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Mörderische Kaiser Route

Mörderische Kaiser Route

Titel: Mörderische Kaiser Route Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Lehmkuhl
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getroffen haben“, klärte uns der Kommissar auf. „Passt doch“, kommentierte ich trocken, „erst saufen, dann bumsen, dann krepieren.“
    „Ich vermute, so ist es gewesen“, bestätigte Dietrich. „Wissen Sie, was das Schlimmste ist?“, fragte er mit melancholischer Stimme und gab sich selbst die Antwort: „Ich muss gleich den
    Eltern Thiele sagen, dass sie ihr zweites Kind verloren haben.“ Er ging nach einem kurzen Abschiedsgruß in den Versammlungsraum und schloss die Tür hinter sich.
    „Glaubst du etwa an einen Zusammenhang zwischen dem Mord an Roswitha Thiele, dem Selbstmord ihres Freundes Franz Schlingenhagen und dem Ableben ihres Bruders?“, fragte Dieter, nachdem wir nach langer Zeit endlich in einem Café bedient wurden. Üblicherweise erwarteten die Cafés im Schatten der Wewelsburg offenbar ihre Gäste erst nach dem Kirchgang und der war noch nicht beendet.
    Ich wusste keine Antwort und reagierte mit einer Gegenfrage.
    „Glaubst du etwa an einen Zufall?“
    „Vielleicht.“ Dieter lächelte grimmig. „Ich glaube, wir nennen es eine unglückliche Verkettung von nicht vorhersehbaren Ereignissen. Der Mord an dem Mädchen und der Selbstmord des vermeintlichen Mörders ergeben für sich betrachtet einen Sinn, wenn wir einmal unterstellen, dass tatsächlich Schlingenhagen der Mörder ist. Auch ist es durchaus im Rahmen des Erklärbaren, dass ein Volltrunkener nach einem Saufgelage aus dem Fenster stürzt. Das kommt immer wieder vor. Und ich würde es als Ironie des Schicksals bezeichnen, dass der Volltrunkene ausgerechnet der Bruder des ermordeten Mädchens ist. Vielleicht hat er sich ja aus Trauerschmerz voll laufen lassen.“ Dieter griff zu seinem Kaffee und trank. „Das scheint mir noch die plausibelste Lösung. Oder?“
    Mir fiel keine vernünftige Erwiderung auf diese oberflächliche Folgerung ein. Ich stand auf und wollte gehen.
    „Du zahlst“, sagte ich bloß.
    Ich hatte schon einen Blick auf die Radwanderkarte geworfen, als Dieter endlich nachkam. Der Weg zum Flughafen war zwar nicht weit, aber nicht gerade eben. Wir hechelten nach Luft, als wir nach einer Schussfahrt von der Wewelsburg und durch den Ort ins Flusstal der Alme auf der anderen Seite wieder bergauf mussten. Ich wollte nur hoffen, dass diese Steigung eine der Letzten war.
    Unsere Urlaubsfahrt fing wirklich nicht besonders gut an. Nicht nur Tote, sondern auch steile Berge säumten unseren Weg. Da war an erholsame Ferien nur noch bedingt zu denken. Auf dem Flugplatz war das anders. Da dachte offenbar jeder an Ferien. Die Urlaubsreisenden tummelten sich scharenweise in dem modernen, zweckmäßigen Flughafengebäude. „Anders als dein Maastricht-Aachen-Airport“, bemerkte ich zu Dieter. „Im Vergleich zu diesem Regionalflughafen ist der MAA die letzte Provinzklitsche.“ Aufmerksam hatte ich mir die Flugpläne sowie die Schalter der verschiedenen Fluggesellschaften und Reisebüros angesehen.
    „Wir können ja mal fragen, wann der nächste Flieger nach Aachen geht,“ schlug ich Dieter trocken vor und trat an den Eurowingsschalter. „Wie komme ich am besten von hier nach Aachen?“, fragte ich allen Ernstes die lächelnde Mitarbeiterin und beobachtete aus dem Augenwinkel, wie sich mein Chef brüsk abdrehte, als wollte er mit mir nichts zu tun haben.
    Die junge Frau sah mich einen Augenblick skeptisch an, dann rief sie laut in den Raum: „Ike, kennst du die schnellste Verbindung nach Aachen?“
    Ihre Kollegin Ike kannte sich offensichtlich aus im bundesdeutschen Luftraum.
    „Da musst du eine Maschine chartern“, antwortete sie laut. „Nach Merzbrück oder nach Maastricht?“, rief sie fragend aus einem hinteren Raum zurück und die junge Frau gab die Frage an mich weiter.
    Ich winkte dankend ab und erklärte, ich würde doch lieber den Zug nehmen.
    „Du bist unmöglich“, zischte Dieter, als wir vom vollen Restaurant auf die Start- und Landebahn schauten. Gerade im Moment war eine moderne Boeing der Air Berlin aus Mallorca eingeflogen. „Benimm dich doch endlich einmal wie ein erwachsener Mann.“
    Ich grinste ihn nachsichtig an und griff zu meinem Mineralwasser.
    „Merkst du denn nicht, dass ich mitten in der Recherche zur Aufdeckung eines Mordes bin, mein Freund?“
Reise an die Nordsee
    Offenbar hatte ich mit meiner Bemerkung Dieter eine Nuss zu knacken gegeben, die für ihn zu hart war. Jedenfalls schwieg er unentwegt, während wir in Ahden zurück auf die Kaiser-Route fuhren und unser nächstes Etappenziel

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