Moerderische Idylle
Rhein im vergangenen Sommer nun besuchten. »Nicht vergessen, dass du zu unserer Besprechung kommen wolltest«, fügte er hinzu.
»Keine Sorge«, sagte Bäckström. Was immer diese Pappenheimer mit der Sache zu tun haben mögen, dachte er.
Nach der Besprechung sprach Kriminalkommissar Jan Lewin mit der Staatsanwältin und dem Leiter der Voruntersuchung, Kommissar Olsson. Bäckström zeichnete sich durch Abwesenheit aus, was Lewin ganz ausgezeichnet fand.
»Mit dem jungen Mann stimmt also etwas nicht«, sagte Lewin, als er seinen Spruch aufgesagt hatte.
»Reicht es, wenn wir ihn ohne vorherige Vorladung holen«, fragte die Staatsanwältin.
»Ja«, sagte Lewin. »Aber wenn er sich dann noch immer weigert, müssen wir ihn trotzdem speicheln lassen. Und sei es nur, um ihn abschreiben zu können.«
»Wenn er weiterhin lügt und sich dermaßen kindisch aufführt, dann nehme ich ihn fest, und wenn er dann in der Zelle sitzt und sich über seine Lage Gedanken macht, kann er uns Finger und Blut überlassen«, sagte die Staatsanwältin. »Das hier ist schließlich eine Mordermittlung, und ich finde es überhaupt nicht lustig, was er so treibt.«
»Aber ist das denn wirklich nötig«, wandte Olsson ein und rutschte unbehaglich auf seinem Stuhl hin und her. »Ich meine, er ist doch einer von unseren eigenen Anwärtern, und er weist nicht die geringste Ähnlichkeit mit dem Täter auf, den die TP-Gruppe in ihrer Analyse beschreibt. Ich würde lieber nicht…«
»Dann ist es doch sicher nur zu gut, dass ich hier die Entscheidungen treffe«, unterbrach ihn die Staatsanwältin. »Die TP-Gruppe«, schnaubte sie. »Die liefern doch pure Phantasien! Wenn ich das richtig verstanden habe, konnten die noch nie einen Fall aufklären. Jedenfalls nicht für mich.«
Nachmittags hatte Bäckström sein Versprechen eingelöst und an der Gründungssitzung des Vorstands der frisch formierten Bürgerinitiative Männer in Växjö gegen Männergewalt teilgenommen. Bäckström hatte Kaffee, Rüblitorte und Plätzchen bekommen, und die Vorsitzende der Initiative, die Psychologin und Psychotherapeutin Lilian Olsson, hatte als Erstes ihn herzlich willkommen geheißen.
»Ja, mich und deinen Kollegen Bengt Olsson kennst du ja schon«, sagte Lo. »Bengt hat übrigens versprochen, unserem kleinen Vorstand als Beisitzer beizutreten, aber den anderen bist du ja noch nie begegnet, und da du unser Gast bist, dachte ich, du könntest dich als Erstes den anderen Vorstandsmitgliedern vorstellen. Moa, unser anderer Bengt«, sagte sie und lächelte einem langen blonden Schlaks zu, der ebenso strahlend zurücklächelte, »und dann unser dritter Bengt, Bengt Axel«, fügte sie mit einem freundlichen Nicken hinzu, das einer kleinen, dunklen und mageren Gestalt am Ende des Tisches galt.
»Danke, Lo, dass ich kommen durfte«, sagte Bäckström, faltete die Hände über seinem Schmerbauch und lächelte die drei Letztgenannten aufs Frömmste an. Drei Dussel in Hosen und eine in einer Art rosa Hemd. Verdammt praktisch, dass alle Dussel hier offenbar Bengt heißen, dachte er.
»Jaaa«, sagte er dann und dehnte den Vokal, da er schließlich wusste, wo in einer solchen Gesellschaft die Daumenschrauben angezogen werden mussten.
»Ich heiße also Evert Bäckström… aber alle meine Freunde nennen mich einfach Eve«, log Bäckström, der in seinem ganzen Leben keinen richtigen Freund gehabt hatte und schon auf der Grundschule Bäckström genannt worden war.
»Was soll ich sonst noch sagen«, sagte Bäckström. »Jaaa… ich arbeite also als Kriminalkommissar bei der Zentralen Mordkommission … und wie schon so oft in meinem Leben haben tragische Umstände mich hergeführt.« Bäckström nickte schwermütig und seufzte. Was Süßes zum Lutschen für die ganzen Dussel, dachte er.
»Danke, Eve«, sagte Lo mit warmer Stimme. »Jaa… und wenn wir dann mit unseren Mitmännern weitermachen. Bitte sehr, Bengt«, sagte Lo und nickte der kleinen, dunklen, mageren Gestalt zu, die ganz hinten am Tisch hinter Kaffeetasse und Rüblitorte kauerte.
»Danke, Lo«, sagte Bengt und räusperte sich nervös. »Jaaa… ich heiße also Bengt Mänsson und bin hier in der Gemeinde für kulturelle Fragen zuständig. Ich bin verantwortlich für alles, was wir Sonderprojekte nennen, und unsere frisch formierte Bürgerinitiative wird als Stützprojekt einbezogen werden.«
Ein richtig niedlicher Schnuffel, sieht diesem Gleichstellungsgnom in der Regierung auch total ähnlich. Dem,
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