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Moerderische Idylle

Moerderische Idylle

Titel: Moerderische Idylle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif GW Persson
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damals noch unbekannten Täters erklären, das ihnen solche Probleme gemacht hatte und das Lewin immer noch im Kopf herumspukte.
    An der Mutter schien ansonsten nicht viel auszusetzen zu sein. Sie kam aus einer Bauernfamilie bei Ängelholm, und die Verwandten, mit denen sie gesprochen hatten, schilderten sie als hübsch und fröhlich, patent und außerdem geschäftstüchtig. Mit zwanzig war sie nach Malmö gegangen, und schon zehn Jahre später war sie eine erfolgreiche Geschäftsfrau gewesen, mit eigenem Friseur- und Schönheitssalon mitten in Malmö, in bester Geschäftslage und mit einer wachsenden Zahl von Angestellten. Den unbekannten Vater hatte sie nach Aussage ihrer älteren Schwester im Sommerurlaub auf den Kanarischen Inseln kennengelernt, mehr jedoch konnte Bengt Mänssons Tante nicht über diesen Mann berichten.
    Immerhin hatte sie den Kollegen aus Malmö, die sie vernommen hatten, Bilder von ihm gezeigt. Von Bengt Mänsson als reizendem kleinen Knaben, vom Abiturienten Jahre später, als er sich in einen sehr schönen jungen Mann verwandelt hatte. Ungefähr wie die Filmhelden früherer Zeiten, wenn auch ohne Schnurrbart. Die Tante fand das, was geschehen war, einfach unbegreiflich, und der einzige Trost in ihrem Elend war ihre Überzeugung, dass sich bald herausstellen würde, dass der Polizei ein entsetzlicher Irrtum unterlaufen sei.
    Als Bengt fünf Jahre alt war, lernte seine Mutter einen neuen Mann kennen. Fünfzehn Jahre älter als sie. Netter, erfolgreicher Geschäftsmann und seltsamerweise noch immer Junggeselle. Ein Jahr darauf war die Mutter frisch verheiratet, und Bengt hatte einen Halbbruder und war von seinem neuen Papa adoptiert worden. Die Familie zog in eine vornehme, teure Villa in Bellevue am Stadtrand von Malmö. Die Mutter verkaufte den Salon mit großem Profit und wurde Hausfrau, während sie zugleich von zu Hause aus für eine deutsche Firma Haarpflegeprodukte und Kosmetika verkaufte.
    Rücksichtsvolle, freundliche Menschen, wie es aussah. Respektable Mittelklasse. Keine Klagen von Nachbarn, Schule, Sozialbehörden oder Polizei. Weder über Bengt noch über irgendein anderes Familienmitglied. Bengt hatte auf der Grundschule gute und auf dem Gymnasium überdurchschnittlich gute Zeugnisse. Er war körperlich fit, ohne sich sonderlich für Sport zu interessieren, die Mitschüler mochten ihn, er hatte jedoch keine engen Freunde. Und alle Mitschülerinnen schwärmten schon in der ersten Grundschulklasse für ihn.
     
    Seinen Wehrdienst hatte er nicht abzuleisten brauchen, und dazu hatte er nicht einmal irgendwelche medizinischen Gründe vorbringen müssen. Nach einem Sabbatjahr, in dem er sich offenbar vor allem mit seinen gleichaltrigen Bekannten amüsierte, während er als Hausmeister in Papas Firma einen kleinen Monatslohn kassierte, ging er auf die Universität nach Lund. Nach vier Jahren machte er ein Examen von der sanfteren Sorte und gemischten Inhalts. Film- und Theaterwissenschaft, Philosophie, Literaturwissenschaft. Er engagierte sich in der Unitheatergruppe, im Vereinsleben und bei allerlei anderen Aktivitäten, die mit den lustigeren Seiten des Studentenlebens in Lund zusammenhingen. Und alle Studentinnen, die ihm über den Weg liefen, verliebten sich offenbar auf den ersten Blick in ihn.
     
    Im Herbst des Jahres, in dem er sein Examen gemacht hatte, war seine Mutter an Krebs gestorben, und anders als die meisten anderen Krebskranken hatte sie das innerhalb eines Monats nach Erhalt der Diagnose getan. Am Tag vor dem Heiligen Abend desselben Jahres war sein Adoptivvater plötzlich an einem schweren Herzinfarkt verschieden, zwischen dem zwölften und dreizehnten Loch auf der noch immer schneefreien Golfbahn von Ljunghusen.
    Bengt und sein Halbbruder verkauften die Villa und alles Übrige. Sie begruben ihre Eltern, bezahlten die Schulden und teilten den Rest. Der übrigens um einiges geringer war, als sie offenbar erwartet hatten, was möglicherweise zu der Tatsache beitrug, dass die beiden Halbbrüder seit dem Tod der Eltern keinen Kontakt mehr gehabt zu haben schienen. Nach seinem Examen in Wirtschaftswissenschaften war Bengt Mänssons Halbbruder sofort nach Deutschland gegangen. Seit fünf Jahren arbeitete er als Controller bei einer Tochterfirma eines schwedischen Forstkonzerns. Er war mit einer Deutschen verheiratet und wohnte in der Nähe von Stuttgart. Der Bruder hatte sich geweigert, mit der Polizei zu sprechen, als sie ihn angerufen hatten, um ihn zu seinem Bruder zu

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