Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Moerderische Idylle

Moerderische Idylle

Titel: Moerderische Idylle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif GW Persson
Vom Netzwerk:
echter Irrer frei in der Gegend herumläuft«, sagte Nylander, »und vermutlich wird er ziemlich bald auf noch viel schlimmere Ideen kommen.«
    »Stellst du dir da etwas Besonderes vor«, fragte der Bezirkspolizeichef schwach, worauf Nylander ihm eine Anzahl vorstellbarer Szenarien lieferte, die er seiner reichen Erfahrung als höchster Verantwortlicher der Polizei seines Landes verdankte.
    »Ich stelle mir zum Beispiel den Samuraimörder in Malmö vor, der in seiner Nachbarschaft etliche Personen getötet und verstümmelt hat. Oder den Fähnrich in Falun, der etwa ein Dutzend Menschen erschossen hat, die meisten davon junge Frauen. Jaa… was haben wir sonst noch«, sagte der Zettkazeh nachdenklich und hörte sich an, als ob er sich das Kinn striche. »Nimm den Eisenstangenmann, der vor nicht allzu langer Zeit hier in der Stadt auf einem U-Bahnsteig Amok gelaufen ist. Drei Tote und ein halbes Dutzend Verletzte, wenn ich das richtig in Erinnerung habe. Nimm den Verrückten aus Gamla Stan, der mitten am helllichten Vormittag mit seinem Auto an die hundert friedliche Fußgänger umgefahren hat. Um nur ein paar Beispiele zu nennen«, endete Nylander.
    »Du hast ja so recht«, sagte der Bezirkspolizeichef. Herrgott, dachte er. Hier bei mir. In Växjö.
    »Ich habe schon mit unseren Analytikern gesprochen«, sagte Nylander, »und die sind ganz meiner Meinung. Hier ist die Rede von einem Serienmörder, der mit sehr großer Wahrscheinlichkeit auch Massenmorde begehen oder sich auf das sogenannte Spree killing verlegen kann. Das bedeutet, dass er in einer oder in einigen Stunden seine Opfer an unterschiedlichen Orten liquidiert. Er läuft sozusagen herum und verbreitet den Tod«, erklärte Nylander.
    »Du hattest einen Vorschlag«, sagte der Bezirkspolizeichef. Herrgott, dachte er.
     
    Der Chef der Zentralen Kriminalpolizei hatte nicht weniger als drei operative Vorschläge. Er hatte außerdem zwei davon bereits in die Tat umgesetzt und war in erhöhter Bereitschaft, um auch den dritten für die Landung vorzubereiten.
    »Ich finde, meine TP-Gruppe sollte sich diesen Irren schon jetzt ausführlich ansehen. Außerdem sollten wir den Fall an unsere ViCLAS-Einheit weiterreichen. Gewarnt ist gewappnet«, verkündete Nylander.
    »TP-Gruppe, ViCLAS«, wiederholte der Bezirkspolizeichef. Immer diese Abkürzungen, dachte er.
    »Die Täterprofilgruppe soll ein genaueres Bild von seiner Persönlichkeit erstellen. ViCLAS soll ihn mit allen seinen früheren Verbrechen dieser Art in Verbindung bringen«, fasste Nylander kurz zusammen. Typisch Zivilist, dachte er.
    »Du hast noch etwas Drittes erwähnt«, sagte der Bezirkspolizeichef defensiv.
    »Genau«, sagte Nylander. »Die Festnahme solltest du dann lieber unserer Nationalen Einsatztruppe hier oben überlassen. Um unnötiges Blutvergießen zu vermeiden. Ich habe sie schon vorgewarnt. Unter normalen Umständen können wir innerhalb von drei Stunden, sowie der Einsatzbefehl gegeben wurde, bei dir sein. Wir versuchen, diese Zeit zu verringern, und wenn das gute Flugwetter bleibt, das wir jetzt schon den ganzen Sommer haben, dann glaubt der Einsatzleiter, dass wir es auch in zwei Stunden schaffen können. Wir haben die Bereitschaft von drei Einsatzgruppen bereits von Blau auf Orange gesteigert.«
    »Herrgott«, sagte der Bezirkspolizeichef. Herrgott, dachte er. Und wie viele sind es, wenn von notwendigem Blutvergießen die Rede ist?
     
    Eine Viertelstunde darauf hatte der Bezirkspolizeichef - trotz der frühen Stunde - den Leiter der Voruntersuchung angerufen, Kommissar Olsson, und mitgeteilt, dass er und der Chef der Zentralen Kriminalpolizei gemeinsam und übereinstimmend beschlossen hätten, die Ermittlung durch Experten der TP-Gruppe und der ViCLAS-Einheit zu verstärken, und dass eine eventuelle Festnahme von der NE vorgenommen werden solle, der Nationalen Einsatztruppe. Olsson selbst war seltsamerweise auch schon auf diese Gedanken gekommen und fand den Vorschlag hervorragend.
    »Ich wollte selbst heute anrufen und genau denselben Vorschlag machen, und dass ich noch damit gewartet habe, liegt einfach nur daran, dass ich ja weiß, wie sehr du den wohlverdienten Urlaub genießt, Chef.«
     
    Bäckström war gestresst, müde und verkatert. Am Vorabend hatten er und Rogersson sich alle Mühe gegeben, um die lange Enthaltsamkeit auszugleichen, die der Dienst ihnen aufzwang. Bäckström war kurz vor Mitternacht ins Bett gesunken, hatte verschlafen, hatte das Frühstück in aller Eile

Weitere Kostenlose Bücher