Moerderische Familienbande
ob sie nach der Arbeit mit mir noch was trinken gehen wollten, woraufhin wir in eine dieser verdammten Coffee Bars gegangen sind. Hast du schon mal von so etwas gehört? Einer Coffee Bar? Ich schwör's dir, in dem Kaffee, den ich bekam, blieb der Löffel drin stehen. Den hätte nicht einmal Juan Valdez persönlich verlangt. Und nach ungefähr zehn Minuten mussten beide gehen. Die eine musste ihr Kind abholen, die andere ins Fitnessstudio.“ Fred blickte hinaus in den strömenden Regen. „Auch gut. Auf diese Weise war ich noch vor dem Sturm zu Hause.“
„War das Gespräch vielversprechend?“
„Keine Ahnung. Ich denke, in einer Woche oder so werde ich es wissen.“
Die Lichter flackerten, gingen aber wieder an. „Ich hole besser die Kerzen“, sagte ich.
Fred trank sein Bier aus. „Ich hoffe nur, Malcolm und Carl geht es gut.“
„Malcolm und Carl?“
„Die Jungs, die sich vorzeitig in den Ruhestand verabschieden mussten.-
Ich stand auf und ging zum Wohnzimmerschrank, um nach den Kerzen zu suchen. „Ruf sie morgen an und frag sie.“
„Zum Teufel, ich ruf sie heute Abend an. Ich bin mir sicher, dass ich ihre Visitenkarten hier habe.“ Fred folgte mir ins Wohnzimmer und schaltete den Wetterkanal ein. „Sieht schlecht aus“, sagte er. „Ist diese Neon-Taschenlampe im Schrank?“
„Hier ist sie.“ Ich reichte ihm die Lampe zusammen mit ein paar Kerzen. Es war gut möglich, dass sie bald gebraucht würden. Es bedarf keines sehr heftigen Sturms, um das Stromnetz in Birmingham lahmzulegen.
Dafür gibt es eine einfache Erklärung. In dieser Stadt stehen viele Bäume: Kiefern, Eichen, Ahorn, Kirschlorbeer. Und die Bewohner dieser Stadt wissen diese Bäume zu schätzen -jeden einzelnen. Infolgedessen liegen die Einwohner in permanentem Streit mit der Alabama Power Company. In einer Szene, die sich täglich ein Dutzend Mal wiederholt, fährt ein Lastwagen der Stromgesellschaft in irgendeine Einfahrt, und Männer springen heraus, um Baumäste abzusägen, die über Starkstromleitungen hängen.
Wir Anwohner rennen raus. „Himmel noch mal, sind Sie verrückt? In diesem Baum ist ein Rotkehlchennest!“ Oder das eines Eichhörnchens, eines Opossums oder Eichelhähers.
„Wo?<- Die Männer laufen um den Baum herum und blicken an den Ästen hoch.
„Da, neben dem obersten Ast, hinter der zweiten Astgabel. Sehen Sie es?“
Die Männer von der Stromgesellschaft sehen es. Es sind nette Männer. Sie erklären sich damit einverstanden, in sechs Wochen wiederzukommen. Vielleicht kommen sie auch schon in drei Wochen wieder, weil im Viertel die Lichter ausgegangen sind. „Verdammte Stromgesellschaft!“, beschweren wir uns dann.
So weit, so gut. Die Lichter flackerten ein paar Mal, blieben aber, während wir zu Abend aßen, an. Ich erzählte Fred von Georgiana Peach und dass Trinity nach Hause gefahren war. Ich erzählte ihm auch von der Abschiedsparty, die ich für eine großartige Idee hielt.
„Beerdigungen sind einfach zu traurig“, sagte ich.
Fred biss geräuschvoll in seinen dritten Taco. „Das sollen sie ja auch sein.“
„Sie müssen es aber nicht“, insistierte ich.
„Natürlich. Es sind Beerdigungen.“
Ich dachte darüber nach, wie wenig Sinn das ergab, be-schloss aber, nicht weiter zu insistieren. Manchmal -und er würde tot umfallen, wenn er das wüsste - erinnerte mich Fred an Mary Alice.
Als wir zu Bett gingen, war der Sturm vorüber, und leichter Dauerregen fiel auf die Oberlichter. Ein schöner Frühlingsregen.
Als ich am nächsten Morgen mit Woofer seinen Spaziergang machte, war es beträchtlich kühler, und gelegentlich verdunkelte eine dunkle, bauschige Wolke die Sonne. Der Gehweg war mit Kirsch- und Pfirsichblüten bedeckt. Dem Hartriegel hatte der Sturm offenkundig gutgetan. Seine Blüten schienen sich weiter geöffnet zu haben und über Nacht weißer geworden zu sein.
„Es ist ein guter Morgen“, sagte ich zu Woofer, der mir beipflichtete. Der Morgen war so schön, dass wir unseren Spaziergang länger als gewöhnlich ausdehnten. Als wir zu Hause ankamen, spürten Woofer und ich beide unsere sportliche Betätigung in den Knochen. Er lief schnurstracks zu seiner Wasserschüssel und ich zu meiner Kaffeekanne. Der Anrufbeantworter blinkte, und ich hörte ihn ab. Es war Mary Alice, die mich um einen unverzüglichen Rückruf bat. Ich nahm eine ausgiebige heiße Dusche und rollte mich auf dem Wohnzimmersofa zusammen, bevor ich sie anrief.
„Ich bin's“, sagte ich, als
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