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Moerderische Idylle

Moerderische Idylle

Titel: Moerderische Idylle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif GW Persson
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juristischen Interesse.
    »Ein schwarzes Loch«, fasste die Verhörleiterin Anna Holt zusammen.
    »Und ungefähr hundertzwanzigprozentige technische Beweise«, fügte Katarina Wibom hinzu.
    »Wenn er wenigstens alles geleugnet hätte«, sagte Holt. »Oder es zumindest mit der Nummer von dem ausgeuferten Sexspiel versucht hätte.« Man kann nicht alles haben, dachte sie.
    Am Freitagnachmittag des 5. September verließen auch Knutsson und Thoren Växjö. Andere Mordopfer standen Schlange auf ihrem Dienstplan. Sogar die Haufen auf ihren Schreibtischen oben in Stockholm verlangten nach Aufmerksamkeit. Da beide höflich und wohlerzogen waren, verabschiedeten sie sich vor dem Aufbruch von Kommissar Olsson.
    »Müssen doch für den Aufenthalt danken«, sagte Knutsson.
    »Schlimmstenfalls sehen wir uns ja wieder«, sagte Thoren. »Ja, du verstehst sicher, wie ich das meine, Bengt«, fügte er zu seiner Entschuldigung hinzu.
    »Ich verstehe genau«, sagte Olsson und lächelte. »Ohne euch hätten wir das sicher nicht so leicht aufklären können. Aber natürlich, früher oder später hätten wir ihn durch seine DANN erwischt.«
     
    »Ohne uns wären Olsson und Klein-Mänsson sicher zusammengezogen«, philosophierte Knutsson auf der Fahrt nach Stockholm.
    »Und hätten glücklich gelebt bis ans Ende ihrer Tage«, stimmte Thoren zu.
    »Ich frage mich nur, wie es mit Bäckström weitergehen soll«, sagte Knutsson.
    »Bäckström kommt doch immer zurecht«, sagte Thoren.
     
    94
     
    Am Freitag, dem 12. September, verließen Anna Holt und Lisa Mattei Växjö und fuhren nach Stockholm zurück. Holt sollte auf ihre Vertretungsstelle als Polizeirätin beim nationalen Verbindungsbüro der Zentralen Kriminalpolizei zurückkehren. Johansson hatte schon versucht, sie zu sich zu locken, indem er mit dem frisch geschaffenen Posten einer Stabsrätin, als welche sie seine engste Vertraute geworden wäre, gewedelt hatte. Die Vorstellung, sich alle seine Geschichten anhören zu müssen, ließ keine Sehnsüchte in ihr wach werden, und sie lehnte ab. Energisch und natürlich so freundlich sie konnte. Johansson reagierte wie erwartet. Er schmollte tagelang wie ein Kind, aber schon eine Woche später war er wieder wie immer und begrüßte sie fast demonstrativ freundlich, wenn sie einander auf dem Gang über den Weg liefen.
    Er ist wie ein Kind, dachte Holt. Was mag er sich wohl als Nächstes ausdenken?
     
    Lisa Mattei war beurlaubt, um ihr Studium an der Universität von Stockholm abzuschließen. Sie hoffte, bis zum Jahresende damit fertig zu sein, wenn ihr Urlaub zu Ende ging. Aber sie hatte ihre Zweifel. Jedes wissenschaftliche Problem, das sie löste, schien sofort zwei neue zu verursachen, womöglich noch spannender als das soeben abgearbeitete, und die einzige konkurrenzfähige Alternative, die sie sich vorstellen konnte, war wohl der Posten, den Anna Holt abgelehnt hatte und den Johansson Mattei nicht einmal im Traum anbieten würde.
    Komisch, dass ein so hochbegabter Mann nicht erkennt, was das Beste für ihn wäre, dachte Mattei.
     
    Ehe sie losfuhren, hatte Anna Holt noch eine längere Unterredung mit Staatsanwältin Katarina Wibom, der sie die über hundert Seiten Verhörprotokoll aushändigte. Es waren insgesamt zwölf Verhöre des mutmaßlichen Täters Bengt Mänsson. Mit einer Ausnahme alle in Dialogform. Und jetzt sorgfältig ins Reine geschrieben und eingebunden und mit einem kleinen blaugelben Landeswappen und dem Emblem der Polizei Växjö auf dem Umschlag. Außerdem versehen mit einer einleitenden Zusammenfassung für die Staatsanwältin.
    »Weiter komm ich nicht, jetzt musst du übernehmen«, sagte Holt und nickte zu den Papieren hinüber, die zwischen ihnen auf dem Tisch lagen.
    »Dann bedanke ich mich ganz herzlich bei dir, Anna«, sagte Katarina Wibom. »Das ist mehr, als ich verlangen kann, und absolut mehr, als ich mir erhofft hatte.«
    »Wie wird es denn weitergehen«, fragte Holt. »Du hast versprochen, das zu erzählen, wie du vielleicht noch weißt.«
    »Lebenslänglich wegen Mord«, sagte die Staatsanwältin. »So wie ich das sehe, haben Mänsson und sein Verteidiger zwei Möglichkeiten.«
    »Und welche sind das«, fragte Holt.
     
    Die einzige Möglichkeit war die Behauptung, er und sein Opfer hätten sich mit Sexspielen amüsiert, bei denen dann etwas schiefgelaufen sei. Freiwilligkeit auf Lindas Seite, aktives Einverständnis sogar, unglückliche Umstände, fahrlässige Tötung und einige Jahre Haft.
    »Und wie

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