Moerderische Idylle
Meinung zu sein. Wenn sie es auf andere Weise nicht schafften, dann würde der Täter früher oder später in ihrem DANN-Netz hängen bleiben. Der Einzige, der Zweifel zum Ausdruck brachte, war Lewin.
»Solche Aktionen bergen ein großes Risiko«, sagte Lewin nachdenklich und nickte zu der Übersicht über die eingeholten Speichelproben an ihrem Schwarzen Brett hinüber.
»Wie meinst du das«, fragte Olsson.
»Es besteht das Risiko, dass man die Ermittlungsarbeit aus dem Griff verliert«, sagte Lewin. »Das wäre nicht das erste Mal, und es kann durchaus wieder passieren, dass wir zwar die DANN des Täters haben, ihn aber trotzdem nicht finden. Ich kann ein halbes Dutzend solcher Beispiele aus dem Ärmel schütteln.«
Sprich für dich selbst, du Scheißmeuterer, und ich werde jedenfalls die ganze Welt speicheln lassen, wenn es sein muss, dachte Bäckström.
»Was sagst du, Bäckström?« Olsson drehte sich zu ihm um.
»Ich höre das nicht zum ersten Mal«, sagte Bäckström kurz. »Seltsamerweise aus demselben Mund«, fügte er hinzu, was ihm mehrere frohe Gesichter einbrachte. »Es geht jetzt darum, alle auszuschließen, die mit dem Fall nichts zu tun haben«, sagte Bäckström dann. »So früh wie möglich, und besser kann man die Ermittlungen gar nicht im Griff haben, wenn du mich fragst.« Und wenn du dich um deinen Kram kümmerst, dann kümmere ich mich um den Rest, dachte Bäckström und starrte Lewin sauer an.
Alle am Tisch nickten zustimmend, und Lewin begnügte sich mit einem Schulterzucken. Dann wurde das Thema aufgegeben, und sie sprachen über die Belohnung, die Lindas Vater aussetzen wollte.
»Er hat mich und den Bezirkspolizeichef angerufen«, sagte Olsson und reckte sich aus irgendeinem Grund. »Ich fürchte ja, das könnte vielleicht das falsche Signal aussenden… wenn wir so früh, meine ich… denn es ist doch noch keine zwei Wochen her… eine Belohnung versprechen.«
Scheißgefasel, dachte Bäckström, und wenn er nicht den halben Tag hier sitzen bleiben wollte, dann sagte er lieber selbst, was Sache war.
»Die Sache ist folgendermaßen«, sagte Bäckström. »Wenn es jemand ist, den wir kennen, dann finden wir ihn auch so, egal, ob er das irgendwelchen Bekannten erzählt hat, die jetzt, wo es ein paar Kronen dafür gibt, vielleicht daran denken, uns Bescheid zu sagen. Und wenn es ein richtiger Verrückter ist, wie manche zu glauben scheinen, dann hat er vermutlich niemanden, mit dem er darüber sprechen kann, und dann hilft uns eine Belohnung auch nicht weiter. Wenn es aber ein ganz normaler Drogenkrimineller ist, dann wissen inzwischen bestimmt alle seine Kumpels davon, und dann kann es die Sache möglicherweise beschleunigen, aber früher oder später erfahren wir es auf jeden Fall.«
»Darf ich das so verstehen, dass eine Belohnung deiner Meinung nach unseren Ermittlungen jedenfalls nicht schaden kann«, fragte Olsson vorsichtig.
»Von wie viel ist die Rede«, fragte Bäckström. Versteh das, wie du willst, du blöder Dussel, dachte er.
»Der Papa hat eine Million vorgeschlagen. Für den Anfang«, sagte Olsson, und plötzlich war es sehr still im Raum.
»Was ist das denn für ein Blödsinn«, sagte Bäckström. »Der Alte muss doch total den Verstand verloren haben.« Gebt lieber mir das Geld, dachte er.
»Was kostet hier in der Stadt ein Schuss«, fragte Rogersson plötzlich und nickte einem Kollegen aus Växjö zu, der von der Drogenfahndung abkommandiert worden war.
»Kommt drauf an, was du willst«, sagte der Drogenfahnder. »Wie oben in der Großstadt, schätz ich mal. Von einem Fünfhunderter aufwärts kriegst du Heroin. Amphetamin kriegst du für zwei Hunderter. Zu rauchen gibt es wohl mehr oder weniger gratis, wenn du in Kopenhagen vorbeischaust.«
»Ja Scheiße, was wollen solche Leute mit einer Million«, sagte Bäckström. »Da werden uns doch bescheuerte Junkies die Bude einrennen und versuchen, uns jede Menge Unsinn zu verkaufen. Keine Belohnung«, sagte Bäckström und erhob sich. »Und wenn das alles war, dann schlage ich vor, dass wir jetzt etwas leisten.«
Nach dem Mittagessen verzog sich Bäckström in sein Zimmer und schaltete die rote Lampe ein, um mit seinen Gedanken in Ruhe gelassen zu werden. Er streckte sich schon lange nicht mehr auf dem Schreibtisch aus, und in diesem Zimmer gab es nicht einmal ein bequemes Kissen. Man könnte vielleicht in einem kleinen Laden in der Stadt vorbeischauen, dachte er, doch im selben Augenblick wurden diese
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