Moerderische Dividende
ich also da an einem herrlichen Spätsommertag mit einer stachelhaarigen Schwiegertochter, einer Nachbarin, deren Ehemann von Katastrophen verfolgt war, und einer bekloppten vierundsechzig-, in Wahrheit sechsundsechzigjährigen Schwester, die mit jedem Hinz und Cedric ins Bett hüpfte. Herr im Himmel.
6
Als wir nach Hause kamen, schlug ich Lisa vor, sich eine Weile im Gästezimmer hinzulegen.
Auch jetzt widersprach sie nicht. Sie bat um Aspirin, nahm zwei und verschwand. Als ich ein paar Minuten später nach ihr schaute, schlief sie bereits, zusammengerollt wie ein Kind, die Hand unter der Wange vergraben.
Ich breitete eine leichte Decke über sie und sah dabei Tränen in ihren Augenwinkeln. Lisa hat lange, dunkle Wimpern, und der Schatten, den sie warfen, ließ die Ringe unter ihren Augen noch tiefer erscheinen.
Verdammt. Alan sollte hierfür besser eine gute Entschuldigung haben.
Ich schloß die Tür, ging zurück ins Wohnzimmer und rief Debbie an.
Nein, sie hatte Alan nicht erwischt, und sie mußte jetzt los. Sie hatte jedoch auf seiner Mailbox die Nachricht hinterlassen, daß Lisa bei mir war. Und ihre Mama hatte wissen wollen, wer Sophie Sawyer war, und sie hatte ihr erzählt, Mr. Phizers erste Frau. Das hätte ich doch gesagt. Richtig? Mama habe es nicht geglaubt.
Ich sagte ihr, daß das richtig sei, und bedankte mich. Dann ging ich raus und setzte mich auf die Treppe, um auf Mary Alice zu warten.
Aber ich lag falsch. Sie erschien nicht. Schließlich ging ich nach drinnen, machte mir einen Thunfischsalat, beschloßdann, daß mir danach gar nicht war, und landete schließlich bei einem Erdnußbutter-Bananen-Sandwich und einem Glas Milch, wozu ich mir ›Jeopardy‹ im Fernsehen ansah.
Lisa schlief.
Ich rief Mitzi an, um mich zu erkundigen, wie es ihr ging, landete aber geradewegs beim Anrufbeantworter, was bedeutete, daß sie telefonierte. Vielleicht war sie beschäftigt und half bei der Organisation von Sophies Beerdigung, etwas, wozu Mitzi nett genug wäre, auch wenn Sophie Arthurs erste Frau gewesen war. Vielleicht sollte ich was zu essen rüberbringen. Schließlich ging es hier um einen Trauerfall in der Nachbarschaft. Jedenfalls so was in der Art.
Ich schaute in die Tiefkühltruhe, um zu sehen, ob ich einen fertigen Auflauf oder etwas ähnliches hatte. Ein frommer Wunsch. Ich fand aber wenigstens zwei Packungen Spinat-Soufflé von Stouffer’s, tat sie in eine schmale Auflaufform, fügte ein wenig Butter hinzu und stellte sie in die Mikrowelle. Zehn Minuten später ging ich durch den Garten, eine nachbarliche heiße Essensspende unter dem Arm. Wir leben wirklich in guten Zeiten.
Aber bei den Phizers war niemand zu Hause. Als ich zurückging, bog Mary Alice in unsere Einfahrt ein.
»Du hast aber lange gebraucht«, sagte ich.
»Sei nicht geschmacklos.« Sie quetschte sich hinter dem Steuer hervor und kletterte heraus. »Was ist in der Kasserolle?«
»Spinat-Soufflé.«
»Von Stouffer’s?«
»Ich habe noch ein wenig Butter drangetan.«
»Weißt du noch, wie sandig früher der Spinat war? Mama hat ihn gewaschen und gewaschen, und er blieb trotzdem sandig. Das einzig Gute daran war das in Scheiben geschnittenehartgekochte Ei obendrauf. Mein Gott, wie ich Spinat gehaßt habe. Wenn man ihn hochhob und darunterschaute, war da grüner Sand.«
»Das stimmt doch gar nicht.«
»Doch. Grüner Sand. Knirschte ganz seltsam zwischen den Zähnen, und wir dachten, wir müßten ihn essen, weil er Popeye groß und stark gemacht hat. Der hat aber immer den aus Dosen gegessen.«
»Der ist bitter.«
»Tu ein wenig Zucker dran. Überhaupt sagt Henry, daß das Geheimnis guten Kochens immer in einer Prise Zucker liegt.«
»Wirklich?« Ich war voller Ehrfurcht gegenüber den Kochkünsten von Mary Alices neuem Schwiegersohn. Zucker. Wer hätte das gedacht?
Über der Spinatkonversation waren wir am Hintereingang angelangt.
»Okay«, sagte Mary Alice, während sie mir die Tür aufhielt, »wer ist tot, und wer läßt sich scheiden? Ich glaube, Debbie war ein wenig durcheinander.«
Ich stellte die Auflaufform auf den Herd. »Niemand läßt sich scheiden. Die Tote ist die Dame, die wir gestern mit Arthur Phizer gesehen haben. Sie wurde ermordet.«
»Das hat Debbie gesagt, aber ich kann es nicht glauben. Was ist denn passiert?« Schwesterherz setzte sich an den Küchentisch und zog ihre Schuhe aus. »Herr im Himmel«, sagte sie, beugte sich vor und knetete ihre Füße. »Diese Schuhe sind mindestens
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