Moerderische Idylle
kleinen Egon ums Leben gebracht hatte. Rogersson seinerseits schien nicht einmal zu bemerken, dass Bäckström ihm aus dem Weg ging. Er war genau wie immer. So sind sie eben, die echten Psychopathen, dachte Bäckström. Die denken nur an sich. Rogersson schien aber ein etwas komplizierterer Mörder, denn in diesem Moment klopfte er an Bäckströms Tür. Es war ein überaus zaghaftes Klopfen für Rogerssons Verhältnisse, was sicher auf seinem schlechten Gewissen beruhte, dachte Bäckström, und als eine Art Versöhnungsgabe hatte Rogersson denn auch einen Kasten kaltes Bier und eine fast nicht geöffnete Flasche Whisky bei sich.
»Hier lässt du also den Schnabel hängen«, stellte Rogersson fest, und da Bäckström kein nachtragender Mensch war, hatten sie so langsam und auf die übliche Weise ihr Verhältnis normalisieren und die Beziehung, die es zwischen ihnen immer gegeben hatte, wieder aufnehmen können.
»Prost. Auf Egon«, sagte Rogersson.
»Prost, Bruder«, sagte Bäckström. »Auf Egons Wohl«, sagte er feierlich. Stand auf und hob sein Glas.
Am nächsten Morgen, nachdem er und Rogersson Totenwache für Egon gehalten hatten, konnte er endlich einen Verdächtigen aufs Korn nehmen, der diese Bezeichnung verdiente. Man könnte fast ein wenig fromm werden, dachte Bäckström, als er die vertrauten Vibrationen wahrnahm.
28
Schon vor der Besprechung am Morgen hatte Thoren seinen Bekannten bei der Göteborger Polizei angerufen und ihn um Hilfe bei der Erlangung der Speichelprobe vom Kollegen Karlsson dem Geilen gebeten. Sein Bekannter hatte versprochen, zumindest einen Versuch zu machen und sich so bald wie möglich wieder zu melden.
Danach hatte er den geilen Karlsson per Mobil angerufen und ihn sofort erwischt. Trotz der frühen Stunde saß Karlsson bereits in einem Straßencafe auf Marstrand und schaute den Mädels hinterher. Wie denn sein Sommer gewesen sei, wollte Thorens Bekannter wissen, der es immer für angeraten hielt, sich dem jeweiligen Thema behutsam zu nähern. Ganz phantastisch, sagte der geile Karlsson. Er war während des ganzen Urlaubs an der Westküste unterwegs gewesen. Hatte in Strömstad ganz oben im Norden angefangen und sich dann über Lysekil, Smögen und einige kleinere Orte, deren Namen er verdrängt hatte, vorgearbeitet. Jetzt saß er im Hafen von Marstrand, einige Dutzend Kilometer nördlich von Göteborg.
»Das hier ist einfach nicht wahr«, sagte Karlsson glücklich. »Hier gibt es unendlich viele Mädels. Die nehmen einfach kein Ende. Und was für ein Wetter, ich kann dir sagen, das spart Zeit.«
Der geile Karlsson sah überhaupt kein Problem in der Sache mit der freiwilligen DANN-Probe. Er hatte das schon zahllose Male gemacht, in Verbindung mit allerlei Vaterschaftsklagen in Schweden und dem Rest der Welt, und es war immer alles gut gegangen.
»Das ist doch phantastisch«, sagte der geile Karlsson und hörte sich jetzt noch glücklicher an. »Ich habe kein einziges Mal gepatzt. Offenbar bin ich immun gegen diesen Scheiß.«
Um Zeit zu gewinnen, hatten sie ausgemacht, dass der geile Karlsson - sowie sich in seinem gewaltigen Programm eine Lücke öffnete - draußen in Marstrand auf der Wache vorbeischauen und dort die versprochene Probe abliefern sollte.
Wozu das nun wieder gut sein soll, dachte Thorens Bekannter, als er den Hörer auflegte.
Adolfsson und von Essen hatten an der Morgenbesprechung nicht teilgenommen, da sie zur Speichelpatrouille der Ermittlung ernannt worden waren, und auch sie hatten den Tag erfolgreich begonnen. Zuerst hatten sie den Schießlehrer erledigt, der ein alter Bekannter von Adolfsson und ein Mitglied desselben Jagdvereins war wie er. Ermuntert durch diesen Erfolg hatten sie den Kollegen aus dem Lokal aufgesucht, der sich bisher geweigert hatte. Er saß zu Hause und feilte an seiner Klage für den Justizombudsmann herum, aber nachdem Adolfsson und von Essen ihm gut zugeredet hatten, war er dann ebenfalls zur Vernunft gekommen.
»Was machen wir jetzt«, fragte Adolfsson. Schließlich ist Gustaf hier der Chef, dachte er.
»Jetzt knöpfen wir uns den Aspiranten vor, der offenbar nicht ans Telefon geht«, sagte von Essen. »Damit wir alle durchhaben, die mit Linda in der Kneipe waren«, fügte er hinzu.
Bei der Besprechung am Morgen hatten sie zuerst den üblichen Lagebericht geliefert, und vor allem war von den DANN-Proben die Rede gewesen. Dieses eine Mal schienen außerdem sämtliche Anwesenden derselben
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