Moerderische Dividende
hoch. Mary Alice schenkte mir ein Stirnrunzeln, nahm ihre Cola und nippte daran.
Ich nutzte die momentane Stille. »Habt ihr mit jemandem darüber geredet? Mit einem Eheberater?«
»Alan hat gesagt, er will das nicht.«
»Männer sagen das immer.«
Ich warf meiner Schwester einen scharfen Blick zu.
»Nun, das ist so. Man muß einfach losziehen, einen Termin vereinbaren und es ihnen dann mitteilen. Wenn du mich fragst, mußt du dir allerdings keine großen Sorgenmachen. Eine Frau, die Coralee heißt, Mitte Vierzig ist, sich wie Janet Reno kleidet und weiße Lackschuhe zu einem blauen Kostüm trägt? Die hat doch keine Chance, Lisa.«
»Meinst du?« Lisas Gesicht bekam zum ersten Mal einen hoffnungsvollen Ausdruck.
»Absolut.«
Ich gab es auf. Sollte mir auch recht sein. Ich konnte an der Situation ohnehin nichts ändern. Alan und Lisa würden das Problem selbst lösen müssen. Natürlich machte ich mir Sorgen und haßte diese Frau namens Coralee Gibbons dafür, daß sie das Boot zum Schwanken gebracht hatte. Aber es war nicht mein Boot. Allerdings saßen meine Enkel mit drin. Ich sprang auf.
»Ich mach dir ein Sandwich mit Frischkäse«, sagte ich Lisa. »Das rutscht gut runter.«
»Mach mir auch eins«, sagte Schwesterherz. »Ich brauch was zu der Cola.«
»Ich dachte, du hättest gerade gegessen.«
»Ja, aber nur Hühnersalat und Orangenbrötchen.«
Ich machte die Sandwiches und ließ die beiden reden. Nebenan fuhr Mitzis Auto in die Auffahrt.
»Mitzi ist zu Hause«, sagte ich. »Ich bring ihr schnell den Auflauf rüber.«
»Arthurs erste Frau ist gestorben«, erklärte meine Schwester Lisa.
»Mr. Phizer war schon einmal verheiratet?«
»Und die erste Frau wurde ermordet. Gestern im Hunan Hut vergiftet. Vor unser aller Augen.« Um zu verdeutlichen, was wir gesehen hatten, ließ Schwesterherz den Kopf zuckend zur Seite hängen.
»Du lieber Himmel!« Lisa riß die Augen auf. »Was ist passiert?«
Meiner Meinung nach hatte Mary Alices Darstellung das klar genug gemacht.
»Die Polizei denkt offenbar, daß jemand sie umgebracht hat. Es ist wirklich eine traurige Geschichte. Sie war im Hunan Hut zum Mittagessen mit Arthur.«
Schwesterherz nickte. »Eine hübsche Frau. War nicht gut zu Fuß aufgrund des Gifts und irgendwelcher Durchblutungsstörungen.« Sie biß in ihr Sandwich.
»Seine erste Frau?« Lisa blickte uns nacheinander an. »Mrs. Phizer ist aber in Ordnung, ja?«
»Mitzi geht es gut.« Ich stellte das Soufflé in die Mikrowelle. »Sie ist nur ein bißchen aufgewühlt.«
»Wer war es denn?« Lisa hatte ihr Sandwich nach wie vor nicht angerührt.
»Vielleicht gar niemand. Ich denke immer noch, daß es vielleicht die Erdnüsse waren. So sah es jedenfalls aus, wie eine schlimme allergische Reaktion.« Ich stellte die Zeituhr.
»Laßt uns nicht darüber reden, solange wir essen. Mama hat immer gesagt, man soll beim Essen nicht über Politik, Religion oder Mord sprechen.« Schwesterherz nahm einen weiteren Bissen von ihrem Sandwich.
»Von Mord hat Mama nie was gesagt.« Die Mikrowelle klingelte, und ich nahm die Kasserolle heraus.
Mary Alice setzte zu heftigem Widerspruch an, doch Lisa nahm keine Notiz von ihr. »Gift ist ziemlich wirkungsvoll. Wahrscheinlich sicherer als eine Pistole. Erinnert ihr euch noch, als auf Präsident Reagan geschossen wurde? Die Kugel prallte an einer Rippe ab. Das hat ihm das Leben gerettet.«
Mary Alice legte ihr Sandwich nieder. »Coralee Gibbons, sagst du? Das ist ein altmodischer Name.«
Es funktionierte. Lisa ging augenblicklich auf den Themenwechsel ein.
»Ich weiß. Hört sich nach einer Großmutter an. Womöglich ist sie das ja auch. Sie ist weiß Gott alt genug dafür.«
Ich nahm die Kasserolle heraus, sagte, ich würde in ein paar Minuten zurück sein, und durchquerte den Garten.
»Wie geht’s dir denn?« fragte ich Mitzi, als sie mir die Tür öffnete.
»Ach, ganz gut.«
Sie sah aber nicht gut aus. Sie wirkte erschöpft. Ich hielt ihr die Kasserolle hin.
»Danke, Patricia Anne. Ich habe nicht mal ans Essen gedacht. Komm rein.«
»Ich kann nicht. Mary Alice und Lisa sind da.«
»Alans Lisa?«
»Der Ehehimmel scheint ein wenig getrübt zu sein.«
»Oh, Patricia Anne, das tut mir leid.«
»Sie werden das schon hinkriegen.«
»Ganz bestimmt.«
»Geht’s Arthur einigermaßen?«
»Ich denke schon. Er hat erfahren, daß Sophie eingeäschert werden wollte. Sie möchte, daß man ihre Asche vom Vulcanus-Aussichtsturm oben
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