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Moerderische Idylle

Moerderische Idylle

Titel: Moerderische Idylle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif GW Persson
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Sicherheitshalber«, sagte Bäckström. »Und?«
    »Max glaubt, dass nicht, findet es aber trotzdem interessant. Er hat vorgeschlagen, mit den Kollegen von der ViCLAS-Gruppe zu sprechen.«
    »Und was glaubt Moritz?«, fragte Rogersson.
    »Dass er es eher nicht glaubt, dass man der Sache aber vielleicht doch nachgehen und möglicherweise ein paar Worte mit den Kollegen von der ViCLAS wechseln sollte.«
    »Spannende Überlegungen. Woher nehmen die das bloß alles«, fragte Rogersson.
    »Und dann habe ich auch Lewin gefragt«, sagte Bäckström.
    »Und was meint der?«
    »Willst du es wortwörtlich?«, fragte Bäckström. »Natürlich«, sagte Rogersson.
    »Unter dem Vorbehalt, dass er die Sache in Kalmar nur durch Kollegin Sandbergs telefonische Beschreibung kenne, halte er es doch für überaus unwahrscheinlich, dass es sich um denselben Täter handele wie beim Lindamord.«
    »Klingt wirklich wie Lewin«, sagte Rogersson. »Mal was ganz anderes. Was hältst du davon, auf die ganze Sache zu scheißen und ins Hotel zu gehen und vor dem Essen zwei kalte Bierchen zu zischen?«
    »Davon halte ich ungeheuer viel«, sagte Bäckström.
     
    »Schalt mal die Vier-Uhr-Nachrichten ein«, sagte Rogersson, als sie zwei Stunden und zwei kalte Biere später auf Bäckströms Zimmer saßen.
    »Warum denn«, fragte Bäckström überrascht und streckte zugleich die Hand nach der Fernbedienung aus.
    »Wollte nur wissen, ob es mein Zimmer noch gibt«, sagte Rogersson.
     
    »Was für eine verdammte Geschichte«, sagte Bäckström fünf Minuten später, als er den Fernseher ausschaltete. »Diese verdämmten Irren haben das Fenster von Nullis Operationszentrale in die Luft hüpfen lassen. Wenn Nulli so eine Übung angeordnet hat, muss er doch total den Verstand verloren haben.«
    »Ich habe vorhin mit den Kollegen in Stockholm gesprochen«, sagte Rogersson. »Die sehen das genau wie du. Dass der Schuh da gedrückt hat.«
    »Ja, wenn das so ist«, sagte Bäckström.
     
    »Was für eine verdammte Geschichte«, sagte Bäckström weitere fünf Minuten später.
    »Klingt total wie Grand Hotel in Lund«, sagte Rogersson. »Der scheint Geschmack an Badezimmerspiegeln gefunden zu haben.«
    »Oder wir haben alles falsch verstanden«, sagte Bäckström. »Vielleicht wollte er sich umbringen. Bei diesem Scheißkinn kann er das ja nicht so leicht bewerkstelligen. Da schafft er das eben nicht so ganz.«
    »Wie meinst du das«, fragte Rogersson.
    »Immer wenn er sich im Spiegel sieht, gibt er sich die Kugel, aber eben in den Kopf im Spiegel«, sagte Bäckström.
     
    48
     
    Die Träume kamen jetzt häufiger. Vom Sommer vor fast fünfzig Jahren, als er sein erstes richtiges Fahrrad bekommen und sein Vater ihm Fahrradfahrunterricht gegeben hatte. Aber in dieser Nacht ging es in seinem Traum nicht um sein rotes Crescent Valiant, sondern um seinen Papa und seine Mama.
    Es war ein seltsamer Sommer, in dem der Urlaub seines Vaters einfach kein Ende nahm. Am Ende fragte er ihn: »Wie lange hast du dieses Jahr eigentlich Urlaub, Papa?«
    Zuerst machte sein Vater ein seltsames Gesicht, dann aber lachte er und fuhr seinem Sohn durch die Haare, und alles war wieder wie immer. »So lange, wie ich brauche, um dir Rad fahren beizubringen«, antwortete Papa. »Die Zeit nehmen wir uns einfach, die Arbeit läuft mir schließlich nicht weg.« Und dann fuhr er ihm noch einmal durch die Haare. Ein zusätzliches Mal.
    Es war ein richtiger Indian Summer, und sein Papa sah mit jedem Tag mehr aus wie ein Indianer. Mager, braungebrannt und mit einer Haut, die sich fest über sein Gesicht spannte. »Du siehst aus wie ein richtiger Indianer, Papa«, sagte er zu ihm.
    »Ist ja auch kein Wunder«, antwortete Papa. »Bei dem schönen Wetter.«
     
    Eines Nachts wachte er auf. Sicher hatte er irgendein Geräusch gehört. Lautlos stapfte er die Treppe von der Mansarde hinunter, und als er unten ankam, sah er seine Eltern auf einem Küchenstuhl sitzen. Mama saß auf Papas Knien, mit dem Rücken zur Tür, sie hatte ihm die Arme um den Hals gelegt und den Kopf an seine Brust geschmiegt. Sein Papa hatte den Arm um ihre Taille gelegt und streichelte mit der freien Hand behutsam ihre Haare.
    »Das findet sich schon«, murmelte Papa. »Das findet sich schon.«
    Sie hatten ihn beide nicht gesehen, und er schlich sich in sein Mansardenzimmer zurück und schlief dann irgendwann ein.
    Am nächsten Morgen beim Frühstück war alles wie immer. »Bist du bereit, Jan«, fragte Papa und stellte

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