Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Moerderische Idylle

Moerderische Idylle

Titel: Moerderische Idylle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif GW Persson
Vom Netzwerk:
dessen Mutter was mit einem Pferd hatte, wie hieß sie doch gleich, dachte Bäckström, der es vermied, sein Gedächtnis mit anderen Namen als denen von Gaunern, Banditen und normalen Kollegen zu belasten.
    »Ja, das ist sicher keine leichte Aufgabe«, sagte Bäckström. »Diese vielen Projekte«, fügte er hinzu.
    »Nein«, stimmte Bengt Mänsson zu und sah sofort ein wenig fröhlicher aus. »Es ist wirklich ziemlich viel Arbeit, und ich versuche vor allem, die Kosten unter Kontrolle zu halten, damit die nicht ausufern…«
    »Dann gebe ich das Wort vielleicht an unseren anderen Bengt weiter«, fiel Lo ihm ins Wort, die aus unklaren Gründen auf diesen Aspekt nicht weiter eingehen wollte, und nickte deshalb dem Kumpel des soeben unterbrochenen Bengt zu. Er war blond und blauäugig, doppelt so groß wie der kleine Bengt und schaffte es auf seltsame Weise, über Tisch und Stuhl gleichzeitig zu hängen und auch noch vor Wärme und Mitmenschlichkeit regelrecht zu strahlen.
    »Ja, ich heiße also Bengt Karlsson und leite den Männernotruf hier in der Stadt«, sagte der große Bengt. »Wir bieten Rat und Hilfe und sogar Verhaltenstherapie für misshandelnde Männer in Växjö an«, fügte er hinzu. »Misshandelnde, nicht misshandelte«, erklärte er, »und auch mir fehlt es nicht an Arbeit, wie ihr euch sicher denken könnt.«
    Kann ich mir vorstellen, wo es doch so viele widerwärtige Weibsen gibt, dachte Bäckström. Außerdem bist du ein alter Gauner, dachte er, denn in solchen Diagnosen war er so treffsicher wie ein Bezirksarzt auf dem Land, der Patienten mit Drüsenfieber von solchen unterscheiden musste, die nur wegen dicker Mandeln zu behandeln waren.
     
    »Ja, und dann ist nur noch meine Wenigkeit übrig«, zwitscherte die Frau im rosa Hemd. »So wenig bist du nun auch wieder nicht, dachte Bäckström. Du bist dreimal so groß wie die kleine Lo, falls das nun ein Trost sein kann, dachte er.
    »Und ich heiße also Moa, Moa Hjärten. Und was macht so eine wie ich, das möchtest du sicher wissen, Eve.«
    Leitet den Vergewaltigungsnotruf, die Beratungsstelle für geschlagene Frauen und alle anderen blutenden Herzensnotrufe, die es überhaupt gibt, dachte Bäckström und nickte ihr aufmunternd zu.
    »Ja, ich leite also den Vergewaltigungsnotruf hier in der Stadt, und außerdem den Notruf für geschlagene Frauen und… was mache ich sonst…«
    Stimmt’s, oder hab ich recht, dachte Bäckström.
    »Ja«, sagte Moa. »Ich leite auch noch ein privates Heim, in dem wir misshandelten und vergewaltigten Frauen anonymes Wohnen bieten. Aber mehr schaffe ich wirklich nicht.«
    Meinen Glückwunsch, dachte Bäckström. Wenn das ein privates Heim ist, kannst du ja doch nicht ganz bescheuert sein.
     
    Danach durfte die frisch formierte Initiative Kommissar Bäckströms Fachwissen kosten, das Fachwissen eines der ersten Experten des Landes für richtig schlimme Verbrechen. Wie Kollege Olsson ihm ja schon gesagt hatte, bereiteten ihnen vor allem zwei Dinge Kopfzerbrechen. Dass sie als Bürgerwehr gelten und dass sie Männer mit unseriösen, schmutzigen oder vielleicht sogar kriminellen Absichten anlocken könnten.
    Bäckström gab sich alle Mühe, sie zu beruhigen.
    »Um das, was ich bereits gesagt habe, zusammenzufassen, glaube ich also nicht, dass ihr euch solche Sorgen zu machen braucht«, sagte Bäckström, der zwar ein Mann des Geistes war, der aber gegen Ende vielleicht doch ein wenig zu pompös gesprochen hatte.
    »Und was das andere angeht, glaube ich doch, dass ihr so viel Menschenkenntnis besitzt, um die Spreu vom Weizen trennen zu können«, fügte er hinzu. Und dich, kleiner Schnuffel, werde ich mir persönlich vorknöpfen, dachte er und lächelte das Vorstandsmitglied Bengt Karlsson ganz besonders freundlich an.
     
    Nach der Besprechung mit dem Vorstand hatte dieser noch einen Termin mit den Medien, aber Bäckström entschuldigte sich mit Hinweis auf die für solche Anlässe geltenden Regeln der Zentralen Kriminalpolizei.
    »Ich würde ja gern zur Verfügung stehen, aber das darf ich nun einmal nicht«, sagte Bäckström mit dem gleichen freundlichen Lächeln wie zwei Stunden zuvor, als alles seinen Anfang genommen hatte.
     
    Lo und ihre Bande hatten vollstes Verständnis, und Bäckström kehrte in den Raum der Ermittlungsleitung zurück, um seinen eigenen kleinen Vorteil aus der Sache zu ziehen.
    »Kennst du den Arsch hier«, fragte Bäckström und überreichte einen Zettel mit Namen und Beschreibung von Bengt

Weitere Kostenlose Bücher