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Moerderische Idylle

Moerderische Idylle

Titel: Moerderische Idylle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif GW Persson
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sein Gegenüber samt der braunen Arme und Beine betrachtete. Ein dünnes Sommerkleid trug sie noch dazu, und offenbar hatte sie vergessen, die drei obersten Knöpfe zu schließen. Vielleicht ein bisschen zu leicht, dachte Bäckström.
     
    Richtig gemütlich, urteilte er drei Stunden darauf, als er sie vor ihrer Haustür absetzte. Er hatte alle Versuche unterbunden, den Lindamord zur Sprache zu bringen. Um das Gespräch in Gang zu halten und um auf raffinierte Weise doch etwas von sich zu erzählen, hatte er ihr die üblichen Polizistenklassiker serviert und am Ende noch ein wenig mit einem großartigen Versprechen für die Zukunft gewedelt.
    »Aber du musst doch begreifen, wie mir zumute ist«, seufzte Carin und drehte ihr Weinglas. »Wir sitzen hier unten, und alle Nachrichten kommen in den Hauptstadtzeitungen. Da erfährt man, was passiert. Obwohl es doch unser Mord ist. Es ist doch eine Frau aus unserem Ort ermordet worden. Eine von uns, meine ich.«
    »Das meiste, was in den Zeitungen steht, ist Unsinn, wenn das für dich ein Trost sein kann«, sagte Bäckström. Und was tut man nicht alles für die kleinen Wesen, dachte er.
    »Du hast gut reden«, sagte sie mit einem Hoffnungsschimmer in den Augen.
    »Wir machen das so«, sagte Bäckström, beugte sich vor und streifte sozusagen im Vorübergehen ihren Arm. »Wenn ich den Arsch erwischt habe und weiß, dass er es wirklich war, dann wirst du das als Allererste erfahren, das verspreche ich dir. Nur du. Und sonst niemand.«
    »Versprichst du mir das? Ist das ganz sicher«, fragte sie und sah ihn an.
    »Ganz sicher«, log Bäckström und ließ die Hand auf ihrem Arm ruhen. »Du und nur du.« Das ist wirklich viel zu leicht, dachte er.
     
    Im Hotel steuerte er sofort die Bar an. Nur drei Pils während eines ganzen Essens, und er hatte einen Durst wie ein Kamel, das zu Fuß von Jerusalem nach Mekka gewandert ist. Ganz hinten in der Bar saß außerdem Rogersson mit einem Riesenbier und sah schwermütiger aus denn je, obwohl es in seiner Gegend genug freie Tische gab.
    Die vielleicht zwei Dutzend Presseleute und anderen Zivilisten, die sich im Lokal aufhielten, zogen es aus irgendeinem Grund vor, sich so weit wie möglich von ihm fortzusetzen.
    »Ich habe dem ersten Trottel, der sich hier niederlassen wollte, gesagt, dass ich ihm den Arm brechen würde, und also haben wir Ruhe«, erklärte Rogersson. »Was trinkst du übrigens? Jetzt bin ich an der Reihe«, fügte er hinzu.
    »Großes Stark«, sagte Bäckström und winkte einem Kellner, der aus irgendeinem Grund ziemlich skeptisch aussah. Du bist immer so diplomatisch, Rogge, dachte er.
    »Ist bei dir irgendwas passiert«, fragte Rogersson, als Bäckström sein Bier bekommen hatte und seinen ärgsten Durst stillte.
    »Hab mich ein wenig länger mit unserer Krisentherapeutin unterhalten«, sagte Bäckström und grinste. »Und danach musste ich pissen. Das macht für heute also dreimal.«
    »Und da hatte ich dich für einen normalen Menschen gehalten. Verdammt, warum redest du denn mit so einer?«, fragte Rogersson seufzend und schüttelte den Kopf.
    »Hör mal zu«, sagte Bäckström und beugte sich vor. Dann erzählte er die ganze Geschichte. Rogersson wurde sichtlich munterer, und danach blieben sie sitzen und tranken noch etliche Gläser, die Bäckström allesamt auf die für den Arbeitgeber bestimmte Gesamtrechnung setzen ließ. Und als es Zeit wurde, schlafen zu gehen, war das Lokal mehr oder weniger leer. Rogersson war fröhlicher geworden und hatte den Reportern, die noch herumlungerten und offenbar vorhatten, sich den Kopf vom Leib zu saufen, eine gute Nacht gewünscht.
    »Fahrt nach Hause, ihr blöden Wichser«, sagte Rogersson.
     
    17
     
    Växjö, Dienstag, 8. Juli Nicht alle Journalisten hatten sich offenbar an Rogerssons Rat vom Vorabend gehalten, denn schon zum Frühstück konnten Bäckström und seine Kollegen die letzte Sensation in der größten Abendzeitung lesen. ER WOLLTE LINDAS NACHBARIN ERMORDEN!, brüllte die Schlagzeile, während der Artikel auf den Seiten 6, 7 und 8 die ganze Geschichte erzählte: »Der Polizistinnenmörder wollte auch mich ermorden. Lindas Nachbarin Margareta erzählt.«
     
    »Was zum Teufel soll das denn nun wieder«, fragte Bäckström einen schweigenden Rogersson, der hinter dem Steuer ihres Dienstwagens saß, um die vierhundert Meter vom Hotel zur Wache zurückzulegen.
    »Gegen drei Uhr morgens wurde ich davon geweckt, dass jemand versuchte, in meine Wohnung

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