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Moerderische Fracht

Titel: Moerderische Fracht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lukas Erler
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das stelle ich mir auch schwierig vor. Wer ist der offizielle Veranstalter? Ja, ich verstehe. Sie hatten einen Sponsor, der die ganze Ausstellung finanziert hat? Darf ich fragen …? Oh, eine große Brüsseler Firma! Sehen Sie, wie kommt es nur, dass mich das nicht überrascht?«
    Anna beendete das Gespräch und starrte mich an.
    »Du weißt, wer diese verdammte Ausstellung organisiert hat?«
    »Nun weiß ich es: International Maritime Solid Solutions Limited.«
    »Ach, du heilige Scheiße«, rief Anna, »verstehst du, was das bedeutet? Er hat die Ausstellung benutzt, um allen mitzuteilen, was er getan hat. To whom it may concern. Dieser elende Schweinehund!«
    »War es nicht ein Zufall, dass wir es erfahren haben? Ich meine, wenn du nicht bei diesem komischen Zahnarzt gewesen wärst …«
    »Dann hätte wahrscheinlich einfach ein Prospekt oder eine Einladung zu der Ausstellung in deinem Briefkasten gelegen. Vielleicht kommt das noch. Wenn er die Klinik in Antwerpen beobachten lässt, weiß er bereits, dass wir Bescheid wissen.«
    »Der Sponsor ist also die Firma, für die Helens Mörder gearbeitet hat?«, fragte Elena.
    Anna und ich nickten.
    »Warum geht ihr nicht zur Polizei?«
    »Zwecklos«, erwiderte Anna. »Sowohl für die deutsche als auch für die belgische Polizei ist Morisaitte ein völlig unbeschriebenes Blatt. Für den Mord an Helen gibt es nicht den geringsten Beweis, und jetzt, wo er im Rollstuhl sitzt, ist er sowieso über jeden Verdacht erhaben. Es gibt in Hamburg einen korrupten Polizisten im Ruhestand, der etwas über meine Entführung und zwei Tote in einem flandrischen Bauernhaus erzählen könnte, was er aber nicht tun wird. Abgesehen davon haben wir selbst bei der ganzen Sache vor zwei Jahren gegen so viele Gesetze verstoßen, dass mir jetzt noch schlecht wird, wenn ich daran denke.«
    Elena runzelte fragend die Stirn.
    »Was wollt ihr denn jetzt unternehmen? Habt ihr keine Angst vor diesem Mann?«
    »Doch«, sagte Anna, »ich schon. Mehr als jemals zuvor. Und deshalb werde ich Kevin bitten, mein Andenken an Helen wieder herauszurücken.«
    Elena sah jetzt völlig ratlos aus, und ich musste trotz der schlechten Nachrichten unwillkürlich über Annas verqueren Humor lachen. Als sie nach München zog, hatte ich ihr einen Job in einer großen Zoohandlung verschafft, und sie hatte mit Erstaunen festgestellt, dass ihr die Arbeit mit den Tieren nicht nur leicht von der Hand ging, sondern auch noch Spaß machte. Vor etwa einem Jahr hatte sie beschlossen, sich selbst ein Haustier zuzulegen, und die Wahl war auf Kevin gefallen. Der Leguan lebte in einem komfortablen Terrarium in Annas Zwei-Zimmer-Appartement, und auf dem Boden dieses Terrariums, eingewickelt in Ölpapier und gut verborgen im Sand, lag das Andenken. Es war der kleine, silbrig glänzende Revolver, der Helen gehört und den wegzuwerfen Anna nicht fertiggebracht hatte.
    »Ja«, sagte ich, »das ist ein Anfang. Ansonsten wüsste ich nicht, was wir tun könnten, außer die Augen offen zu halten nach einem Rollstuhlfahrer, dessen Pflegekräfte wie Söldner aussehen.«
    »Ich habe vor einem halben Jahr mit Kickboxen angefangen«, verriet Anna, »ich bin schon ziemlich gut.«
    »Meinst du wirklich, du kommst nahe genug an ihn heran, um ihn treten zu können?«
    Anna zuckte mit den Achseln.
    »Was ist mit Chasimikow?«, fragte Elena zaghaft.
    »Ich weiß es nicht. Glaubt ihr diese Geschichte mit dem Attentat auf hoher See?«
    Anna und Elena zögerten und nickten dann synchron.
    »Unsicher bin ich, ob tschetschenische Kommandos wirklich über die Kapazitäten verfügen, um eine große Operation außerhalb Russlands durchzuführen«, sagte Elena, »und ich frage mich, genau wie Anna, warum Terroristen überhaupt ein Schiff auf dem Meer angreifen sollten, doch Chasimikow war davon überzeugt. Er war wirklich entschlossen, diese Information zu verkaufen. Und ich glaube, dass er deswegen getötet wurde. Den Mann, der mich angegriffen hat, habe ich nur so kurz und flüchtig gesehen, dass ich ihn kaum beschreiben kann, aber ich spüre, dass da ein Zusammenhang besteht. Auf jeden Fall können wir die Sache nicht einfach ignorieren.«
    »An wen wendet man sich mit so einer Information? BND, Verfassungsschutz, Bundespolizei, Küstenwache? Ich habe keine Ahnung, wer für so was überhaupt zuständig ist.«
    »Im schlimmsten Fall alle«, sagte Anna, »und am Ende gibts das übliche Chaos. Ich habe eine Idee, wen wir fragen könnten. Wollt ihr

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