Moerderische Idylle
sie plötzlich einfach nein gesagt.
»Ich weiß eigentlich gar nicht, warum«, sagte sie und sah Anna Sandberg an. »Plötzlich hatte ich keine Lust mehr.«
Und was er dann getan habe, wollte Sandberg wissen.
Zuerst habe er einfach weitergemacht, aber als sie sich zur Wehr gesetzt habe, habe er dann aufgehört.
Ob er gewalttätig geworden sei? Ihr gegenüber Gewalt angewandt habe?
»Nein«, sagte die Zeugin. »Er war einfach nur stocksauer. Wie ein kleines Kind.«
Und da die Zeugin inzwischen ebenso sauer gewesen war, hatte sie ihr Hemd nach unten gestreift, ihre Hose zugeknöpft, ihre Tasche genommen und war gegangen.
»Gott, wie schön«, sagte die Zeugin. »Wenn ich geblieben wäre, hätte er mich sicher auch noch erwürgt.«
Vermutlich ist es noch schlimmer, dachte Anna Sandberg. Wenn du dich verhalten hättest wie sonst, dann wäre Linda Wallin noch am Leben. Dann stellte sie die nahe liegenden Fragen nach Mänssons sexuellen Vorlieben, und die Zeugin antwortete genau wie alle anderen Frauen, mit denen sie bereits gesprochen hatten.
Ein heiß begehrter Wanderpokal bei allen Frauen. Ergriff beim Sex gern die Initiative. Gut aussehend, stark, durchtrainiert, ein Stecher, ein Hengst, der alle Gangarten beherrschte. Brutal, wenn das gewünscht wurde, und sicherlich, wenn die Frau das wollte, den meisten Möglichkeiten und Vorschlägen gegenüber aufgeschlossen. Aber nicht gewalttätig, es ging ihm nicht darum zu verletzen, und schon gar nicht wollte er irgendwelche sadistischen Neigungen befriedigen.
»Das ist doch gerade so komisch«, sagte die Zeugin. »Ich habe ja nie durchschaut, dass er ein Sadist ist. Bei mir war er nie so«, fügte sie hinzu und schüttelte den Kopf.
Weil du ihm immer zu Willen warst und er deshalb nie Anlass zu Frust hatte, wenn er mit dir zusammen war, dachte Sandberg.
Du warst wohl einfach der falsche Typ, dachte Knutsson.
86
Dass Lisa Mattei auch bei Anna Holts viertem Verhör mit Mänsson als Zeugin fungierte, war kein Zufall. Holt wollte jetzt ihrem Täter die Arme verdrehen, und sie brauchte Mattei, um den Schmerz zu mildern und ihm weniger deutlich werden zu lassen, was hier passierte. Matteis freundliche Art, ihr fröhliches Auftreten, ihr unschuldiges Aussehen, eine junge Frau, die als Frau für Mänsson total uninteressant war, das machte sie für Holt perfekt.
»Gestern haben Sie erzählt, dass Sie mit Linda Blümchensex hatten«, begann Holt. »Dann haben Sie erwähnt, dass Linda in ihrem Tagebuch über Sie geschrieben hat.«
»Ja«, sagte Mänsson mit wachsamem Blick.
»Es gibt keine Regel ohne Ausnahme«, sagte Holt. »Ich weiß, dass Sie und Linda Blümchensex hatten. Aber was war, wenn Sie das nicht hatten? Wenn Sie sich mit Sexspielen befasst, wenn Sie miteinander experimentiert haben? Erzählen Sie mir davon, und ich glaube nicht einmal, dass das besonders anstrengend für Sie ist.«
»Nein«, sagte Mänsson. »Wieso auch? Das war wirklich nichts Besonderes. Das machen doch alle normalen Menschen mindestens einmal, wenn sie Sex miteinander haben.«
Ganz so einfach schien es aber doch nicht gewesen zu sein, denn es dauerte gut zwei Stunden, bis Anna Holt ihm das Geständnis entlockt hatte, dass er einige Male vor dem Beischlaf Lindas Hände gefesselt hatte. Was in seiner und Lindas sexueller Praxis eine lange Wanderung bedeutet hatte, wenn man ihm denn glauben durfte.
Linda war sexuell nicht gerade erfahren gewesen. Vor ihrem ersten Mal mit Bengt Mänsson hatte sie vier Sexualpartner gehabt. Beim allerersten Mal war sie vierzehn und nicht einmal betrunken gewesen. Sie hatte es einfach hinter sich bringen wollen. Ihre sämtlichen Expartner waren in ihrem eigenen Alter gewesen. Mit keinem hatte sie jemals einen Orgasmus gehabt. Beim Onanieren schon. Beim ersten Mal war sie sechzehn gewesen und hatte sich genau an die Anleitung gehalten, die in der bekanntesten Sexberatungskolumne in der Sonntagsbeilage der größten Abendzeitung erteilt worden war. Das alles hatte sie Bengt Mänsson erzählt. Dem ersten richtigen Liebhaber in ihrem Leben.
Mit Bengt Mänsson war sie immer zum Orgasmus gekommen. In der Regel mehrmals bei jedem Zusammensein. Schon beim zweiten Treffen war ihr das beim ganz normalen Beischlaf passiert. Was für die meisten doch schwer war, vor allem anfangs, und dabei hatte er eine Entdeckung gemacht.
»Ich habe gemerkt, dass sie ganz fest angepackt werden wollte, wenn es bei ihr losging«, erklärte
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