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Moerderische Idylle

Moerderische Idylle

Titel: Moerderische Idylle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif GW Persson
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sagte Brundin.
    »Wieso denn?«, fragte Bäckström. Weil der Arsch vermutlich aussieht wie du, dachte er.
    »Eine Drosselung seines Geschlechtstriebs würde natürlich seine sexuellen Phantasien verarmen lassen. Schlimmstenfalls könnte er der gerichtspsychiatrischen Forschung verloren gehen«, sagte Brundin mit dem Anflug eines Lächelns.
    »Ach so, ja«, sagte Bäckström, der ausnahmsweise einmal nicht so recht wusste, was er davon halten sollte.
    »Ich gehe davon aus, dass die Herren gerne einen Blick auf ihn werfen möchten«, sagte der Dozent.
    »Warum nicht«, sagte Bäckström. Immerhin etwas, das man beim Job in der Kaffeepause erzählen könnte, dachte er.
    Adolfsson hatte sich damit begnügt, mit einem jugendlichen und erwartungsvollen Funkeln in seinen kornblumenblauen Augen zu nicken.
    »Er liegt seit gestern Abend in einer Isolierzelle«, teilte Brundin mit. »Wir mussten ihn mit Medikamenten betäuben und dann fesseln, deshalb können Sie leider nicht mit ihm sprechen. Vermutlich hat er einfach jemanden vom Personal etwas über den Lindamord sagen hören und sich dann schrecklich aufgeregt.«
    Leszek »Leo« Baranski wirkte alles andere als aufgeregt, obwohl er aussah wie eine Illustration der Phantasien, die normalerweise seine Gedankenwelt bevölkerten. Aber er schien im Moment tief zu schlafen. Er lag in einem zehn Quadratmeter großen Zimmer in dem Korridor der geschlossenen Abteilung, wo die Isolierzellen untergebracht waren. Die gesamte Möblierung bestand aus einer am Boden befestigten Stahlpritsche. Leo lag auf dem Rücken, bewegungslos, den Kopf zur Seite gekippt, auf die rechte Wange. Klein und mager, wilder Lockenschopf und weiche, fast weibliche Züge. Bekleidet war er lediglich mit der kurzen Hose des Krankenhauses, auf deren Bund der Namenszug Sankt Sigfrid gedruckt war. Seine Arme waren mit breiten Lederriemen neben seinem Rumpf festgeschnallt. Er hatte die Beine ausgestreckt und gespreizt, und auch sie waren an den Fußknöcheln mit Lederriemen an der Pritsche befestigt.
    »Es wird noch mindestens sechs Stunden dauern, bis er wieder zu sich kommt«, teilte Brundin mit. »Wir binden immer zuerst seinen linken Arm los, damit er sich selbst von der ärgsten Angst befreien kann«, fügte er lächelnd hinzu.
    »Klingt praktisch«, sagte Bäckström. Und du glotzt derweil mit deinen Kumpels durch dieses kleine Fensterchen, dachte er.
     
    Beim Abschied wünschte Dozent Brundin ihnen viel Glück bei ihrer Arbeit und hoffte auf ein baldiges Wiedersehen. Er selbst hatte schon begonnen, eine kleine Abhandlung über diese neue und interessante Gruppe junger Täter mit ausländischer Herkunft zu skizzieren, die sexuelle Übergriffe begingen, weil ihnen in ihrer Kindheit oder Jugend Ähnliches zugestoßen war. Chaotisch und kräftig gestört natürlich, aber zugleich zu allem imstande, weshalb sie trotzdem nicht mit solchen wie Leo verwechselt werden durften.
    »Ich freue mich wirklich darauf, den Lindamann kennenzulernen. Vor allem, wo er doch einer ganz anderen Kategorie angehört als Leo«, sagte Brundin und lächelte sie freundlich an.
    »Den kennenlernen wollen wir wohl alle«, sagte Bäckström mit Gefühl und Überzeugung.
     
    »Wenn der Chef eine kleine persönliche Überlegung gestatten«, sagte Adolfsson, als sie durch die Krankenhaustore fuhren.
    »Shoot again«, sagte Bäckström.
    »Dieser Brundin scheint ja ein richtiges Herzchen zu sein«, sagte Adolfsson. »Richtiger Mann am richtigen Ort, wenn man das mal so sagen darf.«
    Du wirst es weit bringen, Junge, dachte Bäckström und begnügte sich mit einem zustimmenden Grunzen.
     
    16
     
    Auf der Wache bat Bäckström den jungen Adolfsson, ein Gedächtnisprotokoll über ihren Besuch in Sankt Sigfrid zu schreiben, während er sich selbst die Stapel auf seinem Schreibtisch vornahm. Es war nichts Aufregendes darunter, und niemand von den anderen im Zimmer schien dringend einen Tritt in den Hintern zu brauchen, um etwas zu leisten. Höchste Zeit fürs Hotel und ein Bierchen, beschloss Bäckström nach einem raschen Blick auf die Uhr, und gerade in dem Moment klingelte natürlich sein Mobiltelefon. Es war der langatmige Kollege von ViCLAS, der sich nach dem Besuch bei Leo erkundigen wollte.
    »Ich habe ihn und Brundin gesehen«, sagte Bäckström.
    »Ist Brundin der zuständige Betreuer?«
    »Ja«, sagte Bäckström und schaute wieder auf die Uhr. »Ich soll dich übrigens von ihm grüßen.«
    »Dann ist ja alles gut«, versicherte der

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