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Mörderische Kaiser Route

Mörderische Kaiser Route

Titel: Mörderische Kaiser Route Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Lehmkuhl
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aber das konnte doch kein Grund sein, uns zu mustern wie Kälber auf einer Viehauktion.
    Böhnke lächelte die Frau gewinnend an, stellte sich höflich vor und nannte uns seine Begleiter. Bereitwillig hielt er der Seniorin den Dienstausweis entgegen, den sie nahm und ausgiebig studierte, ehe sie ihn zustimmend zurückgab.
    „Was kann ich für Sie tun, Herr Kommissar?“, fragte sie beruhigt. Dieter und mich nahm sie nicht zur Kenntnis. Sie machte keine Anstalten, die Sicherungskette zu lösen und ließ uns im Treppenhaus stehen.
    Mich wunderte die Frage. Üblicherweise fragten Menschen in einer derartigen Situation besorgt danach, ob etwas passiert sein. Böhnke musste erneut lächeln. „Wohnt in diesem Haus Karl Schlingenhagen?“
    Sofort änderte sich die Miene der Frau. Unmut machte sich in ihrem Gesicht breit.
    „Der wohnt hier. Oben rechts und das gesamte Dachgeschoss.“ Ihrem Tonfall entnahm ich, dass sie Schlingenhagen nicht gerade zu ihren besten Freunden zählte. Die Seniorin lachte kurz auf. „Wenn man das überhaupt wohnen nennen kann. Manchmal ist Schlingenhagen wochenlang weg. Dann lässt er den Hausflur von seiner Nachbarin putzen.“
    Was Schlingenhagen tue und wo er zu finden sei, fuhr Böhnke fragend fort. Die Antworten konnte ich mir denken und die Frau enttäuschte mich nicht.
    „Der tut überhaupt nichts“, sagte sie verbittert, „der lungert nur nichtsnutzig herum. Wissen Sie nicht, dass das der Sohn des Aachener Fabrikanten Schlingenhagen ist?“
    Der Kommissar tat erstaunt. „Tatsächlich?“
    Die Frau nickte in ihrem Türschlitz. „Es ist so.“
    „War er denn die letzte Zeit hier?“
    „Nicht immer“, bekam Böhnke zur Antwort. „Aber er hatte Besuch. Auch so ein schräger Vogel wie er selbst. Der war mit seinem Sportwagen hier und hat mehrere Tage im Haus übernachtet. Ich glaube, sie sind vor einer knappen Stunde weggefahren.“
    Ob sie den anderen Mann kenne, wollte der Kommissar wissen, doch musste die Frau bedauernd verneinen. Sie könne allenfalls eine ziemlich genaue Beschreibung abgeben. „Der ist so auffällig, den erkenne ich überall wieder.“ Der Mann habe immer schwarze Lederkleidung getragen, Stiefel, Hose, Jacke und Hut. „Dann hatte er langes, rotes, gewelltes Haar und eine extrem wulstige Unterlippe. Er ist ungefähr so alt wie Schlingenhagen.“ Mehr wisse sie nicht, mehr könne sie nicht sagen. Falls ihr noch etwas einfiele, würde sie Böhnke gerne anrufen, bot die Seniorin an.
    Wir wollten uns verabschieden, als die Haustür geöffnet wurde. Ein biederes Ehepaar in den Vierzigern trat ein und sah uns erstaunt an. Wir seien von der Polizei, kam uns die Nachbarin zuvor und wollten etwas über den Schlingenhagen wissen.
    Der Mann, wahrscheinlich Postbeamter oder Bankangestellter, konnte sich ein schadenfrohes Grinsen nicht verkneifen. „Haben Sie diesen nutzlosen Glücksritter endlich am Schlafittchen?“
    „Wieso denn?“, fragte ich ungeniert und steckte ungerührt den mahnenden Blick von Böhnke ein. „Hat er etwas angestellt?“
    „Bei dem weiß man nie“, antwortete der Hausbewohner. „Ich möchte wissen, wovon der lebt. Der kann nicht ganz sauber sein, auch wenn er Fabrikantensohn ist.“ Der Mann redete sich in Fahrt und plauderte ungefragt weiter. „Der macht nichts und lebt in den Tag hinein. Und der Typ, der zu Besuch ist, ist nicht besser. Das ist nur eine Frage der Zeit, bis die auffallen.“ „Kennen Sie den Besucher?“, hakte Böhnke nach. „Kennen ist zu viel gesagt. Ich weiß nur, dass er hier ein und aus ging. Sonst hatte Schlingenhagen fast nie Besuch, jedenfalls haben wir den nie mitbekommen. Aber dieser Kerl ist mir sofort aufgefallen“, sagte der redselige Mann. Er schluckte. „Unangenehm, denn er hat seinen Wagen direkt vor dem Haus auf meinem Parkplatz abgestellt. Als ich ihn bitten wollte, den Wagen wegzufahren, hat mich der Widerling auch noch angepöbelt.“
    Ich hörte aufmerksam zu. Der Mann hatte tatsächlich etwas zu sagen.
    „Können Sie ihn beschreiben?“, fragte Böhnke vorsichtig.
    Der Mann nickte.
    „Kein Problem. Er war immer ganz in Leder gekleidet, nur schwarzes Zeug und hatte langes, rotes Haar.“
    „Und eine dicke Unterlippe.“ Zum ersten Mal hatte sich die Gemahlin in das Gespräch eingeschaltet. „So eine wulstige Lippe habe ich noch nie gesehen.“
    „Der war nicht von hier“, ergänzte ihr Gatte. „Nach dem Autokennzeichen zu urteilen, kommt er aus Paderborn. Der fuhr so einen japanischen

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