug mitgebracht?«
    »Hier.« Ich reichte ihr den Teller. »Sie ist eine Freundin von Arthur. Mehr hat er nicht gesagt. ›Meine alte Freundin Sophie

Weitere Kostenlose Bücher