Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mörderische Kaiser Route

Mörderische Kaiser Route

Titel: Mörderische Kaiser Route Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Lehmkuhl
Vom Netzwerk:
Alkohol und Nikotin, danach stand mir nicht der Sinn; die Zeiten der Exzesse lagen längst hinter mir, ich mochte es lieber bescheiden und zurückhaltend. Manchmal ging es aber nicht anders.
    „Du bist halt ein richtiger Biedermann, Tobias“, bemerkte Dieter grinsend, als wir in einem Restaurant aßen. „Du kannst kein Wässerchen trüben.“
    Ich wusste, dass er es nicht ernst meinte, aber ich war durchaus damit einverstanden, dass viele unserer Mandanten, vor allem aber die Möchtegerne und Wichtigtuer glaubten, ich sei harmlos und vorsichtig von der Haarspitze bis zum kleinen Zeh. Ich konnte gut damit leben und freute mich jedes Mal spitzbübisch, wenn mir wieder einmal ein Tolpatsch auf den Leim gegangen war. Aber diesmal stand ich mit meinem Leimeimer allein herum. Da gab es offenbar niemanden, den ich mir schnappen konnte.
    „Meinst du, der Attentäter will es noch einmal versuchen, uns auszuschalten? Und wenn, warum?“
    „Keine Ahnung“, bekannte Dieter freimütig. „Ich weiß nicht einmal, aus welcher Motivation heraus uns jemand ans Fell will.“
    Wer wusste, wo wir waren? Wer wusste, was wir taten? Wem passte es nicht, dass wir das taten, was wir taten? „Oder von dem er annimmt, dass wir es tun?“, setzte Dieter meine Gedanken fort. Er nahm die Zettel in die Hand, auf der ich meine Notizen gekritzelt hatte. „Schlingenhagen“ stand da, „Roswitha, Bruder, Wewelsburg, Drahtschlinge, Stacheldraht.“ „Kann ich beim besten Willen nicht viel mit anfangen“, bekannte mein Freund ehrlich. Ich lächelte.
    „Mit viel Fantasie kannst du daraus die tollsten Geschichten machen. Aber ich will keine Geschichten erfinden, ich will die Wahrheit herausbekommen.“ Ich stopfte die Zettel in meine Hosentasche. „Ich sammele weiter. Vielleicht löst sich ja alles in Nichts auf, vielleicht sind wir aber auch einer ganz gewaltigen Sauerei auf der Spur.“
    Ich nahm einen Schluck aus meinem Wasserglas. „Bestimmt findet die Geschichte ein Ende, wenn wir in Aachen angelangt sind und unser Urlaub beendet ist.“ Mein langes Gähnen steckte Dieter an. Auch er schlug vor, frühzeitig zu Bett zu gehen, damit wir am nächsten Morgen fit genug waren, um die Kilometer aufzuholen, die wir heute vernachlässigt hatten.
    Wir lagen schon unter den Decken, als Dieters Handy lärmend auf sich aufmerksam machte. Vorsichtig meldete sich mein Freund, um dann einen lockeren Tonfall einzuschlagen. Ich beobachtete ihn, wie er im Verlaufe des Gesprächs immer konzentrierter wurde, nur noch zuhörte und schließlich mit der Zusicherung auflegte, er werde morgen im Laufe des Nachmittags während der Dienstzeit zurückrufen. Auf einem Zettel notierte er eine Rufnummer.
    „Tobias, in welchen Schlamassel sind wir da nur hineingeraten?“, fragte er mich sinnierend. Verständlicherweise konnte er von mir keine Antwort erwarten und so fuhr er fort. „Das war Kommissar Dietrich aus Paderborn. Er hat das Untersuchungsergebnis von Franz Schlingenhagen.“
    „Und?“, fragte ich gespannt. „Was gibt’s?“
    „Franz Schlingenhagen war nicht der Vater.“
    „Wie bitte?“ Ich musste mich verhört haben, aber offenbar war mein Gehör vollkommen intakt.
    „Franz Schlingenhagen war nicht der Vater“, wiederholte Dieter laut und deutlich.
    „Warum aber hat er dann Roswitha umgebracht?“, fragte ich spontan.
    Oder war er etwa gar nicht der Mörder? Ein wahrscheinliches Motiv war jedenfalls hinfällig geworden. Und warum hatte Franz Schlingenhagen Selbstmord begangen, obwohl er vielleicht nicht der Mörder war? Dieter wollte sich nicht auf eine Diskussion einlassen.
    „Es kommt noch besser“, sagte er vielmehr erregt. „Mit der Drahtschlinge, die bei ihrem Bruder gefunden wurde, ist Roswitha getötet worden, so viel steht fest. Man hat Hautpartikel von ihr an dem Mordinstrument gefunden.“ Mein Freund schüttelte den Kopf. „Aber Roswithas Bruder war während der errechneten Tatzeit überhaupt nicht im Lande. Er ist nachweislich mit dem Luftshuttle am Tag vor ihrem Tod gemeinsam mit einem Freund von Paderborn nach Mallorca geflogen und erst zwei Tage danach zurückgekommen. Er hatte den Kurzurlaub bei einer Tombola auf einem Schützenfest in einem Dorf mit dem Namen Upsprunge gewonnen. Die Zeugenaussage seines Freundes und die Unterlagen von Air Berlin sind lückenlos. Außerdem ist er auf den Videoaufzeichnungen in den Flughäfen einwandfrei bei Abflug und Ankunft identifiziert worden.“
    Jetzt passte überhaupt nichts mehr

Weitere Kostenlose Bücher