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Moerderische Idylle

Moerderische Idylle

Titel: Moerderische Idylle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif GW Persson
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zugleich seinen frommen Blick zu ihrer Zimmerdecke. Da hast du was zum Lutschen, Herzchen, dachte er.
    »Verzeihung, ich fürchte, das habe ich jetzt nicht richtig verstanden«, sagte Lo und lächelte ihn zögernd an.
    »Unser Herr«, wiederholte Bäckström mit gebieterischer Stimme. »Der Allmächtige, der Herrscher des Himmels und der Erde, aber auch mein Begleiter und Tröster auf meiner irdischen Wanderung.« So sieht man also aus, wenn einem Ohren und Kinn vom Kopf kullern, dachte er.
    »Ich hatte keine Ahnung, dass du gläubig bist, Bäckström«, sagte Lo und schaute ihn hilflos an.
    »Das posaunt man ja auch nicht heraus«, sagte Bäckström und schaute sie mahnend an, während er zugleich den Kopf schüttelte. »Das bleibt zwischen mir und unserem Herrn.«
    »Das kann ich ja so gut verstehen«, sagte Lo. »Aber das eine muss das andere doch nicht ausschließen«, fügte sie hinzu. »Du hast nie überlegt, alterna… ja, also andere Wege zur Gemütsruhe zu suchen, meine ich.«
    »Was sollten das denn für Wege sein«, fragte Bäckström mürrisch, runzelte die Stirn und ließ sie seinen Polizistenblick kosten. Zeit, die Daumenschrauben anzuziehen, dachte er.
    »Ja, allerlei Therapieformen… wie zum Beispiel Debriefing, was ja auch eine Form der Therapie ist«, sagte Lo mit starrem Lächeln. »Meine Tür steht dir immer offen, und ich habe wirklich viele normale Gläubige…«
    »Du sollst keine anderen Götter neben mir haben«, donnerte Bäckström und zeigte mit der ganzen Hand auf sie, während er sich aus dem Sessel erhob. »Diese Vermessenheit, die du und deine Kollegen an den Tag legt, wenn ihr euch an die Stelle unseres Herrn zu setzen versucht. Ist dir überhaupt bewusst, dass ihr damit gegen das Erste Gebot verstoßt?« Oder war es das zweite? Scheißegal, dachte er.
    »Ich wollte dich wirklich nicht verletzen, ich wollte wirklich nicht…«
    »Menschenwerk ist Stückwerk«, fiel Bäckström ihr ins Wort. »Prediger 12,14«, fügte er hinzu und starrte sie an. Das war total geraten und vor allem in Smäland riskant, aber sie wirkte ja nicht wie eine Kirchgängerin, dachte er.
    »Ja, ich bitte wirklich um Entschuldigung, wenn ich dich verletzt habe«, sagte Lo mit verzweifeltem Lächeln.
    »Meine Tür steht dir immer offen«, sagte Bäckström und öffnete im selben Moment die ihre, um das Gesagte zu unterstreichen. »Du darfst eines nicht vergessen, Lilian«, mahnte er. »Wir Menschen… wir denken… aber es ist unser Herr, der lenkt.«
    Und hohe Zeit, mich auf dem Klo einzuschließen, damit ich mir in aller Ruhe einen Bruch lachen kann, dachte Bäckström und zog die Tür hinter sich zu.
     
    Auf seinem Hotelzimmer hatte er sofort ein kaltes Bier in ein Glas gegossen. Leute, die direkt aus der Flasche trinken, können doch nicht ganz klar im Kopf sein. Verdammte Halbaffen, dachte Bäckström, trank einige tiefe Schlucke und leckte sich glücklich den Schaum von der Oberlippe. Dann ließ er sich aufs Bett fallen, schaltete den Fernseher an und ging alle Nachrichten durch, die unten an der Rezeption auf ihn gewartet hatten. Es waren nicht wenige, und die meisten stammten von der kleinen Carin vom Lokalradio. In der Mitteilung, die erst wenige Stunden alt war, hatte sie sogar betont, »wir müssen ja nicht über den Fall sprechen«, und um ihren guten Willen zu zeigen, hatte sie auch ihre Privatnummer angegeben. »Kann ich dich an einem diskreten Ort auf einen Bissen einladen?« Frau in Nöten, dachte Bäckström und streckte die Hand nach dem Telefon auf dem Nachttisch aus. Die scheint ja total verzweifelt zu sein, dachte er, als er ihre Nummer tippte.
     
    Der diskrete Ort entpuppte sich als kleines Wirtshaus mit eigenem Gartenlokal und Blick auf einen weiteren smäländischen See. Es lag ein ziemliches Stück außerhalb der Stadt, aber da Bäckströms Taxi von seinem Arbeitgeber bezahlt wurde, machte ihm das keine Probleme. Kein Zeitungsschmierer, so weit das Ermittlerauge reicht, dachte er, als er für seine abendliche Gesellschaft den Stuhl zurechtschob.
    »Endlich allein, Kommissar. Zwinker, zwinker, zwinker«, sagte Carin und lächelte mit Mund und Augen. »Möchtest du etwas essen? Ich lade ein.«
    »Kommt nicht in Frage«, sagte Bäckström, der schon im Taxi beschlossen hatte, Überstunden wegen eines Treffens mit einer weiteren geheimen Gewährsperson abzurechnen, und da als Beleg natürlich eine Rechnung brauchte.
    »Ich möchte etwas richtig Gutes«, sagte er, während er verstohlen

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