Moerderische Idylle
Kollege. »Brundin ist der einzig Normale in der Psychobranche. Wie geht’s Leo denn so?«
»Frisch wie ein Fisch, tolles Leben, der lässt ebenfalls grüßen«, sagte Bäckström und schaltete sein Telefon aus.
Auf dem Weg nach draußen ging er bei Rogersson vorbei, um nachzusehen, ob der auch schon Feierabend machen könnte, aber die rote Lampe vor dem Vernehmungsraum brannte noch. Sechs plus sechs Stunden, dachte Bäckström, und schlimmstenfalls muss er sich eben ein Taxi nehmen, dachte er. Wer will bei dieser Hitze schon zu Fuß gehen, dachte Bäckström und fischte das Telefon aus der Tasche, doch noch ehe er es einschalten konnte, tauchte die ermittlungseigene Krisentherapeutin auf und brach sozusagen über ihn herein, obwohl sie mager war wie ein Golfschläger und auch nicht sehr viel größer.
»Wie gut, dass ich dich erwische, Kommissar«, sagte sie und lächelte ihn freundlich an, während sie gleichzeitig den Kopf schräg legte. »Hast du ein paar Minuten Zeit für mich?«
»Wie kann ich dir denn behilflich sein, Lo«, fragte Bäckström und lächelte ebenso freundlich zurück. Besser, ich erledige die Alte gleich, wo ich schon den Dampf aufgedreht habe, dachte er.
Auf ihrem Zimmer dauerte es um einiges mehr als ein paar Minuten, ehe Lo zum Schuss kam. Aber da Bäckström schon bis ins Detail wusste, wie er vorgehen wollte, war es der pure Genuss zu sehen, wie sie ihren mageren Hals in die von ihm geknüpfte Schlinge legte. Er ließ sich in ihrem Besuchersessel behaglich zurücksinken, faltete die Hände über seinem runden Bauch, lächelte freundlich und nickte ihr aufmunternd zu.
»Du bist fast der Einzige, mit dem ich noch nicht gesprochen habe«, stellte Lo fest.
»Wie du sicher verstehst, Lo, hatte ich alle Hände voll zu tun«, sagte Bäckström mit sanftem Blick und nachdenklichem Nicken. Also hatte ich einfach keine Zeit, mich mit einem dermaßen blöden Frauenzimmer wie dir herumzuärgern, dachte er.
»Das verstehe ich ja so gut«, sagte Lo verständnisinnig, legte den Kopf noch schräger und bedachte ihn mit einem fast vertikalen Lächeln.
»Schön zu hören«, sagte Bäckström mit gelassener Miene und probierte zugleich dieses in sich gekehrte Lächeln, das er für solche Situationen bereithielt.
Lilian Olsson zufolge musste doch gerade Bäckström aufgrund seiner langen Erfahrung als Mordermittler bei der Zentralen Kriminalpolizei mit mehr Elend konfrontiert worden sein als die meisten anderen Polizisten in der Truppe.
»Wie bist du damit fertiggeworden«, fragte Lo. »Du musst doch entsetzliche Erlebnisse mit dir herumschleppen?«
»Wie meinst du das«, fragte Bäckström zurück. Denen darf man nie auch nur einen Millimeter überlassen, sonst ist man verloren, dachte er.
Das ganze Elend bei der Arbeit? Viele Polizisten, um nicht zu sagen, die meisten oder fast alle, wurden doch in ihrem Beruf einfach ausgebrannt. Marschierten in langen Schlangen voll gegen die Wand, während sie versuchten, sich durch Missbrauch von Schnaps und Sex zum nächsten Einsatz hinüberzuretten.
»Und das sind die absolut schlechtesten Methoden für den Umgang mit psychischen Problemen«, sagte Lo.
Aber verdammt lustige, dachte Bäckström und nickte zustimmend.
»Tragisch«, sagte Bäckström und wiegte missmutig seinen Oberkörper hin und her. »Tragisch«, sagte er noch einmal. Vielleicht sollte ich sie auf den Kollegen Lewin und die kleine Svanströmsche hinweisen, dachte er.
»Mir sind junge Polizisten begegnet, die bereits auf der Polizeischule heftige Essstörungen entwickelt haben«, sagte Lo jetzt.
»Ja, das ist tragisch«, sagte Bäckström abermals. »Und noch dazu junge Menschen. Tragisch.« Er seufzte tief. Aber wenn wir bedenken, was auf der Polizeischule für ein Fraß serviert wird, lautet die große Frage wohl eher, wieso sie überhaupt irgendwas essen, dachte er.
Lo ging nach all ihren Jahren als Psychologin bei der Polizei davon aus, dass die Ursachen in der Polizeikultur selbst lagen, in dem Geist von »Machismo, Verleugnung, Verschweigen und destruktivem Korpsgeist«, der schon viel zu lange das polizeiliche Arbeitsmilieu prägte und die Menschen lähmte, die dort arbeiten mussten. Sie selbst spürte, wie ihr das alles entgegenströmte, von Boden, Wänden und Decke, sowie sie einen Fuß in eine Wache setzte.
»Wie gehst du mit all diesen traumatischen Erlebnissen um, Bäckström«, fragte sie noch einmal.
»Mit Hilfe unseres Herrn«, sagte Bäckström und hob
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