Moerderische Dividende
Arthurs Auto nach Hause bringen?« Ich war ganz zittrig. Ein plötzlicher Todesfall zeigt bei mir gern diese Wirkung.
»Wir lassen es besser hier stehen. Ich wüßte nicht, was wir tun könnten.«
»Gott o Gott«, sagte Bonnie Blue.
Wir liefen schweigend zum Big, Bold and Beautiful Shop zurück, alle unseren Gedanken nachhängend.
»Ruf mich morgen an und erzähl mir, wie Cedric ist«, sagte Bonnie Blue, während sie Mary Alice die Plastiktüte mit dem Hosenanzug aushändigte.
»Habe ich dir gesagt, daß er einen kleinen Schnurrbart hat?« fragte Schwesterherz. »So einen von der streichholzdünnen Sorte.«
Bonnie Blue grinste. »Macht’s gut, Mädchen!«
Der Tag war septemberwarm, aber mir war kalt. Ich war noch nicht bereit, nach Hause zu gehen, über Sophie Sawyers Tod vor meinen Augen nachzudenken. Ich schlug Mary Alice vor, zu Hause vorbeizufahren, unsere Tennisschuhe zu holen und in den Overton Park zu gehen.
Sie runzelte die Stirn: »Wozu?«
»Einfach, um ein bißchen zu laufen. Vielleicht auch ein wenig Tennis zu spielen. Nichts Anstrengendes. Einfach den Ball ein bißchen hin und her schlagen.«
Mary Alice blickte mich an, als hätte ich den Verstand verloren. »Du willst Tennis spielen?«
»Ja. Ich muß mich irgendwie bewegen. Ich zittere am ganzen Körper.«
»Ich spiele nicht Tennis. Leute, die Tennis spielen, haben Herzattacken und sterben wie diese Frau eben.«
»Das stimmt doch gar nicht.«
»Bei Bucky Jasper war es aber so. Sprang hoch, um den Ball zu bekommen, und hörte dann plötzlich mit Laufen auf. Fiel glücklicherweise ins Netz.«
»Wer ist Bucky Jasper?«
»Du meinst, wer
war
Bucky Jasper. Das war der Mann, der unten an meiner Straße wohnte. Ich bin zu Savages gegangen und habe der Familie eine Käsetorte gekauft.« Mary Alice blinkte nach links. »Die Nachbarschaft schickte Blumen. Ein großes Gebinde aus Gladiolen und Gerbera.«
»Das war aber nett.«
»Eigentlich war es ziemlich geschmacklos; geformt wie ein Herz.« Sie fuhr in meine Auffahrt. »Er wäre noch am Leben, wenn er anstelle von Tennis Wasseraerobic gemacht hätte. Und für seine Knie wäre es auch besser gewesen.«
»Bucky hatte kaputte Knie?«
»Woher soll ich das wissen, Maus? Ich kannte den Mann ja kaum.«
»Aber er hätte nicht Tennis spielen sollen.«
»Offenkundig. Hätte besser ein Nickerchen gemacht.«
Wir grinsten einander an. Ich stieg aus dem Auto, nachdem sie mir versprochen hatte, mich ebenfalls anzurufen, um von ihrem Rendezvous mit Cedric zu berichten.
»Laß ihn bloß nicht in deine Badewanne«, warnte ich sie. »Buddy Johnson hättest du letztes Frühjahr auf diese Weise fast verloren.«
»Aber Buddy ist alt.« Sie winkte mir zu und legte den Rückwärtsgang ein.
Und Cedric war in Dünkirchen dabeigewesen.
Sie stieß zurück, ließ das Fenster herunter und rief: »Ich habe vergessen, dir das hier zu geben. Debbie hat es mir geschickt.«
Es war die E-Mail von Haley.
»Es geht ihr gut«, sagte Schwesterherz. »Sie hatten Kakerlaken. Du sollst ihr was von diesem Combat-Insektenvernichtungsmittel schicken. Das kann sie in Warschau nicht finden.«
Ich brauchte wirklich einen eigenen Computer.
5
»Ich sag’s dir, ich zittere noch immer. Ich bin nach Hause gekommen und habe mich eine Stunde in die Sonne gesetzt, nur um warm zu werden. Dann bin ich rüber zu Mitzi, aber es war niemand da. Nicht daß ich wüßte, was ich ihr hätte sagen sollen. Die haben richtige Probleme, Fred.«
Fred und ich saßen im Wohnzimmer. Wir hatten uns die gefüllten Paprika zu Gemüte geführt, die wir am Vorabend nicht gegessen hatten, und schauten ›Glücksrad‹. Er hatte Haleys Brief gelesen (der sehr viel mehr enthielt als die Information, daß es in Warschau Kakerlaken gab) und sich die Einzelheiten von Sophie Sawyers Tod angehört.
»Sie war sicher nur eine von Arthurs Versicherungskundinnen«, sagte er.
Ich schüttelte den Kopf. »Arthur hat ihre Hand gestreichelt. So.« Ich fuhr zur Demonstration mit den Fingern meiner rechten Hand über meine linke.
Fred sagte: »Reiche Kundin.«
Ich sagte: »Das glaube ich nicht. Du hättest die Art und Weise sehen sollen, wie er ihr ins Auto geholfen hat. Als wäre sie ein wertvolles Glasobjekt.«
Fred sagte: »Wahrscheinlich hat sie ihm gesagt, daß sie Schmerzen in der Brust hat. Wo ist die Fernbedienung? Jetzt ist Baseballzeit.«
Er hätte wenigstens so tun können, als interessiere ihn das alles.
Nach den Zehn-Uhr-Nachrichten zog ich ihn vom Sofa,
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