Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Moerderische Dividende

Titel: Moerderische Dividende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne George
Vom Netzwerk:
gibt es jede Menge Zeug wie Glutamat.«
    »Er sagte nein. Es war irgendein Gift.« Mitzi stellte ihre Tasse hin. »Und weißt du, was die Ironie an der Sache war? Sophie hatte ihren Töchtern gesagt, daß sie, wenn ihr irgend etwas passieren sollte, Arthur anrufen sollten, und jetzt war er es, der sie anrufen mußte.«
    »Klingt, als habe sie befürchtet, daß ihr etwas zustoßen könnte.«
    Mitzi zuckte die Achseln. »Sie wußte, daß sie krank war.«
    »Stimmt.«
    »Aber er sagte, letzte Nacht habe er nur den Eindruck gehabt, im Weg zu sein. Es gab nichts, was er für Arabella und Sue hätte tun können. Um sie vielleicht ein wenig zu trösten. Sue und ihr Mann wohnen unten in Pelham. Sie hatte einen ziemlichen Zusammenbruch.«
    »Das ist verständlich.« Ich blickte erneut auf die Zeitung. Ein kurzer Absatz darüber, daß eine Frau eines gewaltsamen Todes gestorben war. Irgendwie hätte da mehr stehen sollen. Sie hatte vierundsechzig Jahre lang gelebt, geliebt, Kinder zur Welt gebracht, gearbeitet, gelacht und, ja, gelitten.
    Das Telefon klingelte wieder. Ich ignorierte es. Der Anrufbeantworter würde das Gespräch entgegennehmen.
    »Meinst du, das ist noch mal Mary Alice?« fragte Mitzi.
    »Vermutlich. Ich gieße dir noch etwas Kaffee ein.«
    »Nein, danke. Ich muß los. Ich muß mich jetzt erst einmal in Ordnung bringen. Mich wieder in den Griff kriegen.« Mitzi schob ihren Stuhl zurück. Das Telefon hörte auf zu klingeln; der Anrufbeantworter ging dran.
    Ich begleitete sie zur Tür. »Wo ist Arthur heute früh? Ist er zu Hause?«
    »Er ist ins Büro gegangen. Er sagte, er müsse ein paar Sachen erledigen. Ich glaube aber nicht, daß er lange bleiben wird. Er ist zu aufgewühlt, und keiner von uns beiden hat auch nur einen Augenblick Schlaf bekommen letzte Nacht.« Mitzi drehte sich um und umarmte mich. »Danke fürs Zuhören.«
    »Gern geschehen. Ruf mich an, wenn ich irgend etwas tun kann. Und, hör zu, mach dir keine Sorgen wegen BridgetsUmzug nach Atlanta. Das sind nur zwei Stunden Autofahrt.«
    »Zwei Stunden zuviel.«
    Ich sah, wie sie im Vorübergehen Woofer tätschelte, bevor sie das Tor öffnete und ihren eigenen Garten betrat. Unglaublich. Ich hatte fast vierzig Jahre Tür an Tür mit Mitzi und Arthur gelebt und gedacht, die grundlegenden Fakten ihres Lebens zu kennen. Das konnte ich streichen.
    Das Telefon klingelte erneut. Ich wäre fast nicht drangegangen, weil ich eigentlich Zeit brauchte, um mich hinzusetzen und zu verdauen, was Mitzi mir erzählt hatte. Aber in der Annahme, daß es Mary Alice war, die jetzt alle fünf Minuten anrufen würde, nahm ich den Hörer ab und meldete mich.
    »Tante Pat?« flüsterte Debbie.
    »Was ist los? Warum flüsterst du?«
    »Weil Lisa im Badezimmer ist.«
    »Was für eine Lisa?«
    »Deine Schwiegertochter Lisa.«
    »Lisa? Was macht sie denn da?«
    »Sie hat Alan verlassen.«
    Zugegebenermaßen waren meine Nerven bereits durch Mitzis Besuch angegriffen. Jetzt, nach dieser Nachricht, war ich so schockiert, daß mir nichts einfiel, was ich hätte sagen können. Alan ist unser mittleres Kind, und er und Lisa hatten gleich nach ihrem Collegeabschluß geheiratet. Sie haben zwei Söhne, Charlie und Sam, und ein hübsches Haus in einem Außenbezirk von Atlanta. Sie sind unsere Yuppie-Kinder, die das Bilderbuchleben des amerikanischen Mittelstandes führen.
    »Tante Pat? Alles okay?«
    »Sie ist jetzt bei dir?«
    »Im Bad. Sie ist ziemlich aufgeregt. Gut möglich, daß sie sich gerade übergibt.«
    »Was ist denn passiert?«
    »Ich weiß nicht. Meinst du, du könntest rüberkommen? So tun, als ob du zufällig vorbeischaust?«
    Während ich noch versuchte, diese Information zu verkraften, flüsterte Debbie: »Ich muß Schluß machen« und legte auf.
    Und nun steckte ich in einer Schwiegermutter-Zwickmühle. Wenn Lisa gewollt hätte, daß ich von der Trennung erfuhr, hätte sie zu mir nach Hause kommen können. Statt dessen war sie zu Debbie gegangen. Andererseits, was um alles in der Welt trieb sie überhaupt in Birmingham? Erst vor ein paar Wochen waren sie und Alan auf Haleys Hochzeit gewesen und hatten wie die Turteltäubchen gewirkt. Vielleicht zu sehr wie die Turteltäubchen?
    Ich blieb nicht lange in der Zwickmühle stecken. Heroisch widerstand ich dem Drang, zurück ins Bett zu kriechen und mir einfach die Decke über den Kopf zu ziehen. Ich putzte mir die Zähne, kämmte meine Haare, sah nach Woofer, der auf dem Gras umherrollte und sich den Rücken kratzte, und

Weitere Kostenlose Bücher