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Mörderische Kaiser Route

Mörderische Kaiser Route

Titel: Mörderische Kaiser Route Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Lehmkuhl
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einmaligen Übernachtungsmöglichkeit zu äußern.
    Die Quartierfrage war kein Problem und während ich unsere Fahrräder in einem Kellerraum absicherte, sprang mein Brötchengeber in unserem Doppelzimmer schon unter die Dusche. So bekam er nicht mit, dass sich sein Handy wieder bemerkbar machte. Eigenmächtig meldete ich mich und nahm das Gespräch entgegen.
    Anschließend hatte ich ein Problem mehr, wie ich mir sagen musste. Mit hinter dem Kopf verschränkten Händen legte ich mich lang ausgestreckt aufs Bett, mit großen Augen starrte ich die weiße Zimmerdecke an. Leise pfiff ich eine meiner Lieblingsmelodien vor mich hin.
    „Was gibt’s, mein Freund?“ Dieter spürte sofort, dass etwas nicht stimmte, als er aus dem Badezimmer trat. Ich sah ihn müde an. „Unser neuer Freund aus Paderborn, der Kommissar, hat gerade angerufen. Er hat wahrscheinlich die Drahtschlinge gefunden, mit der Roswitha Thiele erdrosselt worden ist.“
    „Wo?“
    „In ihrem Elternhaus, im Zimmer ihres Bruders. Die Schlinge hat in einer Schreibtischschublade gelegen.“ Ich erhob mich ächzend und kleidete mich langsam aus. „Dietrich wollte den Eltern die Todesbotschaft überbringen und hat bei dieser Gelegenheit darum gebeten, sich einmal die Zimmer der beiden Kinder ansehen zu dürfen. Wohl in der Hoffnung, eventuelle Hinweise auf den Tod zu finden“, berichtete ich. „Dabei ist er auf die Drahtschlinge gestoßen. Wie sie dort hingekommen ist, wissen die Eltern anscheinend nicht.“
    Dieter pustete durch und fuhr sich mit den Händen durch das nasse Haar.
    „Soll das etwa bedeuten, dass Roswitha von ihrem Bruder umgebracht worden ist?“
    „Ich weiß es nicht“, stöhnte ich. „Ich weiß bald gar nichts mehr.“
    Ich wollte nur noch unter die Dusche, danach einen Salatteller essen und viel dabei trinken und anschließend auf mehreren Notizzetteln die vielen Fakten und Zufälle aufschreiben, mit denen wir zugeschüttet wurden, um sie ein wenig zu sortieren.
    „Warum mache ich das eigentlich?“, fragte ich Dieter, als wir im Bett lagen.
    „Weil du das Verbrechen anziehst und weil du Ungerechtigkeit nicht leiden kannst, Tobias“, antwortete mein Freund gelassen. „Und weil du glauben willst, dass Franz Schlingenhagen kein Mörder ist, wobei noch erschwerend hinzukommt, dass Schlingenhagen senior unser Mandant ist, dessen letzten Auftrag wir leider nicht erfüllen konnten.“
Goldkettchen und Stacheldraht
    Für den Möhnesee hatte der überhebliche Schnösel Schulz nur ein verächtliches Naserümpfen übrig, als wir am nächsten Morgen mit dem ständigen Blick zum Wasser gen Westen radelten.
    „Das ist doch gar nichts“, meinte er abfällig in seinem Vergleich des Gewässers mit dem Rursee vor seiner Aachener Haustür.
    Ich schwieg zu dieser unsachlichen Aussage, konzentrierte mich lieber auf die Suche nach den Symbolen der KaiserRoute, die uns vom See weg über Günne nach Nierderemse und nach Oberemse führte. Vor Bremen entschied ich mich für die nördliche Route. Auf der Höhe des Haarstranges hielt ich an und genoss den prächtigen Ausblick in die Weite der Hellwegbörde und auf die Stadt Werl.
    „Da ist etwas mehr los als in deiner Kaiserstadt“, stichelte ich und deutete mit dem Finger auf die Kulisse am Horizont. „Die Stadt gehört mit rund einer viertel Million Pilgern pro Jahr zu den zehn größten Marienwallfahrtsstätten der Welt. Ob dein Kaiser auch da war bei seinem Feldzug gegen die bösen Sachsen?“
    „Na und? Keine Ahnung“, kommentierte Dieter lediglich und radelte unverdrossen weiter.
    Durch einen Wald näherten wir uns Wickede, wo wir auf die Ruhr stießen. Das nächste größere Etappenziel setzte bei Dieter offenbar Sprinterqualitäten frei. Jedenfalls versuchte er, bei der Tour durch das Ruhrtal mit Höchstgeschwindigkeit vorwärts zu kommen, um erst in Fröndenberg abrupt abzubremsen.
    „Du wandelst wohl auf den Spuren von Erik Zabel?“, fragte ich Schulz verwundert, als wir in einem Hotel an der Ruhrbrücke eine Kaffeepause einlegten. Fröndenberg ist immerhin der Wohnort des deutsche Radprofis, der bei der Tour de France schon so manche Etappe im Spurt gewonnen hat. Dieter grinste mich an.
    „Einer von uns beiden muss doch aufs Tempo drücken. Mit deinem Schneckentempo und bei deinen ständigen Landschaftsbetrachtungen kommen wir nicht vorwärts.“
    Ich kam nicht dazu, auf die dumme Bemerkung zu reagieren. Zwei Männer, die ins Hotel getreten waren, zogen meine Aufmerksamkeit auf

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