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Moerderische Fracht

Titel: Moerderische Fracht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lukas Erler
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fünf Leuten unter die Lupe nehmen, müssen bei großen Einheiten Tausende von Quadratmetern absuchen.«
    »Also, lassen Sie mich mal zusammenfassen«, sagte Anna, die plötzlich einen elektrisierten Eindruck machte, »man kann durch Wartungsluken in den Zwischenraum hinein, und es ist dort sehr unübersichtlich. Und wenn man da etwas deponieren würde, wäre es unter Umständen nur sehr schwer zu finden, oder? Vor mehr als zwei Jahren haben wir uns bei Mischka Leonard kennengelernt, wissen Sie noch? Damals haben Sie eine Bemerkung über mögliche Risiken bei Doppelhüllentankern gemacht. Sinngemäß haben Sie gesagt, wenn bei einem schlecht gewarteten Schiff Ladung aus den Tanks in die Doppelhülle tropft und sich durch statische Entladung entzündet, kann es zu einer Verpuffung mit katastrophalen Folgen kommen. Das Schiff sinkt wie ein Stein. Was wäre, wenn die Methoden vom Prinzen der Meere diesmal nicht zum Einsatz kommen? Sondern die Terroristen einen großen Sprengsatz in dem Raum zwischen den beiden Hüllen platziert hätten. Panzerbrechende Munition, so was in der Art. Was genau würde passieren?«
    Meiners und Petersen sagten nichts und starrten sie irritiert und nervös an. Petersen begann automatisch seine Pfeife zu stopfen.
    »So eine Art maritimer Super-GAU, oder?«, fragte Anna und beantwortete damit ihre Frage selbst.
    Meiners nickte.
    »Wenn sie die Bombe an der richtigen Stelle deponiert hätten, könnten sie das Schiff problemlos in zwei Teile zerlegen. Die Explosion wäre so gewaltig, dass mit absoluter Sicherheit alle Schiffe, die sich in der Nähe befinden, in Mitleidenschaft gezogen werden, und selbstverständlich tritt die gesamte Ölladung ungehindert ins Meer aus. Wie die Wrackteile sich drehen würden, kann man nicht sagen, aber ich denke, dass die Fahrrinne verstopft würde. Die gesamte Crew würde wahrscheinlich bei dem Inferno ums Leben kommen, und die Attentäter hätten ebenfalls kaum eine Chance.«
    »Damit rechnen sie auch nicht«, meinte Elena.
    »Ich muss zurück ins Maritime Sicherheitszentrum«, schnaubte Petersen. Er war jetzt sehr aufgeregt.
    »Ich komme mit«, sagte Meiners, »und dann fahre ich weiter nach Mecklenburg-Vorpommern. Ich habe Freunde auf Fischland-Darß, denen vielleicht mal jemand Bescheid sagen sollte.«
    »Was ist mit mir?«, fragte Anna.
    »Wenn du bereit bist, vor dem WSA eine halbe Stunde im Auto auf mich zu warten, kannst du mitfahren.«
    Anna nickte.
    »Gut«, sagte Elena und zwinkerte mir zu, »das sieht nach einem gemütlichen Abend zu zweit aus. Kannst du Schach spielen?«
    »Ich brauche erst noch etwas Bewegung. Hast du Lust auf einen Strandspaziergang?«
    »Gerne, aber ich bin ein bisschen … wie sagt man … benebelt? Ich glaube, ich hätte nicht so viel Bier trinken sollen.«
    »Da ist das Watt genau das Richtige. Jede Menge Platz, um ein bisschen herumzuschwanken!«

Zweiundzwanzig
    N
    achdem Anna, Meiners und Petersen sich verabschiedet hatten, brachen wir auf. Elena hakte sich bei mir ein, und wir gingen auf Feldwegen am Rand der Duhner Heide in Richtung Strand. Die Sonne war bereits untergegangen, und der Abendhimmel hatte eine blassrosa Färbung angenommen. Es war immer noch ziemlich warm, aber der blaue Strandflieder am Wegrand war beinahe verblüht. Trotz des Nieselregens vom Nachmittag bedeckte eine hauchfeine Staubschicht die gesamte Vegetation. Der Wind frischte auf, eine Kolonie Brandgänse zog lärmend über unsere Köpfe hinweg. Der Herbst war noch weit, und doch konnte man bereits spüren, wie der Sommer mit einem langen Stoßseufzer Abschied nahm. Nach etwa fünfzehn Minuten Fußmarsch sahen wir vor uns die ersten Strandkörbe und dahinter das Watt. Es herrschte eine allgemeine Aufbruchsstimmung. Volleyballnetze wurden abgebaut, Decken zusammengefaltet, Kühltaschen eingeräumt und widerspenstige Kinder zurück in unbequeme Kleidung gezwängt. Wir überquerten den breiten Streifen Sandstrand, zogen die Schuhe aus und tauchten unsere Füße beinahe knöcheltief in den Schlick. Elena gab ein paar russische Töne von sich, die sich höchst vergnügt anhörten.
    »In so was bin ich noch nie gelaufen«, kicherte sie, »was ist da drin?«
    »Alles Mögliche: Sand, Ton, Schlick, Würmer, Schnecken, Kieselalgen, Muscheln und jede Menge anderes Getier.«
    »Oh!« Elena, verzog das Gesicht und lächelte tapfer. »Egal, es ist jedenfalls ein fabelhaftes Gefühl.«
    Wir zogen die Schuhe nicht wieder an, sondern wanderten barfuß langsam am

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