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Moerderische Idylle

Moerderische Idylle

Titel: Moerderische Idylle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif GW Persson
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Wohnfläche.« Der ältere Techniker zeigte auf die Türen, während er das sagte. »Das Wohnzimmer liegt genau gegenüber. Es misst an die fünfundzwanzig Quadratmeter und liegt mitten in der Wohnung. Zur Straße hin haben wir die Küche und daran angrenzend ein Zimmer, das die Mutter des Opfers offenbar als Arbeitszimmer nutzt. Ja übrigens, ihr habt doch sicher einen Grundriss der Wohnung bekommen?«
    »Das schon«, sagte Bäckström. »Den haben wir uns auch angesehen, aber das ist nicht dasselbe, wie selbst das Ohr auf die Schienen zu legen.«
    »Genau. Das kann ich euch sagen«, sagte der Ältere und lachte. »Zum Hinterhof hin haben wir einerseits das Schlafzimmer, wo sie gefunden wurde, mit Eingang vom Wohnzimmer her. Wand an Wand mit dem Schlafzimmer gibt es ein größeres Badezimmer mit Badewanne, Duschkabine, Toilette und Bidet, und dieses Badezimmer erreicht man durch eine Tür in der Querwand des Schlafzimmers. Auf der anderen Seite des Badezimmers liegt eine Kammer, die die Mutter offenbar als Abstellraum oder Polterkammer nutzt. Darin stehen auch ein Bügelbrett und zwei größere Wäschekörbe, zwischen dem ganzen anderen Schrott, und man gelangt durch den Gang dort hinein«, er zeigte darauf, »und in dem Gang gibt es noch allerlei Wandschränke.«
     
    Weder großartig noch armselig, dachte Bäckström, während er und die anderen durch die Wohnung gingen. Weder besonders gepflegt noch sonderlich chaotisch, wenn man bedachte, dass die Technik hier am Werk war. Sah genauso aus, wie er sich vorstellte, dass es bei einer Lehrerin mittleren Alters aus der Mittelklasse auszusehen hatte. Einer alleinstehenden Frau mit einer zwanzig Jahre alten Tochter, die zumindest ab und zu dort gewohnt zu haben schien.
    Ein Wohnzimmer, ein großes Sofa mit drei abnehmbaren Polstern, das Polster in der Mitte fehlte. Davor ein Couchtisch und zwei Sessel. Ein kleinerer Schrank neben dem Sofa vor der Wand, aber da in der Wohnung eine Frau wohnte, empfand Bäckström keinerlei Drang, sich genauer anzusehen, was sich hinter den verschlossenen Schranktüren befand. Sicher nur Gläser und Servietten und anderer Mist, dachte er.
    Bücherregale an den Wänden und allerlei Bücher, was ja in Ordnung war bei ihrem Beruf, und natürlich ein Fernseher, ein größeres Modell, das im Verhältnis zum Sofa strategisch sinnvoll aufgestellt war. Ein kleinerer Kristallleuchter an der Decke, zwei Stehlampen, auf dem Boden insgesamt drei Teppiche von Bäckström unbekannter orientalischer Herkunft. Eine Stereoanlage mit zwei Lautsprechern, die in Brusthöhe im mittleren Regal standen. Bilder an den Wänden, nur Landschaftsdarstellungen oder Portraits.
    »Das fehlende Polster im Sofa haben wir an uns genommen«, sagte der jüngere Techniker. »Und die inzwischen landesweit bekannte Unterhose, über die wir sicher bald in unseren geliebten Boulevardzeitungen Klartext lesen können und sie nicht nur als typisch männliches Kleidungsstück kennenlernen, lag zusammengeknüllt auf dem Boden unter dem Sofa.«
    Du drückst dich ja ganz schön gewählt aus. Hast du einen Kurs gemacht, dachte Bäckström. Doch da es bessere Gelegenheiten für solche Bemerkungen gab, begnügte er sich mit einem zustimmenden Grunzen, während sein Kumpel und Kollege so schweigsam war wie immer.
     
    Im Schlafzimmer hatten die Kollegen von der Technik offenbar heftig zugegriffen. Sowohl Matratze als auch Bettwäsche fehlten in dem breiten Fichtenholzbett, und es gab überall Spuren von Fingerabdruckspulver und chemischen Flüssigkeiten. Außerdem war ein größeres Stück Teppichboden entfernt worden.
    »Ja, hier scheint wohl das meiste passiert zu sein«, sagte der ältere Techniker. »Der Mittelpunkt der Geschehnisse, wenn man so will. Was wir noch nicht ins Labor geschickt haben, liegt bei euch in der Sektion, wenn ihr einen Blick darauf werfen wollt.«
    »Das findet sich schon«, sagte Bäckström mit kollegialem Lächeln. »Wir danken.« Höchste Zeit für ein Bier oder zwei, dachte er.
     
    Bäckström und Rogersson bestellten sich das Abendessen auf Bäckströms Zimmer. Ein rascher Blick auf das Publikum im Speisesaal hatte gereicht, um ihnen klarzumachen, dass es in ganz Växjö keinen schlechteren Ort gab, wenn man ein schlichter Schutzmann von der Zentralmord war und in Ruhe einen Bissen essen und ein oder zwei Bierchen und vielleicht auch das eine oder andere Schnäpschen zischen wollte.
    »Na dann Prost, Bruder«, sagte Rogersson und hob sein kleines Glas,

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