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Mörderische Harzreise (German Edition)

Mörderische Harzreise (German Edition)

Titel: Mörderische Harzreise (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Exner
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abgewaschen und in der Vitrine verstaut. Er war mit den Kindern losgezogen, um eine Imbissbude zu suchen. Als sie am späten Nachmittag zurückkamen, zeigten sie sich hochzufrieden mit dem Verlauf des Tages. Hans-Ulrich hatte ihnen Pommes und Hamburger gekauft. Dann waren sie zum ersten Mal in ihrem Leben im Eisstadion gewesen, und das im Sommer. Anschließend hatten sie noch Eis gegessen. Zu guter Letzt durften sie sich in der Buchhandlung noch je ein Buch aussuchen. Nun waren sie erschöpft und Lilly machte sich mit ihnen auf den Weg nach Lautenthal, wo sie die nächsten beiden Tage mit ihnen verbringen wollte.
    Dass sie Ferdinand mit seinem anstrengenden, nörgeligen Besuch zurücklassen musste, tat ihr zwar irgendwie leid. Aber sie konnte es nicht ändern. Andererseits war Ferdinand in ihren Augen ein verwöhnter, in die Jahre gekommener Bengel. Er hatte nie Verantwortung für andere übernehmen müssen. Eigentlich geschah es ihm ganz recht, dass ihm seine Verwandtschaft auf die Nerven ging.

Ein Mexikaner auf Harzreise:
    Alfonso
     

     
     
    Am nächsten Tag ging es Ferdinand wieder recht gut. Das Schlimmste hatte er überstanden. Er war wieder beweglich. Am Abend hatte er etwas zu Essen ins Haus bringen lassen. Und heute kam Frau Kuhfuß, Gott sei Dank, wieder.
    Elvira wollte beim Frühstück schon wissen, was es zum Mittagessen gab. Gestern hätte man ja fasten müssen, bemerkte sie vorwurfsvoll.
    »Aber das stimmt doch gar nicht«, entgegnete Hans-Ulrich.
    »Die Kinder haben so eine schöne Legosuppe gekocht.«
    »Der Fraß war der reinste Mordanschlag«, rief Elvira. »Ich weiß gar nicht, was diese Lilly sich denkt, diese fürchterlichen Kinder hier anzuschleppen.«
    Frau Kuhfuß ging dieses Geplärre auf die Nerven und sie sagte schließlich das, was man im Harz immer zur Antwort gibt, wenn einem die Frage nach dem Essen auf die Nerven geht: »Heute gibt es nackten Arsch mit Schneegestöber.«
    Elvira, die ihr Leben lang in Frankfurt gelebt hatte, konnte damit nun gar nichts anfangen und rief: »Was? Sind Sie jetzt völlig verrückt geworden? Oder ist das mal wieder eine Kostprobe Ihres seltsamen Harzer Humors?«
    Frau Kuhfuß ging schweigend in die Küche. Da läutete es an der Haustür. Vom Esszimmer aus hörte man einen Wortwechsel. Dann kam die Haushälterin herein und sagte zu Ferdinand: »Vor der Tür steht so eine Art Bettelmönch aus Mexiko, der behauptet, Ihr Neffe zu sein.«
    Ferdinand sah sie mit großen Augen und offenem Mund an. Mit dieser Auskunft konnte er rein gar nichts anfangen.
    »Ja, vom Anstarren wird es auch nicht besser. Soll ich ihn nun reinlassen? Oder wollen Sie an die Tür kommen? Oder soll ich ihm in den Hintern treten? Sie sind der Herr des Hauses. Also, was ist?«
    Elvira schaute die Haushälterin erbost an, dass sie es wagte, in diesem Kommandoton mit ihrem Dienstherrn zu reden, während Hans-Ulrich grinste wie ein Honigkuchenpferd.
    »Reinlassen.« Mehr konnte Ferdinand in diesem Augenblick nicht sagen.
    Zehn Sekunden später stand ein hochgewachsener, schwarzhaariger Mann, gekleidet in eine weiße Mönchsrobe und Jesuslatschen, im Esszimmer. Mit seinem strahlenden Lächeln und einer Geste, als ob er den ganzen Raum, oder auch die ganze Welt umarmen wollte, war er eine stattliche, ja imposante Erscheinung. Alle starrten ihn ungläubig an. Elvira bekam den Mund nicht mehr zu. Beate, die gerade ihre Tasse zum Mund führen wollte, verharrte in Bewegungslosigkeit.
    »Guten Tag, meine Lieben. Ich bin Alfonso Dunbiera, der Sohn von Eduard Dünnbier.«
    Seine Stimme war laut und durchdringend. Ganz langsam erhob sich Ferdinand und konnte den Blick nicht mehr von dem Weißkuttigen abwenden. Er wusste, dass sein Bruder in Mexiko nochmal Vater geworden war, hatte aber nie wieder Kontakt zu ihm gehabt. Lediglich als dieser starb, hatte er eine Karte von seiner Witwe erhalten. Dass er jemals etwas von diesem Spross seines verlorenen Bruders hören würde, damit hätte er nie gerechnet. So merkwürdig diese Situation auch war, Ferdinand war sich sicher, dass es sich hier um seinen Neffen handelte. Allein durch seine Körpergröße von etwa einsneunzig war er seinem Bruder sehr ähnlich. Aber auch in seinen Gesichtszügen lag etwas Vertrautes. Er reichte dem Mann die Hand, die dieser eifrig ergriff, um den alten Mann anschließend in die Arme zu nehmen und zu drücken. Ferdinand vergaß glatt seinen Hexenschuss, der noch nicht ganz kuriert war.
    »Onkel! Mein Onkel Ferdinand!«
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