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Moerderische Fracht

Titel: Moerderische Fracht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lukas Erler
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Erde sie es ausgeben wollen?«
    Sie schwieg eine Weile.
    »Ja«, sagte sie, »Sansibar.«

Dreizehn
    S
    ie hat dir gesagt, wo sie hin will? Helens Stimme klang ungläubig und entsetzt und schien sich gleichzeitig zu entfernen. Und du hast es diesem Schwein erzählt? Warum, um Gottes willen?
    Weil ich es genossen habe, dachte ich, und weil ich gehofft habe, dass ihm das den Rest gibt. Stattdessen hatte ich Jaqueline van t’Hoff in den Tod geschickt. Ich wartete auf eine Antwort, auf eine Aburteilung, aber Helens Stimme war nicht mehr da.
    Was genau hatte ich zu Morisaitte gesagt? Indischer Ozean, vielleicht Sansibar. Wo es warm ist und die Farben leuchten. Van t’Hoff war in Kenia ermordet worden, nicht in Sansibar, doch das war weder Trost noch Entschuldigung. Sansibar lag vor der kenianischen Küste, und sie hatte sich mit Sicherheit in den letzten zwei Jahren dort für längere Zeit aufgehalten. Die Spur einer schönen und wohlhabenden Europäerin nach Mombasa zu verfolgen, war wahrscheinlich für Morisaittes Leute kein allzu großes Problem gewesen, vor allem wenn diese Frau Kreditkarten mit ihrem eigenen Namen benutzte. Das hatte sie wahrscheinlich getan, denn schließlich war sie ja davon ausgegangen, in Sicherheit zu sein …
    Ich konnte nicht mehr. Ich fühlte eine rasch aufsteigende Übelkeit und gleichzeitige Atemnot und hatte Mühe, von der Bank hochzukommen. Der Schweiß auf meiner Stirn lief mir in die Augen, und mein Nacken verkrampfte sich. Die letzte große Panikattacke hatte ich vor mehr als zwei Jahren auf der Überfahrt nach Lettland gehabt. Diesmal war es schlimmer. Das Gefühl der Schuld, die Gewissheit, Jaqueline van t’Hoff verraten zu haben, und die Angst vor Yves Morisaitte umklammerten meinen Magen mit eiserner Faust und drückten seinen Inhalt nach oben. Ich schaute mich rasch um und schleppte mich weg von den Gräbern hinter eine dicke Ulme, wo ich mich übergab – immer und immer wieder.

Vierzehn
    W
    ie kann man in einem solchen Restaurant nur so finster drauf sein? Du musst etwas essen«, befahl Anna. Ich schüttelte den Kopf und bestellte eine Flasche Wein. Kein Gedanke an Essen – mein Plan war, mich zu betrinken. Wir hatten uns wie abgemacht am frühen Abend vor der Tiefgarage wieder getroffen, und es war Annas Idee gewesen, der Einfachheit halber im noblen Restaurant des Hotels zu essen.
    »Hast du dir die Preise angesehen?«, fragte ich mürrisch.
    »Ach was, wenn Meiners das Hotel bezahlt, können wir doch beim Essen zuschlagen!«
    »Genau!«, sagte Elena.
    Die beiden schienen sich glänzend zu verstehen.
    »Unsere Zimmer sind bis morgen früh bezahlt, um zehn Uhr müssen wir raus.«
    »Länger wäre ich sowieso nicht geblieben«, sagte Anna patzig, »wenn die Herrschaften was von uns wollen, sollen sie damit herausrücken. Falls die das bis morgen nicht auf die Reihe kriegen, haben sie Pech gehabt. Aber jetzt schauen wir erst mal, was es zu essen gibt.«
    Nach einigem Hin und Her bestellten Anna und Elena Lachs-Carpaccio und Milchlamm auf römische Art mit Rosmarinkartoffeln und ließen das Dessert noch offen.
    »Wir haben eine Menge gesehen von der Stadt«, sagte Elena schmunzelnd, »aber St. Pauli und die Reeperbahn waren eine Enttäuschung, zumindest tagsüber.«
    »Alles ziemlich schmuddelig, überlaufen und ungefähr so sündig wie die feuchten Träume meiner Oma«, stimmte Anna zu. »Muss wohl an der Pornoindustrie und am Internet liegen, dass einem der ganze Kiez so bieder und altmodisch vorkommt. Ich meine, was können die schon zeigen, was sich nicht jeder Jugendliche heutzutage auf sein Handy runterladen kann?«
    »Livesex-Shows«, sagte Elena und grinste. Anna nickte fröhlich und schaute zu mir.
    »Wie geht es Mischka?«, fragte sie.
    »Keine Ahnung, er ist im Urlaub.«
    Sie hob fragend die Augenbrauen.
    »Ich war auf dem Friedhof.«
    Annas Grinsen erlosch.
    »Das hätte ich mir denken können.«
    Sie schenkte mir noch ein Glas Wein ein und stellte die Flasche außerhalb meiner Reichweite neben Elenas Teller.
    »Was soll das jetzt?«
    »Ich weiß sehr genau, wie du dich fühlst, weil ich genau weiß, warum ich nicht auf Friedhöfe gehe. Helen verzeiht mir das. Doch für Trauerarbeit mit der Weinflasche haben wir jetzt keine Zeit. Wir brauchen dich mit klarem Kopf. Nicht wegen der Tschetschenen, sondern wegen Helens Mörder. Was in dieser Fahrrinne passiert, können wir sowieso nicht mehr beeinflussen, da kümmern sich jetzt andere drum. Aber ich habe eine

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